Olympic National Park (Washington - Olympic Mountains)

(September / Oktober 2015)

Der Olympic National Park nimmt das gebirgige Zentrum der abgeschiedenen Olympic Halbinsel im Nordwesten Washingtons ein. Außerdem gehört ein schmaler Küstenstreifen am Pazifik zum Park. Der Mount Olympus erreicht eine Höhe von 2.432 m und hat sich einige kleinere Gletscher bewahrt. Das Gebirge wird von sehr tief eingeschnittenen Tälern zerschnitten. Das Klima der zum Pazifik geöffneten Täler ist extrem feucht, so dass sich hier ein eindrucksvoller gemäßigter Regenwald angesiedelt hat. 

Auf der Suche nach einer Trekkingtour, die durch die typischen Landschaftsformen des Parks verläuft, stießen wir auf die relativ wenig besuchte Quinault-Region im Südwesten. Die fünftägige Runde vom Graves Creek Trailhead verläuft durch ursprünglichen Regenwald, über einen wenig begangenen Bergkamm und hinauf zu Bergseen in alpiner Landschaft. Der Rückweg erfolgt durch das malerische Tal des Quinault River mit seinen märchenhaften Wäldern.

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Juli bis Anfang Oktober; in den höheren Lagen kann Altschnee bis in den Juli hinein die Touren erschweren. Das Enchanted Valley hat aufgrund der niedrigen Lage eine deutlich längere Wandersaison.

 

Schwierigkeit

Gute Trails ohne technische Schwierigkeiten aber mit großen Höhendifferenzen, insbesondere der Six Ridge Trail ist aufgrund des ständigen Auf und Ab anstrengend. Der Six Ridge Trail gilt als Unmaintained Trail (nicht unterhaltener Weg), ist aber in gutem Zustand. Nur im Bereich einiger Wiesen ist der Pfad etwas überwachsen, so dass die Fortsetzung am Ende der Wiese etwas Spürsinn erfordert. Wegekreuzungen sind gut ausgeschildert, so dass keine Orientierungsprobleme auftreten.

 

Eintrittspreise und Genehmigungen

  • Link zur Nationalpark-Homepage mit Eintrittspreisen. Für den Bereich des Quinault River, also auch für das beschriebene Trekking, wurde 2015 kein Eintritt erhoben.
  • Für Tageswanderungen ist keine Genehmigung erforderlich.
  • Für Mehrtagestouren ist ein Wilderness Permit (Link führt zur Wilderness-Seite des Nationalparks) erforderlich, erhältlich in den Wilderness Information Center in Port Angeles oder am Südufer des Lake Quinault. Es wird eine Übernachtungsgebühr von 5 $ pro Person und Nacht erhoben. Zumindest in den relativ wenig genutzten Bereichen (wie beim beschriebenen Trekking) müssen die im permit eingetragenen Übernachtungsorte nicht zwingend eingehalten werden.

 

Schutz vor Bären

Lebensmittel sind stets zu beaufsichtigen oder vor Bären (aber auch anderen hungrigen Wildtieren) zu sichern.

Für die beschriebene Trekkingtour ist die Benutzung von bear cans (Plastiktonnen) vorgeschrieben, in denen Nahrungsmittel und alle riechenden Dinge (wie Zahnpasta) aufzubewahren sind. bear cans können im Recreation Information Center am Südufer des Lake Quinault kostenlos ausgeliehen werden (eine freiwillige Spende von 3 $ wird erbeten).

 

Unterkunft

Einfacher Campingplatz Graves Creek Campground am Startpunkt des Trekkings.

Einige Unterkünfte im sehr ländlichen, netten Ort Quinault am Südufer des Sees.

 

Literatur

  • Backpacking Washington; The Mountaineers Books (englisch)

 

Karten

 

Links

Graves Creek to Quinault River Loop (5 Tage)

Ausgangspunkt

Von Hoquaim 38 Meilen nach Norden auf der US 101, dann rechts auf die South Shore Lake Quinault Road abbiegen. Nach 2 Meilen kommt man zum Recreation Information des Olympic National Park. Von dort aus 17 Meilen der Straße zunächst auf Asphalt, dann auf Schotter bis zum Graves Creek Campground folgen.

Vorbemerkung: Aufgrund unserer relativ langen Anfahrt konnten wir erst nach dem Mittag zur ersten Etappe aufbrechen und erreichten unser Tagesziel, den Lake Sundown, nicht mehr, sondern schlugen bereits am Success Creek das erste Nachtlager auf. Die folgenden beiden Tage wurden daher recht anstrengend, um wieder in den Zeitplan zu kommen. Abweichend von der nachfolgenden Beschreibung schlagen wir daher folgenden Ablauf für die fünftägige Tour vor: Graves Creek Campground – Lake Sundown (12,5 km; ca. 5 Stunden) – Camp Pleasant (18,3 km; ca. 7 Stunden) – Marmot Lake (19,5 km; ca. 7 Stunden) – Enchanted Valley (19,1 km; ca. 6,5 Stunden)– Graves Creek Campground (21,0 km; ca. 7 Stunden)

 

Etappe 1: Graves Creek Campground – Success Creek

Nachdem wir im Recreation Information Center am Südufer des Lake Quinault unser Permit bekommen haben, fahren wir auf der South Shore Road zum Graves Creek Campground (17 Meilen; 27 km). Nach etwa 9 km endet der Asphalt. Zunächst ist die Piste noch recht gut. Doch als wir die Grenze des Nationalparks überqueren, machen zahlreiche Schlaglöcher das Fortkommen mit unserem Mietwagen, der wenig Bodenfreiheit hat, etwas quälend. Aber wir bekommen bereits einen Eindruck des malerischen Regenwaldes. An der Brücke über den Quinault River (Verbindung zur North Shore Road) fahren wir geradeaus und erreichen nach gut einer Stunde (vom Information Center) den einfachen Graves Creek Campground (600 ft; 185 m). Am Parkplatz schultern wir die Rucksäcke, werfen einen Blick auf die Infotafeln und wandern über die solide Brücke, die den Graves Creek überquert. Direkt danach zeigt ein großer Wegweiser den Abzweig vom Hauptweg in Richtung Sundown Lake an. Der Pfad steigt sofort an und führt in das steile Tal des Graves Creek, der stets deutlich unterhalb des Weges rauscht. Ein intensives Grün umgibt uns – dichtes Unterholz und mächtige Bäume, die mit Moosen und Flechten bewachsen sind. Überall rinnt Wasser. Man meint, man könne den Wald wie einen Schwamm auswringen. Der wenig frequentierte Weg ist feucht, manchmal matschig und einige abgerutschte Stellen benötigen etwas Vorsicht. Wir brauchen mehr Zeit als geplant, so dass wir bereits am Zufluss des Success Creek, ca. fünf Minuten bevor die Route den Graves Creek in einer Furt quert, die nicht sehr komfortable Zeltmöglichkeit unterhalb des Weges nutzen.

 

Etappe 2: Success Creek – Lake Sundown – Belview - Ende der Six Ridge

Am dunkel-feuchten Talgrund ist von dem wolkenlosen Morgen kaum etwas zu merken. Das Wasser des Graves Creek ist eiskalt, als wir zum anderen Ufer waten. Beim nachfolgenden steilen Anstieg wird uns jedoch warm. Bald verflacht der Weg aber wieder und wir queren einige kleine Bäche. Dann leitet uns der Pfad wieder zum Graves Creek, wo eine weitere Zeltmöglichkeit am Westufer besteht. Dieses Mal können wir den Bach trockenen Fußes überqueren. Wir folgen dem Wasserlauf bergan zu einer Gabelung, an der wir uns links zum Lake Sundown halten. Nun geht es in zahlreichen Kehren kräftig aufwärts. An einer weiteren Verzweigung nehmen wir wieder den linken Weg, der uns bald zum kleinen Lake Sundown bringt. Die kleine ebene Fläche an seinem Ausfluss bietet hier maximal zwei oder drei Zelten Raum.

Ein etwas wackeliger Wegweiser zeigt uns die Richtung zum Six Ridge Pass (4.600 ft; 1.400 m). Der Trail wird offiziell nicht mehr unterhalten, doch wir sind insgesamt positiv überrascht über seinen guten Zustand und haben keine Orientierungsprobleme. Der Pfad führt an einem steilen Hang aufwärts und bietet weite Blicke bis zum weißen Gipfel des Mount Olympus.

Von der Passhöhe geht es zunächst wieder steil bergab. Die Six Ridge mit ihrem ständigen Auf und Ab fordert einiges an Durchhaltevermögen. Bis zum Belview Camp, der nächsten Zeltmöglichkeit, queren wir mehrmals Bergbäche. Nach einigen kurzen, aber heftigen Anstiegen stoßen wir auf den beschilderten Abzweig zum Lake Success, den wir nicht beachten. Danach geht es zumeist auf dem Kamm entlang, so dass es bis zum Abstieg ins Tal kein Trinkwasser mehr gibt. Der Weg zieht sich in die Länge und uns wird klar, dass wir an diesem Nachmittag den Skokomish River nicht mehr erreichen werden. Kurz vor dem Ende des Kamms, bevor es in Serpentinen bergab geht finden wir noch einen anscheinen hin und wieder genutzten Zeltplatz. Gut, dass wir von Belview Wasser mitgebracht haben, denn sonst säßen wir auf dem Trockenen.

 

Etappe 3: Ende der Six Ridge – First Divide – Marmot Lake

Der Abstieg durch den Osthang hinab in das tiefe Tal des Skokomish River ist der Beginn einer langen Tagesetappe. Unten angekommen müssen wir noch einmal die Schuhe ausziehen und den Seven Stream queren. Dann folgen wir noch ein kleines Stück dem Skokomish River auf seinem Westufer und treffen an einer soliden Brücke auf den Haupttrail durch das Tal, dem wir stromaufwärts folgen. Bald ist das Camp Pleasant (1.600 ft; 490 m) erreicht. Es liegt in ursprünglichem Wald nahe des rauschenden Bergflusses. Angenehme eineinhalb Stunden liegen nun beim sanften Anstieg zum Nine Stream Camp vor uns. Danach beginnt der lange Anstieg zum nächsten Passübergang. Nach einer Stunde und 500 Höhenmetern liegt das Bear Creeks Camp nahe eines kleinen Baches am Weg. Wenig später stehen wir am Rand eines kleinen, malerischen Sees. Kurz darauf zweigt nach rechts der Mount Hopper Trail ab. Doch wir gehen links und kommen nach wenigen Minuten zur First Divide (4.700 ft; 1.435 m). Leider schränken große Bäume die Fernsicht etwas ein. Ein steiler Abstieg (hier kann sich im Frühsommer lange der Altschnee halten) bringt uns zur großen Wiese, an deren Rand das Home Sweet Home Camp liegt. Von hier hat man einen schönen Blick über das bewaldete Tal zum gegenüberliegenden Mount Steel. Nun geht es in dichtem Wald mit mächtigen Nadelbäumen zum Duckabush River, an dessen Ufer das schattige Upper Duckabush Camp (2.800 ft; 855 m) liegt. An der Wegekreuzung folgen wir dem Pfad in Richtung Marmot Lake und queren sofort einen Zulauf des Duckabush Rivers. Jetzt im Herbst können wir dabei von Stein zu Stein springen, ansonsten muss man wohl häufig durch das kalte Wasser waten. Nun geht es unspektakulär mit häufig wechselnder Steigung das Tal hinauf. Wir stoßen auf einige mächtige Elks, die sich aber schnell ins Unterholz zurückziehen. Dann quert der Trail den Duckabush River, wieder gelingt uns der Übergang über einige Felsen. Anschließend wird es noch einmal steiler und etwa zwei Stunden nach dem Upper Duckabush Camp erreichen wir den Marmot Lake (4.375 ft; 1.335 m). Hier sind feste Zeltplätze ausgewiesen. Jene auf dem Hügel südlich des Sees erweisen sich jedoch als sehr steinig, so dass wir auf das einladendere Group Camp ausweichen. Abgesehen von zwei kleineren Hirschen gibt es am See auch keine weiteren Besucher an diesem Abend.

 

Etappe 4: Marmot Lake - O'Neil Pass – Enchanted Valley

Mit dem Sonnenaufgang beginnen wir einen Morgenspaziergang zum oberhalb gelegenen Hart Lake (4.825 ft; 1.470 m). Von einer felsigen Kuppe blicken wir das lange Tal des Duckabush River hinab und in der anderen Richtung zum Lake La Crosse, der am Ende eines Felskessels liegt. Ein 600 m langer Abstecher bringt uns zum Hart Lake in dessen ruhigen Wasser sich die dahinter aufragenden Berge spiegeln. Zurück am Camp gibt es Frühstück und relativ spät brechen wir zur nächsten Etappe auf. Durch schöne Bergwiesen erreichen wir nach 45 Minuten bei bestem Wetter mit dem O'Neil Pass (4.950 ft; 1.510 m), den höchsten Punkt der Tour. Nun beginnt der 12 km lange O'Neil Pass Trail, der sich ganz leicht abwärts führend an die steilen Bergflanken schmiegt. Es ist eine wunderbare Panoramastrecke mit häufigen Blicken in das Tal des Quinault River und später auch auf den markanten Mount Anderson mit seinem strahlend weißen Gletscher. Immer wieder rauschen kleine Bäche über den Weg, so dass es reichlich Trinkwasser gibt. Die herbstlichen Blätter der Büsche und Sträucher am Weg leuchten in Gelb- und Rottönen. Kurz bevor wir auf den Trail zum Anderson Pass stoßen, passieren wir am unteren Ende einer weiten Wiese noch einen schönen, nicht in den Karten verzeichneten Zeltplatz. An der Wegekreuzung (4:30 Std. ab O'Neil Pass) halten wir uns links bergab ins Enchanted Valley (2.000 ft; 910 m). Eine gute Stunde später kommen wir am historischen Chalet, das heute als Ranger Station genutzt wird, an. Ringsherum gibt es zahlreiche Zeltmöglichkeiten, die insbesondere an Sommerwochenenden reichlich genutzt werden. Selbst an einem Wochentag stehen jetzt im Herbst noch einige Zelte in diesem schönen, von steilen Bergwänden eingerahmten Tal.

 

Etappe 5: Enchanted Valley – Graves Creek Campground

Am letzten Tag der großen Runde gilt es einfach nur dem guten Trail durch das lange Tal des Quinault River über gut 20 km hinab zu folgen. Nach vier wolkenlosen Tagen ist der Himmel nun bedeckt, doch das passt zur mystische Stimmung des Waldes mit den bemoosten Baumstämmen und den Flechten, die von den Ästen herabhängen. Zwischen großen Nadelbäumen leuchten die herbstlich verfärbten Ahornblätter. Man würde sich kaum wundern, wenn hinter einem umgestürzten Baumstamm Gnome oder Elfen hervorschauen würden. Man fühlt sich tatsächlich wie in einem Märchenwald. Ich frage einen entgegenkommenden Wanderer mit großem Teleobjektiv, was er denn suche. „Den Geist des Waldes“, antwortet er verschmitzt, ob ich ihn gesehen hätte. Nun, gesehen nicht wirklich, aber gespürt haben wir ihn irgendwie schon. Auf dem Weg kommt man in regelmäßigen Abständen an insgesamt drei Campsites vorbei, die eine intensivere Erkundung des Tales möglich machen. Mit Elks und Schwarzbären soll es auch eine reiche Tierwelt geben, die wir an diesem Tag leider nicht zu Gesicht bekommen. Nach sechs Stunden erreichen wir die solide Pony Bridge (900 ft; 275 m), die den Quinault River überquert, der sich hier durch eine kleine Schlucht zwängt. Der Trail führt nun vom Fluss weg und überquert einen Bergsporn. Von hier führt er als breiter Weg zum Graves Creek Campground hinab, wo wir sieben Stunden nach unserem Aufbruch wieder zu unserem Mietwagen kommen.