Kings Canyon National Park (Kalifornien - Sierra Nevada)
(Oktober 2007 und September 2009)
Kings Canyon umfasst mit dem südlich direkt angrenzenden Sequoia National Park die schroffsten und abgelegensten Regionen der majestätischen Sierra Nevada. Trotzdem stehen beide in der Besuchergunst eindeutig im Schatten des nördlich gelegenen Yosemite National Park. Hier findet man Naturerlebnisse ohne die großen Touristenmassen. Bereits die Fahrt in den Kings Canyon bis zum Ende der Straße bei Roads End ist ein Erlebnis. Doch die dort beginnende Wildnis mit ihren endlosen Trails durch tief eingeschnittene Täler, zu Bergseen, in denen sich Felsgipfel spiegeln und über ausgesetzte Passhöhen gehört zu dem großartigsten, was die USA zu bieten haben. Darüber hinaus bestehen gute Chancen, mit Schwarzbären, Murmeltieren, Maultierhirschen und Klapperschlangen die heimische Tierwelt zu erleben.
Unsere achttägige Trekkingtour führte uns auch in den benachbarten Sequoia National Park, dem wir aber ein eigenes Kapitel widmen.
Außerdem bestehen auch in Kings Canyon mehrere Möglichkeiten, durch die gewaltigen Sequoias, die größten Bäume der Welt, zu wandern.
Allgemeine Informationen
Beste Reisezeit
Sommer und Herbst
Schwierigkeit
Die Haupttrails sind gut ausgebaut und bei guten Bedingungen unschwierig. Die 4-Tages-Tour zu den Rae Lakes ist daher auch weniger erfahrenen Trekkern zu empfehlen.
Auf der von uns gegangenen Tour haben wir für drei Tage die Trails verlassen und sind ohne Weg und Markierungen in großen Höhen unterwegs gewesen. Die Überquerung des Passes am Thunder Mountain war sehr anspruchsvoll (steiles Gelände mit Blockkletterei und Abstieg in unstabilem Schutthang). Bei gutem Wetter ist die Orientierung mit entsprechender Erfahrung nicht besonders schwierig.
Eintrittspreise und Genehmigungen
- Link zur Nationalpark-Homepage mit Eintrittspreisen.
- Für Tageswanderungen ist keine Genehmigung erforderlich.
- Für Mehrtagestouren ist ein Wilderness Permit erforderlich. Alle Informationen hierzu sind im Wilderness Trip Planner zusammengefasst. Wilderness Permits sind im dem Startpunkt nächstgelegenen Visitor Center des Nationalparks bzw. der Ranger Station des National Forest (bei Start außerhalb des Nationalparks) erhältlich. In der üblichen Trekking-Saison bis Ende September gilt ein Quoten-System. Für jeden in die Wilderness des Nationalparks führenden Trail gibt es eine feste tägliche Begrenzung von Backpackern, die hier ihren Trek beginnen (in der Regel 25 Personen pro Tag) unabhängig von der Dauer und der Route der Tour. Etwa zwei Drittel dieses Kontingents kann im Voraus reserviert werden. Der Rest wird kurzfristig im first-come-first-serve-Modus vergeben. Ein Wilderness Permit kostet 15 $ pro Person unabhängig von der Länge der Tour. In den höher frequentierten Bereichen (z.B. Rae Lakes Loop; Kearsage Lakes) sind die angelegten Campsites zu nutzen. Ansonsten kann man sich einen Lagerplatz unter Einhaltung gewisser Grundregeln frei wählen.
Schutz vor Bären
Lebensmittel sind stets zu beaufsichtigen oder vor Bären (aber auch anderen hungrigen Wildtieren) zu sichern.
Für die beschriebenen Trekkingtouren im Bereich des Kings Canyon National Park ist die Benutzung von bear cans (Plastiktonnen) vorgeschrieben, in denen Nahrungsmittel und alle riechenden Dinge (wie Zahnpasta) aufzubewahren sind. bear cans können in den Visitor Centers ausgeliehen werden.
Im Bereich des Sequoia National Park ist die Nutzung von bear cans empfohlen. Alternativ können Nahrungsmittel auch in den großen Metallkästen (bear boxes), die an vielen Campsites aufgestellt sind (siehe Liste im Wilderness Trip Planner), oder an ausladenden Ästen aufgehängt werden. Hierzu sind ein 10-15 m langes Seil (z.B. Reepschnur) und wetterfeste Beutel mitzubringen!
Unterkunft
Nach dem Trekking haben wir in einem der netten Holzhäuschen von Grant Grove Village übernachtet.
Literatur
- Trekking California; The Mountaineers Books (englisch)
Karten
- Sequoia / Kings Canyon Trails Illustrated Map; National Geographic (englisch)
- Übersichtskarte Kings Canyon / Sequoia Nationalparks
Links
Über die Great Western Divide (8 Tage)
Nachdem wir im Jahr 2007 bereits vom viertägigen Rae Lakes Loop begeistert waren, haben wir die Runde 2009 nach Süden bis in den angrenzenden Sequoia National Park ausgedehnt. Dabei verließen wir für drei Tage die ansonsten gut ausgebauten Trails und folgten einer in "Trekking California" (s. Literatur) beschriebenen Route über die Great Western Divide. Deren Überschreitung am McLeod Pass stellte sich entgegen der Einstufung im Buch als sehr anspruchsvoll heraus. Der Anstieg von Osten aus dem oberen Tal des Kern River über große Blöcke war schon sehr anstrengend, der Abstieg auf der Westseite in einem extrem steilen und instabilen Schutthang dann noch unangenehmer. Diese Route können wir nur sehr erfahrenen und technisch versierten Trekkern empfehlen! Die Landschaftseindrücke und die Einsamkeit sind allerdings großartig. Wesentlich einfacher aber auch länger dürfte der Weg über Junction Meadow, Colby Pass und Avalanche Pass Trail sein.
Ausgangspunkt
Von Big Stump Entrance des Kings Canyon National Park auf der State Route 180 zum Grant Grove Visitor Center. Von dort weiter nach Norden auf der 180 (dabei verlässt man den Nationalpark für einige Zeit wieder) in den Kings Canyon bis zum Ende der Straße bei Roads End.
Etappe 1: Roads End - Upper Paradise Valley (8,2 Meilen bzw. 13,1 km)
Nachdem wir unser Backcountry-Permit im Besucherzentrum von Grant Grove abgeholt haben (in der Nebensaison genügt ein Eintrag in einer Liste am Trailanfang) fahren wir auf der spektakulären Straße in den Kings Canyon hinab. Die Tour beginnt gemächlich am Ende des Highway 180 bei Roads End mit ebenen Sandwegen in das weite Tal des hinteren Kings Canyon. An dessen Ende biegen wir nach Norden und steigen nun stetig im Tal des South Fork Kings River an. Bei unserer ersten Tour 2007 trottet ein Schwarzbär hier eine Weile vor und den Trail entlang. Nach einer recht kurzen Tagesetappe hat man nun die Wahl zwischen den drei Campingzonen des Paradise Valley.
Etappe 2: Upper Paradise Valley - Rae Lakes (8,2 Meilen bzw. 13,1 km)
Der Trail überquert am Ende des Paradise Valley auf einer Holzbrücke den South Fork Kings River und biegt nach Osten in das langgezogene Tal des Woods Creek ein. Mit wunderbaren Blicken auf die umgebenden Berge geht es stetig, aber nie steil bergan. Am Ende des Tals beeindrucken vor allem die schroff aufragenden Spitzen der Castle Domes. Wir stoßen auf den querenden John Muir Trail, überqueren auf einer schönen Hängebrücke den Bachlauf und beginnen den Anstieg in südlicher Richtung zu den Rae Lakes. Wir erklimmen mehrere Geländestufen, bis wir am Ende des Tages die auf 3000 m in herrlicher Umgebung gelegenen Seen erreichen. Wir sichern uns ein schönes Plätzen für unser Zelt. Die Seen sind ein sehr beliebtes Trekkingziel, so dass man hier selten ganz allein sein wird.
Etappe 3: Rae Lakes - Glen Pass - Kearsage Lakes (9,5 Meilen bzw. 15,4 km)
Wir gehen auf dem Haupttrail zwischen den beiden obersten Rae Lakes hindurch und beginnen den Anstieg zum Glen Pass. Die Landschaft wird nun sehr karg und die letzten Bäume bleiben unter uns zurück. Auf 3500 m Höhe haben wir dann die aussichtsreiche Passhöhe erklommen. Nach dem wir die tolle Aussicht in beide Richtung genossen haben, geht es steil hinab zum kleinen See auf der Südseite des Passes. Von dort wandern wir am Hang mit schönem Blick auf den Charlotte Lake weiter. An der ersten Abzweigung verlassen wir den John Muir Trail nach links, denn wir wollen einen Abstecher zu den Kearsage Lakes machen. Immer leicht ansteigend zieht sich der Pfad durch den Hang, während tief unter uns das tiefe Blau des Bullfrog Lake leuchtet. Fast im Talschluss angekommen, geht es dann hinab zu der Reihe der Kearsage Lakes. Am Ende des Tages lassen wir die Füße im kühlen Wasser der von steilen Bergketten umgebenen Seen baumeln.
Etappe 4: Kearsage Lakes - Oberlauf des Bubbs Creek (ca. 7.7 Meilen bzw. 12,3 km)
Im Talgrund gehen wir am nächsten Morgen zum nahegelegenen Bullfrog Lake und stoßen wenig später wieder auf den John Muir Trail, auf dem wir zum Wegedreieck an der Vidette Meadow hinabgehen. Hier könnte man auf dem Bubbs Creek Trail den Rae Lakes Loop vollenden und direkt zum Ausgangspunkt zurückkehren, doch wir haben uns noch einiges vorgenommen. Wir folgen also dem John Muir Trail und gewinnen im oberen Tal des Bubbs Creek langsam an Höhe. Am Nachmittag klettert der Trail auf ein kleines Plateau mit zwei winzigen Seen hinauf. Hier finden wir noch einmal einen guten Zeltplatz, bevor der Weg in das sehr steinige Terrain des Hochgebirges eintritt.
Etappe 5: Oberlauf des Bubbs Creek - Forester Pass - Oberlauf des Kern River (8,9 Meilen bzw. 14,2 km)
Der sehr gut gepflegte Weg steigt nun mit immer weiteren Blicken zu den Gipfeln der Kern Divide hinauf. Am Wegesrand sehen wir immer wieder Murmeltiere und Pikas (Pfeifhasen) oder hören ihre schrillen Warnschreie. Der höchste Punkt unserer Tour ist schon bald erreicht. Nahezu 4000 m hoch ist der Forester Pass, an dem wir in den Sequoia National Park hinüberwechseln. Vor uns liegt das weite Tal des oberen Kern River, das im Westen von der Great Western Divide begrenzt wird. Weiter auf dem John Muir Trail geht es hinab, bis wir nach Westen in Richtung des Lake South America Trail abzweigen. Der Pfad wird deutlich schmaler und überquert einen kleinen Höhenrücken, bevor wir zu einem Zulauf des Kern River gelangen. Ein weiterer Sporn ist zu überwinden, bis wir am Ufer eines Sees auf einen breiteren Querweg treffen. Hier gehen wir nach Norden und kurze Zeit später am nächsten namenlosen See schlagen wir unser Nachtlager auf.
Etappe 6: Oberlauf des Kern River - MacLeod Pass - See am südlichen Oberlauf des Cunningham Creek (ca. 6,7 Meilen bzw. 10,7 km)
Nun beginnt unser Cross-Country-Abenteuer, denn wir lassen die bequemen Trails hinter uns. An einem namenlosen größeren See biegen wir nach Westen in ein wunderschönes Tal ein. An dessen Ende können wir zwischen Table Mountain und Thunder Mountain in der Ferne unseren Übergang über die schroffe Bergkette erahnen. Zunächst geht es noch recht einfach im Talgrund entlang. Dann entscheiden wir uns, am rechten Talhang zum Teil über glatte Granitplatten anzusteigen. Vorbei an kleinen Seen kommen wir zu einem hochgelegenen, größeren See direkt unter dem Thunder Mountain und dem McLeod Pass, unserem Ziel. Mühsam suchen wir uns eine Route durch den aus großen Felsbrocken bestehenden, immer steiler werdenden Hang. Die Hoffnung auf einen leichteren Abstieg werden jäh enttäuscht. Als wir in der wilden Scharte unterhalb des Thunder Mountain stehen, sehen wir in eine extrem steile mit völlig instabilem Schutt gefüllte Rinne hinunter. Hier müssen wir hindurch, eine Alternative gibt es nicht. Krampfhaft versuchen wir uns am Rand an den Felsen festzuhalten, während der gesamte Hang unter unseren vorsichtigen Tritten ins rutschen kommt. Wir fallen und schlittern mehr als wir kontrolliert gehen. Als der Hang abflacht, wird es nicht einfacher, denn nun müssen wir über riesige Felsbrocken kraxeln, von denen kaum einer fest liegt. Nun müssen wir noch über einen kleinen Rücken nach Norden in ein Nachbartal mit dem Oberlauf des Cunningham Creek und drei kleinen Seen queren. Erschöpft bauen wir hier unser Zelt auf.
Etappe 7: Oberlauf des Cunningham Creek - South Guard Lake - Cinder Col - Sphinx Col - Sphinx Lakes (6,4 Meilen bzw. 10,2 km)
Die Befürchtungen, dass das Terrain ähnlich schwierig bleibt wie am Vortag, bewahrheiten sich glücklicherweise nicht. Wir biegen in das Tal ein, das zum Southguard Lake hinaufführt, den wir über flache Granitplatten recht einfach erreichen. Nun steigen wir zur Passhöhe Cinder Col unter dem Mount Brewer hinan und queren anschließend durch das obere Tal des Brewer Creek zum Sphinx Col hinüber. Mit etwas Übersicht finden wir zumeist gut gehbaren Untergrund. Bei Nebel und schlechter Sicht dürfte die Orientierung hier oben allerdings sehr schwierig sein. Von Sphinx Col müssen wir noch einmal über unangenehme Felsblöcke absteigen, aber die oberen der Sphinx Lakes sind als Tagesziel schon zu sehen.
Etappe 8: Sphinx Lakes - Bubbs Creek Trail - Roads End (10,7 Meilen bzw. 17,1 km)
Der letzte Trekkingtag führt nun in mehreren Geländestufen von einem See zum nächsten hinab. Immer wieder müssen wir nach einem günstigen, nicht zu steilen Weg suchen. Als wir schließlich wieder unter die Baumgrenze gelangen wird es nicht unbedingt einfacher, denn Buschwerk und Unterholz zwingen uns zu einigen Umwegen. Unvermittelt stoßen wir auf einen Pfad, den Avalanche Pass Trail. Der weitere Weg ist nun fast ein Vergnügen, die Mühen des Suchens und Kraxelns sind schnell vergessen. In großartig angelegten Serpentinen leitet der Weg durch die steile Felswand zum Bubbs Creek hinunter. Wir blicken bereits in den Kings Canyon zu unserem Ausgangspunkt hinab und erreichen den Talgrund über weite Kehren. Um zum Auto zurückzukehren entscheiden wir uns für die Alternative südlich den Flusses. Fast eben führt der Weg durch den Wald. In Gedanken versunken schlendern wir dem Ende der Tour entgegen, als uns ein scharfes, rasselndes Geräusch aufschreckt. Vor meinem Fuß zuckt eine große Klapperschlange, die ich völlig übersehen hatte, vom Weg, rollt sich zusammen und richtet Kopf und Schwanz auf. Als der erste Schreck verflogen ist, nutzen wir die Gelegenheit das faszinierende Tier genauer zu betrachten, bevor es nach einigen Minuten langsam im Gebüsch verschwindet. Welch ein spannender Abschluss einer großartigen Trekkingrunde.