Capitol Reef National Park (Utah - Colorado Plateau)

(Oktober 2018)

Der Capitol Reef National Park liegt zwar genau in der Mitte der fünf Nationalparks im Süden Utahs, erhält aber zumeist recht wenig Beachtung. Auf den ersten Blick scheinen ihm außergewöhnliche Attraktionen zu fehlen und aufgrund seiner großen Nord-Süd-Ausdehnung sind weite Bereiche nur schwer erreichbar, da er nur von einer asphaltierten Straße in Ost-West-Richtung durchquert wird. Aber schon im gut erschlossenen Umfeld der Utah State Route 24 und des Scenic Drive erhält man spannende Einblicke in Natur und Geschichte der Region und hat darüber hinaus die Möglichkeit, auf dem sehr schön gelegenen Campingplatz des Parks zu übernachten.

Das Hauptmerkmal des Parks ist die sogenannte Waterpocket Fold, eine 150 km lange, kontinuierliche Auffaltung von Gesteinsschichten, die vor 70 bis 50 Millionen Jahren, also lange vor der Hebung des Colorado Plateaus erfolgte. Ursprünglich wurden die Schichten westlich der Falte mehr als 2000 m über die östlichen angehoben. Durch die Erosion wurden die oberen Lagen vollständig abgetragen und die heute sichtbaren Sedimentgesteine freigelegt. Dabei entstanden äußerst vielfältige und zerklüftete Felsformationen in warmen Farben. Eine Besonderheit sind viele kleine Becken und Aushöhlungen, in denen sich Regenwasser sammelt – die „Waterpockets“. Sie sicherten das Überleben in der sehr trockenen Umgebung für Tiere und Ureinwohner. Den heutigen Namen erhielt der Gebirgszug und damit auch der Nationalpark von frühen weißen Entdeckern, die in der Waterpocket Fold ein nahezu unüberwindliches Hindernis, wie ein Riff im Meer sahen. Die Form einer Sandsteinkuppel erinnerte sie außerdem an die Kuppel des Kapitols in Washington.

Schon 700 n. Chr. lebten Fremont-Indianer entlang des Flusses, der den Park durchquert. Sie verschwanden aus ungeklärten Ursachen um das Jahr 1250 und hinterließen lediglich einige Felsmalereien und -gravuren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drangen die ersten weißen Pioniere und Entdecker in die unzugängliche Region vor. Die Capitol Gorge wurde zur wichtigsten Reiseroute durch die Waterpocket Fold. In den 1880

In den 1880ern begannen Mormonen erste Siedlungen am Fuß der Berge zu gründen. Eine dieser Gemeinden, die zunächst Junction hieß und später in Fruita umbenannt wurde, lag am Fremont River und konnte sich etablieren, obwohl hier nie mehr als 10 Familien lebten. Man lebte weitgehend als Selbstversorger von Ackerbau und in geringem Umfang auch Bergbau (Uran). Eine Besonderheit waren die ausgedehnten Obstgärten, die noch heute von der Nationalparkverwaltung unterhalten werden. Nach Gründung des Capitol Reef National Monument im Jahr 1937 (1971 zum Nationalpark erhoben) siedelten die letzten Bewohner allmählich in andere Regionen um. Heute sind noch einige der Gebäude von Fruita erhalten, wie das alte Schulhaus an der Utah State Route 24 sowie die Schmiede und das Gifford House nahe des Besucherzentrums.     

Wer nicht über ein geländegängiges Fahrzeug verfügt, wird die Erkundung des Parks auf die Aussichtspunkte und Wanderungen von den Trailheads an der Utah State Route 24 und am Scenic Drive beschränken. Doch bereits dann bieten sich schöne Touren an, von denen zwei besonders lohnende in der Folge vorgestellt werden.   

Information:

Eintrittspreise:

Die Durchfahrt auf der Utah State Route 24 sowie die Zufahrt zum Visitor Center und dem Campingplatz von Fruita sind kostenlos. Das gilt auch für alle so zu erreichenden Wanderungen. Lediglich für die Nutzung des Scenic Drive südlich des Campingplatzes wird ein Entgelt von 15 $ (zu zahlen an einer Self-Service-Station an der Straße) fällig. Der America The Beautiful Pass ist hierfür gültig.

 

Übernachtung:

Der Campingplatz von Fruita liegt wie eine Oase zwischen Obstplantagen in der wüstenartigen Umgebung. Er verfügt über 71 Plätze (20 $ pro Nacht) mit den üblichen Sitz- und Grillmöglichkeiten, aber über keine Duschen. Aufgrund seiner Beliebtheit ist eine frühzeitige Reservierung auf www.recreation.gov/camping/campgrounds/272245 in der Hauptreisezeit empfehlenswert. Vom Campingplatz hat man freien Zugang zu den Obstplantagen (v.a. Aprikosen und Äpfel). In der Erntezeit darf man kostenlos beliebig viel zum sofortigen Verzehr pflücken. Für das Mitnehmen von Früchten zahlt man einen angemessenen Obulus. Besonders in den Abend- und Morgenstunden kommen häufig Maultierhirsche zum Naschen an die Obstbäume und lassen sich ganz aus der Nähe beobachten.

Des Weiteren gibt es noch zwei sehr einfache und nur über raue Pisten zu erreichende Campgrounds in abgelegenen Regionen des Parks sowie die Möglichkeit zum freien Zelten im Rahmen einer Tour im Backcountry, wofür eine kostenlose Genehmigung im Visitor Center einzuholen ist.

Außerhalb des Parks bietet der kleine Ort Torrey 17 km östlich des Parks einige Übernachtungsoptionen in Motels und auf Campingplätzen.

Cassidy Arch Trail

Kurzer Ausflug zu einer sagenumwobenen Felsbrücke

2:00 Stunden

Der Aufstieg zum Cassidy Arch über der Schlucht des Grand Wash ist eine perfekte Kurztour für den Nachmittag. Dann lässt die Sonne die vielfältigen Landschaftsformen in warmem Licht leuchten und der Blick auf die leicht begehbare Felsbrücke ist besonders schön. Unterwegs eröffnen sich wunderbare Fernblicke über die stark zerklüftete Bergwelt und auf markante Gipfel im zentralen Teil des Nationalparks, mit so bildhaften Namen wie Ferns Nipple und Pectols Pyramid.

Der Name des Cassidy Arch leitet sich von Butch Cassidy ab, der Ende um das Jahr 1900 im damaligen Wilden Westen sein Unwesen als Outlaw trieb. Auf das Konto der von ihm angeführten Bande „Wild Bunch“ gehen ein gutes Dutzend spektakulärer Bank- und Eisenbahnüberfälle. Es wird berichtet, dass sich die Verbrecher gelegentlich auch in den unzugänglichen Schluchten der Waterpocket Fold versteckten. Ob Butch Cassidy allerdings jemals den nach ihm benannten Felsbogen zu Gesicht bekam, ist eher fraglich. Trotzdem trägt die Legende heute zum Reiz der kurzweiligen Tour bei.

Wer die Wanderung noch etwas verlängern möchte, kann noch beliebig weit dem Grand Wash Trail durch die beeindruckende Schlucht folgen. Die faszinierendsten, nur 7 m breiten Engstellen erreicht man kurz bevor der Trail nach 4 km (2,5 mi) an der Utah State Road 24 endet.  

Toureninfo

Ausgangspunkt:

Von der Utah State Route 24 biegt man 17 km (10,5 mi) östlich von Torrey zum nahegelegenen Visitor Center des Capitol Reef National Park ab. Vom Visitor Center folgt man 5,5 km (3,4 mi) der Asphaltstraße.  Dabei passiert man den Campingplatz von Fruita und die Station, an der man das Entgelt in Höhe von 15 $ pro Pkw für die Nutzung des Scenic Drive entrichtet. Dann biegt man nach links auf die Schotterstraße ab, die nach 2 km (1,2 mi) am Parkplatz des Grand Wash Trailheads endet.

 

Anforderungen:

Zu Beginn gut ausgebauter Trail mit Felsstufen, später längere Passage auf glattem slickrock mit Markierungen durch Steinmänner.  

 

Länge:

5,0 km

 

Höchster Punkt:

Trail nahe Cassidy Arch 1825 m

 

Höhenunterschied:

ca. 300 m im Auf- und Abstieg

 

Beste Jahreszeit:

ganzjährig möglich; im Sommer kann es in dem weitgehend schattenlosen Gelände sehr warm werden; im Winter können Schnee und Eis die Wanderung erschweren.

 

Genehmigung:

keine

 

Schutz vor Bären:

keine Vorkehrungen erforderlich.

 

Karten:

Capitol Reef National Park; Trails Illustrated Map 267; 1:75.000; National Geographic. Die Karte ist zur groben Orientierung hilfreich, für die Wanderung an sich aber nicht erforderlich.

Tourenbeschreibung

Vom Parkplatz (1), 1670 m, geht es auf dem Grand Wash Trail zu Beginn etwas oberhalb des breiten Bachbetts in die Schlucht hinein. Bereits nach etwa 10 m zeigt ein Wegweiser auf einer Steinplatte den links abzweigenden Cassidy Arch Trail (2) an. Auf diesem steigen wir nun in entgegengesetzter Richtung auf einem gut ausgebauten Weg kräftig in der Flanke des Canyons an. Wenn wir wieder ziemlich genau über dem Parkplatz sind, schwenkt die Route in ein Seitental und verflacht etwas. Wir haben wunderbare Aussichten in den Grand Wash und zu den umgebenden Bergen. Auf dieser Höhe umgibt uns geschichteter Kayenta-Sandstein, dessen weiße, rote und braunen Bänder dem Gestein die warmen Farben verleihen. Auf den Felsterrassen wachsen neben niedrigem Buschwerk Pinyon-Kiefern und Wacholder. Wir gehen nahezu eben in einen trockenen Taleinschnitt (wash) und steigen anschließend wieder steiler aus ihm heraus. Vom darauffolgenden Geländevorsprung haben wir einen ersten Blick zum Cassidy Arch, der von hier aber noch kaum als Bogen zu erkennen ist. Nach 45 Minuten Gehzeit verzweigt sich der Weg. Während der Frying Pan Trail (3), 1825 m, nach rechts eine Verbindung zum Cohab Canyon Trail herstellt, halten wir uns links zum Cassidy Arch. Die Route verläuft nun leicht absteigend zumeist auf dem glatten Sandstein (slickrock) und wird durch vereinzelte Steinmänner markiert, auf deren Verlauf man gut achten muss. Ein letzter kurzer Anstieg zu einem Felsrücken bringt uns zum höchsten Punkt der Tour. Wenig später stehen wir an der Kante eines tiefen Einschnitts und blicken durch die mächtige Öffnung des Cassidy Arch (4), 1790 m, hinunter in den Cassidy Arch Canyon, eine Seitenschlucht des Grand Wash. Es ist auch möglich, mit etwas Vorsicht über die breite und an der Oberseite ebene Felsbrücke zu gehen, was aus der Ferne wie eine ziemlich gewagte Unternehmung wirkt. Nach dem wir die Szenerie am Ziel unserer Wanderung ausgiebig in uns aufgenommen haben, kehren wir auf dem Hinweg zum Startpunkt zurück.

  1. Grand Wash Trailhead 1670 m – 0:00
  2. Abzweig Cassidy Arch Trail 1685 m – 0:10
  3. Abzweig Frying Pan Trail 1825 m – 0:45
  4. Cassidy Arch 1790 m – 1:00
  1. Abzweig Frying Pan Trail 1825 m – 1:15
  1. Abzweig Cassidy Arch Trail 1685 m – 1:50
  1. Grand Wash Trailhead 1670 m – 2:00

Rim Overlook and Navajo Knobs

Wenn Blicke in die Ferne schweifen

Dieser Wander-Klassiker im Capitol Reef National Park führt zu außergewöhnlichen Aussichtskanzeln mit weiten Blicken entlang der Abbruchkante der Waterpocket Fold sowie auf die grüne Oase der Obsthaine von Fruita und das Flusstal des Fremont River. Bei klarer Sicht breitet sich eine großartige Gebirgs- und Halbwüstenlandschaft in allen Richtungen unter uns aus.

Der Parkplatz am Trailhead ist nahezu zu jeder Tageszeit gut gefüllt, doch die meisten Besucher haben nur die Hickman Natural Bridge als Ziel, sodass es auf unserem Weg schon kurz nach dem Start wesentlich ruhiger zugeht. Später bietet sich auch der Rim Overlook auf der Hälfte der Wegstrecke als Umkehrpunkt an, doch die folgende, nicht besonders anstrengende Passage entlang der spektakularen Abbruchkante mit Blicken zur Felsbastion „The Castle“ ist besonders lohnend. Das Ziel der Wanderung sind die Navajo Knobs, mehrere kleine Felsgipfel, von denen einer mit leichter Kraxelei erklommen werden kann.  

Toureninfo

Ausgangspunkt:

Der Parkplatz befindet sich auf der Nordseite der Utah State Route 24 3,0 km (1,9 mi) östlich des Visitor Centers.

 

Anforderungen:

Trail ohne besondere Schwierigkeiten mit längeren Passagen auf glattem slickrock. Die letzten Höhenmeter bei der Besteigung der Navajo Knobs erfordern leichte Kraxelei, bei der die Hände zu Hilfe genommen werden müssen. Markierungen durch Steinmänner und teilweise alte, verblichene gelbe Farbpunkte.  

 

Länge:

14,8 km

 

Höchster Punkt:

Navajo Knobs 2127 m

 

Höhenunterschied:

ca. 800 m im Auf- und Abstieg

 

Beste Jahreszeit:

ganzjährig möglich; im Sommer kann es in dem weitgehend schattenlosen Gelände sehr warm werden; im Winter können Schnee und Eis die Wanderung erschweren.

 

Genehmigung:

keine

 

Schutz vor Bären:

keine Vorkehrungen erforderlich.

 

Karten:

Capitol Reef National Park; Trails Illustrated Map 267; 1:75.000; National Geographic. Die Karte ist zur groben Orientierung hilfreich, für die Wanderung an sich aber nicht erforderlich.

Tourenbeschreibung

Wir starten auf dem Hickman Bridge Trail (1), 1650 m, vom Parkplatz zunächst in östlicher Richtung parallel zum Fremont River. Der Weg verläuft unter einer Felswand, die stark steinschlaggefährdet ist, sodass man sich hier nicht länger aufhalten soll, worauf Warnschilder hinweisen. Bald macht der Weg eine scharfe Linkskehre und beginnt leicht anzusteigen. Kurz darauf zweigen wir nach rechts auf den Rim Overlook Trail (2) ab, während die meisten Wanderer weiter geradeaus zur Hickman Bridge unterwegs sind. Unser steiniger Pfad steigt weiter an und durchläuft zwei kleine Taleinschnitte. Während im Norden hohe Sandsteinklippen über uns aufragen, haben wir weite Blicke zur markanten Pectol’s Pyramid im Süden und zum Capitol Dome im Osten. Über slickrock und vorbei an vereinzelten Kiefern und Wacholder-Bäumen erreichen wir nach einer knappen halben Stunde einen Felsvorsprung, von dem sich ein Blick zur Hickman Bridge (3), 1730 m, bietet. Da diese gegen den dahinterliegenden Fels nur schwer auszumachen ist, sollte man nach den Wanderern im Tal unter uns und dem Umkehrpunkt ihres Weges Ausschau halten.

Anschließend führt der Rim Overlook Trail nacheinander in vier in der Regel trockene Seitentäler mit leichten Ab- und nachfolgenden Anstiegen. Die Route ist durch Steinmänner und alte, langsam verblassende Farbmarkierungen gut zu verfolgen. Ein letzter Aufschwung bringt uns zum Rim Overlook (4), 1950 m, den wir nach einer guten Stunde Gehzeit erreichen. Von hier blicken wir direkt auf die grüne Oase der Obstplantagen von Fruita und den angrenzenden Campingplatz hinab, die nun fast 400 m unter uns liegen.

Danach verlässt unser Trail zunächst die Klippen und schwenkt nach Norden, um erneut zwei Abflussrinnen (wash) zu durchlaufen. Nach dem zweiten wash steigen wir etwa 50 Höhenmeter zum Longleaf Flat, einer weitgehend ebenen Fläche an. Auf einer weiteren Felskanzel wird der Mast des Radio Tower sichtbar, den man weglos erreichen könnte und von dem sich neue Tief- und Fernblicke ergeben. Wir aber wenden uns wieder nach Norden und erblicken einen an eine Haifischflosse erinnernden Gipfel, der The Stegosaur genannt wird. Unsere Route verläuft nun stets mehr oder weniger dicht an der Kante der Geländestufe entlang und beschert uns immer wieder fantastische Aussichten auf die aus dem Tal unter uns aufragende Felsbastion The Castle.

Auch das Ziel unserer Wanderung ist nun in Sicht, die eher unscheinbaren Felsbuckel der Navajo Knobs über dem Ende der weitgeschwungenen Abbruchkante. Im weitgehend ebenen Gelände kommen wir ihnen nun zügig näher. Ein kleines Tal müssen wir noch durchschreiten, dann wendet sich der Trail nach Westen und steigt zum Fuß der Navajo Knobs (5) an. Wer noch einen kleinen Gipfel erklimmen möchte, folgt den Markierungen auf einen Sattel östlich des kleinsten der Navajo Knobs und kraxelt von dort auf den schönen, aber etwas ausgesetzten Aussichtspunkt (2127 m) hinauf. Von hier eröffnen sich seltene Blicke in den einsamen Nordteil des Nationalparks, während sich im Süden der massige, dicht bewaldete Boulder Mountain (3449 m) erhebt. Der Rückweg erfolgt schließlich auf der bekannten Route.  

 

  1. Hickmann Bridge Trailhead 1650 m – 0:00
  2. Abzweig Rim Overlook Trail 1660 m – 0:10
  3. Hickman Bridge Overlook 1730 m – 0:25
  4. Rim Overlook 1950 m – 1:05
  5. Navajo Knobs 2127 m – 2:20
  1. Rim Overlook 1950 m – 3:35
  1. Hickman Bridge Overlook 1730 m – 4:15
  1. Abzweig Rim Overlook Trail 1660 m – 4:30
  1. Hickman Bridge Trailhead 1650 m – 4:40