Mount Rainier National Park (Washington - Cascade Range)

(September 2015)

Der nur knapp 100 km südlich vom Stadtzentrum Seattles aufragende Mount Rainier ist mit 4.392 m der größte der Vulkane in der Cascade Range. Aufgrund seiner Höhe und der hohen Schneefallmengen ist er stark vergletschert. Einige der 26 Gletscher reichen weit in die tief eingeschnittenen Flusstäler an den Hängen herab. Der als schlafend eingestufte Schichtvulkan brach Ende des 19. Jahrhunderts zum letzten Mal aus. Vulkanologen befürchten, dass erneute Ausbrüche mit Erdrutschen und Schlammströmen auch eine Gefahr für die Bevölkerung im Großraum Seattle darstellen können.

Die verschiedenen Vegetationsstufen an dem gewaltigen Berg sorgen für sehr unterschiedliche Landschaftsformen von den Urwäldern an seinem Fuß über parkähnliche, subalpine offene Wald- und Wiesenflächen bis zu alpinen Fels- und Eisregionen.

Die bekannteste Fernwanderroute am Mount Rainier ist die vollständige Umrundung auf dem Wonderland Trail, für die etwa 12 Tage veranschlagt werden müssen. Eine ebenso beliebte Rundtour ist der Northern Loop, den wir in einer fünftägigen, verlängerten Version gewählt haben. Er bietet ebenfalls einen umfassenden Einblick in die Natur des großartigen Vulkans.

 

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Juli bis Anfang Oktober; in den höheren Lagen erschwert Altschnee bis in den Juli hinein die Touren, an Gewässern können Moskitos im Sommer eine Plage sein; daher ist der Herbst eine gute Trekkingsaison - auch wegen der hohen Nachfrage nach backcountry permits (s.u.).

 

Schwierigkeit

Gute Trails ohne technische Schwierigkeiten aber mit großen Höhendifferenzen, da die Flusstäler bis zu 1.000 m tiefer liegen als die Wiesenplateaus. Wegekreuzungen sind gut ausgeschildert, so dass keine Orientierungsprobleme auftreten.

 

Eintrittspreise und Genehmigungen

  • Link zur Nationalpark-Homepage mit Eintrittspreisen
  • Für Tageswanderungen ist keine Genehmigung erforderlich.
  • Für Mehrtagestouren ist ein backcountry permit (Link führt zur Backcountry-Seite des Nationalparks) erforderlich, erhältlich in den Wilderness Information Center in der Nähe der Parkeingänge. Entlang der Trails sind feste campsites ausgewiesen, auf denen stets nur eine begrenzte Anzahl von Wandergruppen übernachten darf. Die Route ist daher genau zu planen und einzuhalten. Die Nachfrage nach permits am Mount Rainier ist sehr hoch! Vorabreservierungen sind möglich, aufgrund der hohen Auslastung wurden 2015 jedoch schon ab Mai keine Reservierungsanfragen mehr bearbeitet. Es wird jedoch immer ein Kontingent im first come-first serve-Modus am Tag der Anfrage vor Ort vergeben. Wir hatten Mitte September Glück und bekamen für die geplante Tour auf dem Northern Loop noch ein permit, allerdings nur in umgekehrter Richtung als vorgesehen. Tipp: Außerhalb der Hauptsaison kommen, Wochenenden meiden, sehr früh morgens eine Ranger Station aufsuchen, Flexibilität bei der Routenplanung mitbringen. 

 

Schutz vor Bären

Lebensmittel sind stets zu beaufsichtigen oder vor Bären (aber auch anderen hungrigen Wildtieren) zu sichern.

Im backcountry befinden sich an den campsites Vorrichtungen (ein Metallgestell und eine lange Stange), an denen Nahrungsmittel und alle riechenden Dinge (wie Zahnpasta) in sichere Höhe gehängt werden können. Hierzu sind wetterfeste Beutel mitzubringen!

 

Unterkunft

Nördlich des Parks bietet sich, wenn man nicht direkt in Seattle nächtigen möchte, das Städtchen Enumclaw

mit einigen Motels, netten Restaurants im Ortszentrum und guten Einkaufsmöglichkeiten an.

Nach unserer Tour haben wir in Packwood übernachtet, einem kleinen, eher unattraktiven Straßendorf mit einigen Motels, einfachen Restaurants und Lebensmittelladen. Größte Attraktion sind hier die Hirsche (elks), die häufig auf den Rasenflächen im Ort grasen.

 

Literatur

  • Backpacking Washington; The Mountaineers Books (englisch)

 

Karten

  • Mount Rainier National Park; Trails Illustrated Map; National Geographic; 1:55.000 (englisch)
  • Für das beschriebene Trekking ist auch die in den Ranger Stationen kostenlos erhältliche "Wilderness Trip Planner Map" hilfreich, die aber keine Höhenlinien enthält.

 

Links

5 Tage Backpacking auf dem Northern Loop (Extended)

Ausgangspunkt

Von Enumclaw auf der State Route 410 nach Südosten. Nach 33 Meilen ist der Mount Rainier National Park erreicht. Nach weiteren 5 Meilen rechts zum White River Entrance mit dem Wilderness Information Center abbiegen. Von dort auf schmaler, kurviger Asphaltstraße in 14 Meilen zum Sunrise Visitor Center hinauf.

Etappe 1: Von Sunrise zum Fire Creek Camp (5,4 Meilen bzw. 8,6 km plus Abstecher zum Skyscraper Mountain)

Schon früh am Morgen brechen wir von unserem Motel in Enumclaw auf und fahren eine gute Stunde zum White River Entrance des Mount Rainier Nationalparks. Im kleinen Wilderness Infomation Center hat sich an diesem Samstag Morgen Mitte September bereits eine kleine Schlange von Wanderern gebildet, die hoffen, eines der begehrten Wilderness Permits zu ergattern. Als wir an die Reihe kommen, sind einige der Campsites für die von uns geplante fünftägige Rundtour im Norden des Nationalparks bereits ausgebucht. Die Engpässe sind verständlich, da die Campsites teilweise nur zwei Plätze haben. Aber wir haben Glück, in umgekehrter Richtung ist die Tour noch möglich. Die Runde wie geplant im Uhrzeigersinn zu gehen, hat einige Vorteile (z.B. Sonnenstand an einigen Orten zum Fotografieren), aber wir sind auch so glücklich über das kostbare Stück Papier mit der Trekking-Genehmigung.

Mit dem Auto geht es nun noch kräftig bergauf zum großen Parkplatz am Sunrise Visitor Center (6.400 ft, 1.950 m). Hier schultern wir die Rucksäcke und steigen zum Sourdough Ridge Trail hinauf. Hier haben wir mit zahlreichen Tageswanderern schöne Blicke auf den weißen Gipfel des Mount Rainier und nach Norden über Berge und Wälder zur Kette der nördlichen Cascade Range am Horizont. Stets leicht ansteigend erreichen wir bald den Frozen Lake (6.750 ft, 2.057 m). Hier wäre ein Abstecher zum Mountt Fremont mit seinem ehemaligen Feuerausguck möglich (jeweils 2,1 km hin und zurück). Doch wir wollen an diesem warmen Herbsttag einen anderen Aussichtsberg besteigen. So gehen wir nun auf dem von links einmündenden Wonderland Trail weiter in Richtung Granite Creek. Nach kurzem Abstieg kommen wir zu einer weiteren Verzweigung. Rechts werden wir später zum Berkeley Park abzweigen. Doch zunächst folgen wir weiter dem Wonderland Trail. Das erweist sich als Glücksfall, denn wenig später grast ein großes Rudel der weißen Schneeziegen nur wenig neben dem Trail. Nachdem wir sie ausgiebig beobachtet haben, steigen wir sanft zu einer Passhöhe (6.700 ft, 2.042 m) an, hinter der wieder der Mount Rainier in Sicht kommt. Noch besser ist das Panorama vom Gipfel des Skyscraper Mountain (7080 ft, 2.158 m), den wir auf deutlichem, nach Norden abzweigenden Pfad durch einen Sattel und kurzem Aufstieg erklimmen.

Hier machen wir eine ausgiebige Mittagspause und kehren zur Abzweigung in Richtung Berkeley Park zurück. Auf den Wiesen tummeln sich Murmeltiere und genießen offensichtlich ebenfalls die warme Nachmittagssonne. Durch die lichten Wälder des Berkeley Park geht es vorbei am gleichnamigen Campsite (5.600 ft, 1.707 m). Wir queren die Hänge unterhalb des Mount Fremont und steigen zur weiten Hochfläche des Grand Park (5.700 ft, 1.737 m) hinauf. An seinem Südrand zweigt rechts der Trail zum Lake Eleanor ab, doch wir halten uns links in Richtung Fire Creek. Wenig später eröffnet sich ein großartiger Blick über das tief eingeschnittene Tal des West Fork White River zum alles überragenden Mount Rainier. Danach geht es in dichtem Wald in Serpentinen bergab, bis wir auf den Abzweig zum Fire Creek Camp (4.900 ft, 1.494 m) stoßen. Nach etwa 500 m erreichen wir auf diesem Stichweg unser Etappenziel. Das Camp bietet einen Zeltplatz für eine Gruppe und drei Einzelplätze. Der nahe Bach fließt am Ende des Sommers nicht mehr sehr kräftig, aber es reicht, um uns mit Trinkwasser zu versorgen.

 

Etappe 2: Vom Fire Creek Camp zum Yellowstone Cliffs Camp (8,6 Meilen bzw. 13,8 km plus Abstecher zur Natural Bridge)

Vor dem Frühstück steigen wir noch einmal die halbe Stunde zur Aussichtskanzel kurz vor dem Grand Park hinauf - ein toller Blick an diesem wunderbaren Morgen. Nachdem das Lager abgebrochen ist, geht es hinab zum West Fork White River (3.250 ft, 990 m). Auf schmalen Stegen aus Baumstämmen überqueren wir die zwei Arme des Bergflusses. Am Westufer geht es gleich wieder stetig bergauf. Nach zwei Meilen und fast 400 Höhenmetern ist der James Lake (4.500 ft, 1.372 m) mit seinem im Sommer aufgrund der zahlreichen Mücken nicht unbedingt empfehlenswerten Camp erreicht. Weiter wandern wir durch dichten Wald vorbei an einer Rangerhütte aufwärts. Als sich der Wald lichtet, wird der Blick auf schroffe Berggipfel frei. Kurz vor der Windy Gap machen wir einen ausgeschilderten Abstecher (1,5 km je Strecke) zu einem großen, leider nur von oben einsehbaren Felsbogen (Natural Bridge).

Die offene Wiesenlandschaft an der Windy Gap (5.800 ft, 1,768 m) mit ihren flachen Seen eingerahmt von steilen Felswänden ist äußerst reizvoll. Hinter der Passhöhe geht es am Fuß der Yellowstone Cliffs hinab zum Yellowstone Cliffs Camp (5.100 ft, 1.555 m) mit seinen lediglich zwei Zeltplätzen.

Etappe 3: Vom Yellowstone Cliffs Camp zum Eagles Roost Camp (12,6 Meilen bzw. 20,2 km)

Das schöne Wetter der ersten beiden Tage ist wie vorhergesagt zu Ende und der blaue Himmel ist einer tief hängenden grauen Wolkendecke gewichen. Schon bald tauchen wir nach unserem Aufbruch in dichten Wald ein. In zahlreichen Kehren geht es in angenehmem Gefälle in das Tal des Carbon River hinab. Im Talgrund (2.950 ft, 899 m) halten wir uns an der Gabelung in Richtung des Ipsut Creek Camps und queren den kräftigen Bergfluss, der vom Carbon River herabrauscht. Hier weichen wir vom eigentlichen Northern Loop ab. Wer sich einen Tag sparen möchte, kann von hier dem Carbon River aufwärts folgend direkt zum Mystic Camp aufsteigen. Am westlichen Ufer nehmen wir den Trail stromabwärts und kommen nach zwei ausnahmsweise flachen Meilen kurz vor dem Ipsut Creek Camp auf den Abzweig zum Ipsut Pass und Mowich Lake (2.500 ft, 762 m). Vom tiefsten Punkt der gesamten Tour beginnen wir nun im Tal des Ipsut Creek einen langen Anstieg durch einen mystischen Urwald. Erst hoch im Talschluss wird es steiler und es ergeben sich Aussichten über das lange Seitental. Dann erreichen wir den Ipsut Pass (5.150 m, 1.570 m). Hier ist ein Abstecher zum Aussichtsgipfel des Tolmie Peak mit seinem Feuerbeobachtungsturm möglich (2,9 km je Richtung). Dafür haben wir jedoch weder Zeit noch das passende Wetter, denn die Wolken hängen fast bis auf den Pass herab. Vom Pass geht es leicht abwärts zügig zum Mowich Lake (4.950 m, 1.509 m) hinüber. Dieser ist auf einer Schotterstraße mit dem Auto erreichbar, doch der Zeltplatz am Südufer ist wenig einladend. Gut, dass wir nicht vorhaben hier zu nächtigen, sondern noch etwa eine Stunde zum Eagle´s Roost Camp (4.900 ft, 1.494 m) weiter gehen, wo wir einen der sieben Plätze belegen. Kurz davor liegt unterhalb des Trails ein Aussichtspunkt auf einem Felsvorsprung von dem sich am Abend, als die Wolkenwand für wenige Minuten aufreißt, ein schöner Blick auf den eisigen Mount Rainier bietet.

Etappe 4: Vom Eagles Roost Camp zum Mystic Camp (12,4 Meilen bzw. 19,8 km)

Kurz nach dem Camp führt ein kurzer Stichweg an den Fuß der Spray Falls, die wie ein Wasservorhang über die Granitfelsen fließen. Der Trail zum Spray Park gewinnt dann schnell an Höhe. Nach einer anstrengenden halben Stunde wird der Weg flacher und führt auf die weiten Lichtungen des Spray Park, einer der landschaftlichen Höhepunkte der Runde und ein guter Grund den Northern Loop auszudehnen. Während der kalten Nacht haben sich Rauhreif und Eisnadeln auf den Gräsern und Büschen gebildet. Es bieten sich immer neue Blicke auf die Gletscherkuppe des Mount Rainier. Am oberen Ende des Spray Park kommen wir zu einem kargen Sattel (6.350 ft, 1.935 m). Hier können bis weit in den Sommer hinein Altschneefelder die Orientierung erschweren. Wir haben aber keine Probleme, die bergab führende Route zu finden. Wir tauchen bald wieder in den Wald ein und queren mehrere klare Bäche. Im Tal des Marmot Creek passieren wir das Cataract Valley Camp (4.450 ft, 1.356 m) und erreichen gegen Mittag die große Hängebrücke über den Carbon River (3.200 ft, 975 m). Talaufwärts bieten sich nun Blicke auf die Eisabbrüche des tief herabreichenden Carbon Glaciers. Als wir am anderen Flussufer in Richtung des Dick Creek Camp ansteigen, bieten sich interessante Ansichten des Gletscherstroms und seines Gletschertors, aus dem der Carbon River entspringt. Nach dem Dick Creek Camp (4.140 ft, 1.262 m) entfernt sich der Trail vom Gletscher und führt durch dichten Wald bergan. In der Blockhalde auf einer Lichtung können wir Pikas (Pfeifhasen) beobachten, die fleißig Grünzeug als Wintervorrat zusammentragen. Wir wandern durch den Moraine Park, der schöne Blicke auf den Mount Rainier bieten soll, doch leider hat sich der Gipfel in dichte Wolken gehüllt. Ein kurzer Anstieg bringt uns auf einen Kamm (6.060 ft, 1.847 m). Von hier senkt sich der Weg hinab zum Mystic Lake. Kurz danach erreichen wir das bereits recht gut belegte Mystic Camp (5.550 ft, 1.692 m) mit seinen sieben Einzelplätzen und einem etwas abseits gelegenen Zeltplatz für Gruppen. Es ist inzwischen ungemütlich kalt geworden und gegen Abend gibt es einige kurze Graupelschauer.

Etappe 5: Vom Mystic Camp zurück nach Sunrise (9,3 Meilen bzw. 14,9 km)

Als es hell wird, machen wir einen Morgenspaziergang zum Mystic Lake und an den Fuß des 6.060 ft-Kamms. Die Wolken sind aufgerissen und die dünne Graupel- und Schneeschicht gibt der Umgebung einen winterlichen Hauch - ein faszinierender Anblick. Zurück am Camp bekommen wir Besuch von einer Hirschkuh mit ihren zwei Kitzen. Nach dem Frühstück wandern wir durch prächtigen Nadelwald abwärts. Wir überqueren den hier noch zahmen West Fork White River, dessen breites Bett sich tief in die Landschaft gegraben hat. Eine halbe Stunde später erreichen wir die Moränenlandschaft unterhalb des Winthrop Glacier. Wir überqueren den Winthrop Creek, der vom Gletscher herabströmt, auf einem schmalen Steg (4.600 ft, 1.402 m). Auf der östlichen Seitenmoräne geht es nun wieder aufwärts. Durch die Bäume kann man das Gletschertor erkennen, wo der Winthrop Creek aus dem Gletscher austritt. Bald erreichen wir das im Wald gelegene Granite Creek Camp (5.850 ft, 1.783 m). Von hier geht es stetig bergan, bis wir den vom ersten Tag bekannten Pass (6.700 ft, 2.042 m) am Skyscraper Mountain erklommen haben. Doch statt des warmen Spätsommerwetters wehen uns nun Schneeflocken ins Gesicht und der Mount Rainier ist wieder hinter dichten Wolken verschwunden. So halten wir uns nicht lange auf, sondern bringen zügig die restlichen eineinhalb Stunden zum Sunrise Visitor Center (6.400 ft, 1.950 m) hinter uns, wo wir uns am großen Kamin und beim Rundgang durch die Ausstellung aufwärmen können.