Zu den Dörfern der tibetischen Tamang
Von Lama Hotel nach Syabru (3 Tage)
15.Tag: Lama Hotel - Briddhim
Bisher ist unser Trekking vollständig nach Plan verlaufen und so wollen wir die uns noch verbleibenden Tage zu einem Besuch einiger Dörfer im Tal des aus Tibet kommenden Bhote Koshi Flusses nutzen. Die Bevölkerung der Region ist aus Tibet zugewandert und bezeichnet sich inzwischen der Bevölkerungsgruppe der Tamang zugehörig, um in Nepal anerkannt zu werden. Doch dabei hat sie viele ihrer ursprünglichen Bräuche (zum Beispiel die typischen Kopfbedeckungen der Frauen) bewahrt.
Etwas unterhalb von Lama Hotel zweigen wir an einer Lodge vom Haupttrail rechts ab und steigen zum Panoramaweg hinauf, der sich hoch am Hang über der Schlucht des
Langtang Khola nach Westen zieht. Wir kommen durch das kleine Dorf Sherpagaon und erreichen einige Zeit danach einen schönen Aussichtspunkt auf den vor uns liegenden Ganesh-Himal. Nun geht es im Wald
steil hinab und durch Terrassenfelder kommen wir zum Dorf Khangjim. Dumpfe Trommelklänge klingen zu uns herauf und ziehen uns an. So gelangen wir zu einer Menschenmenge am Dorfrand, die eine
Trauerfeier begeht. Wir werden nach dem Woher und Wohin gefragt und mit Dal Bhat verköstigt. Nach der Verabschiedung durchqueren wir das Dorf und gehen am Hang entlang teilweise durch
lichten Wald zur großen, in Terrassen an den Hang gebauten Siedlung Briddhim. In einem Guesthouse am oberen Ortsrand fragen wir nach einem Zimmer. Hier steckt der Trekkingtourismus noch in den
Kinderschuhen. Unsere Unterkunft ist wie das Zimmer eines Jugendlichen mit Postern indischer Pop- und Filmsternchen tapeziert. Das abendliche Mahl ist sehr einfach und wir wünschten uns, dass unser
junger Gastgeber statt flammende politische Reden zu halten, lieber den Ofen anfeuern würde, doch das Zimmer bleibt kalt.
16. Tag: Briddhim - Naghtali
Von Briddhim führt der Weg steil hinab zum Fluss. Unterwegs werden wir aus einigen Türen neugierig, manchmal auch etwas misstrauisch beäugt. Trekkingtouristen sind hier noch nicht alltäglich. Dann erreichen wir die neue, in der Karte noch nicht eingezeichnete Hängebrücke über den Bhote Koshi und überqueren den Fluss. Ein deutlicher Weg windet sich am anderen Ufer im Wald in Richtung Thuman hinauf und endet plötzlich im Nichts. Wir sind etwas ratlos und gehen ein Stück zurück. Ein kleinerer Weg zweigt in südlicher Richtung ab, steigt etwas an und verläuft dann zwischen Feldern zu einem Bauernhaus. Eine alte Frau kann mit unseren Fragen nichts anfangen. Aus einiger Entfernungen beobachten uns einige Menschen, die auf dem Feld arbeiten. Als wir weiterhin hilflos um uns schauen, kommt einer von ihnen - ein Mann mittleren Alters - angelaufen. Er versteht unsere Fragen bezüglich des Weges nach Thuman. Er bedeutet uns, ihm zu folgen und führt uns eine gute halbe Stunde durch ein Gewirr von kleinen Pfaden und über Felder, bis wir schließlich auf einen großen Weg gelangen, der nach Thuman hinaufführt. Eine Belohnung als Dankeschön für seine Mühen lehnt er zunächst ab, freut sich dann aber doch über den kleinen Zuverdienst. Nun ist der Aufstieg nicht mehr zu verfehlen und wir erreichen bald Thuman. Das Dorf ist eines der schönsten auf unserer Tour mit herrlichen Blicken ins Tal und bis nach Tibet hinein. Noch gibt es nur ganz wenige kleine Unterkünfte, doch an einigen Stellen werden bereits neue Lodges gebaut. Der neue Tamang Heritage Trail soll auch hier die touristische Entwicklung bringen. Wir essen eine einfache Nudelsuppe und steigen dann weiter den Hang hinauf, denn wir wollen noch bis nach Nagthali. Inzwischen sind Wolken aufgezogen und senken sich in den Wald herab, durch den wir bergan gehen. Es wird empfindlich kühl und die Sicht ist durch den Nebel minimal. Wir verlassen endlich den Wald und kommen auf einen Sattel. Nach kurzer Orientierung finden wir eine geöffnete Lodge in der noch ein französisches Paar am Ofen sitzt und auf die erhoffte Fernsicht zum Ganesh Himal wartet. Doch an diesem Nachmittag haben wir damit kein Glück mehr.
17. Tag Naghtali - Syabru
Auch am nächten Morgen ist der Bergrücken noch in dichten Nebel gehüllt. Doch als wir einen Spaziergang über das Plateau machen, zeichen sich erste Wolkenlücken und wenig später haben wir die erhofften Blicke auf den Ganesh-Himal. Dann brechen wir zum letzten Trekkingetappe auf. Angesichts des Langtang II steigen wir wieder nach Thuman hinab. Jetzt nehmen wir uns etwas mehr Zeit, das Dorf zu erkunden. Auf der Bank vor einer Lodge essen wir Mittag. Überall sind Menschen mit der Ernte oder handwerklichen Arbeiten beschäftigt. Dann geht es den Weg in das Tal des Bhote Koshi hinunter. Am Ortsrand von Syabru kommen wir an einer Militärniederlassung vorbei und sehen zum ersten Mal nach zweieinhalb Wochen wieder ein Auto. In einem kleinen Hotel an der Hauptstrasse des unattraktiven und staubigen Ortes nehmen wir uns ein Zimmer. In der Nacht überfällt Reimar eine Magen-Darm-Verstimmung - eine äußerst unpassende Voraussetzung für die anstehende Busfahrt nach Kathmandu
Noch in der Morgendämmerung ergattern wir zwei Bustickets für die 170 km lamge Fahrt in die Hauptstadt. Immerhin bekommen wir noch Plätze auf der letzten Bank und müssen nicht aufs Dach klettern, wo sich Gepäck und zahlreiche Fahrgäste drängen. Die Straße ist eher ein löchriger Feldweg, meist in den steilen Hang gebaut und teilweise abenteuerlich abgerutscht. Wir kommen kaum voran. Einmal müssen gar alle Fahrgäste vom Dach absteigen, damit wir eine Steigung hinaufkommen. In allen Orten gibt es kleine Pausen. Reimar leidet unter seiner Unpässlichkeit. Zwei Reifen platzen und müssen gewechselt werden, auch das Getriebe muss unterwegs ausgetauscht werden. Nach insgesamt 11 Stunden nervenzerreibender Fahrt erreichen wir im Dunkeln schließlich Kathmandu.