Boulder Mail Trail-Death Hollow-Escalante River-Triangle (3 Tage)
Dramatische Schluchtwanderung für Abenteurer
Es gibt Touren, die einem besonders in Erinnerung bleiben, weil sie durch einzigartige Landschaften führen und der Wegverlauf ungewöhnlich spannend ist. Die dreitägige Runde auf dem Boulder Mail Trail und durch die Schluchten von Death Hollow und des oberen Escalante River gehört ohne Zweifel dazu. Jede Etappe hat dabei ihren eigenen Charakter. Der Auftakt auf dem Boulder Mail Trail verläuft auf weiten Teilen durch wüstenhafte Slickrock-Landschaften. Am Ende des ersten Tages steigt man in den furchterregenden Abgrund des Canyons von Death Hollow hinab, wo einen ein klarer Bach und üppiges Grün empfängt. Die Durchquerung der grandiosen Schlucht ist nur möglich, indem man einen Großteil des Weges direkt im kühlen Wasser zurücklegt, wobei nur kurze Passagen mit leichter Kraxelei zu bewältigen sind. Der Rückweg erfolgt dann durch den breiteren und trockeneren, aber kaum weniger beeindruckenden Escalante Canyon.
Trotz aller Reize wird man unterwegs nur wenige andere abenteuerlustige Backpacker treffen. Dabei ist der Startpunkt leicht erreichbar, es gibt kein abschreckendes Permit-System wie bei bekannteren Schluchten, die Wasserversorgung ist problemlos und die technischen Schwierigkeiten sind für jeden erfahrenen Wanderer bei guten Bedingungen beherrschbar. So könnte man Death Hollow als echten Geheimtipp bezeichnen, den man bei einer Trekking-Reise durch den Süden Utahs in jedem Fall im Programm haben sollte.
Toureninfo
Ausgangspunkt:
Der Escalante River Trailhead befindet sich am östlichen Rand der Ortschaft Escalante. Man verlässt Escalante auf dem State Highway 12 in östlicher Richtung und biegt kurz nach der Escalante High School nach links auf die Zufahrt zum Friedhof ab (Beschilderung zum Trailhead). Man fährt nach dem Friedhof ca. 500 m weiter auf der Piste und folgt dann nach links dem Wegweiser zum kleinen Parkplatz am Trailhead, der nach weiteren 300 m erreicht ist.
Anforderungen:
Da man lange Zeit direkt im Bach von Death Hollow gehen muss, ist entsprechendes Schuhwerk erforderlich. Wir hatten zusätzlich zu den Wanderschuhen für die trockenen Wegabschnitte an Tag 1 und 3 leichte Laufschuhe im Gepäck, die sich bei der Durchquerung von Deatrh Hollow bewährt haben. Die Tour sollte nur bei trockenem Wetter im Sommer oder Herbst unternommen werden. Bei starken Regenfällen können die Engstellen von Death Hollow zu einer gefährlichen Falle werden. In der kälteren Jahreszeit ist das Gehen im Wasser nur mit spezieller Ausrüstung möglich.
Im mittleren Teil der Schlucht von Death Hollow kommt man zu zwei kurzen Engstellen, an denen tiefe Gumpen (Wasserbecken) auf einem schmalen, rutschigen Sims umgangen werden müssen. Besonders mit großen Rucksäcken ist hier etwas Geschicklichkeit erforderlich. Alternativ kann man die Gumpen schwimmend durchqueren, muss dann aber den Rucksack wasserdicht verpacken.
Wir hatten zuvor gelesen, dass in der Schlucht der Kletternde Giftsumach (poison ivy) vorkommt. Diese Efeu-Art ruft schwere Hautverätzungen hervor. Wir sind nicht mit ihr in Berührung gekommen und haben sie nicht wahrgenommen. Trotzdem ist es angeraten, sich vorher über das Aussehen zu informieren, um den Kontakt zu vermeiden.
Länge:
36 km
Höchster Punkt:
Höhenrücken am Boulder Mail Trail ca. 2050 m
Höhenunterschied:
555 m im Auf- und Abstieg
Beste Jahreszeit:
Juni bis Oktober.
Genehmigung:
Für Mehrtagestouren im Grand Staircase-Escalante National Monument ist eine kostenlose Genehmigung erforderlich. Diese erhält man unbegrenzt in einem der Visitor Center (z.B. am westlichen Ortseingang von Escalante) oder man kann sich diese am Trailhead durch Ausfüllen des ausliegenden Formulars selber ausstellen.
Schutz vor Bären:
Es sind keine Schutzmaßnahmen für den Proviant erforderlich.
Karten:
Canyons of the Escalante; Trails Illustrated Map 710; 1:75.000; National Geographic.
Tipp für Tagestour:
Vom Trailhead kann man eine Tageswanderung in den oberen, bereits sehr eindrucksvollen Canyon des Escalante River unternehmen, indem man der Beschreibung bis zum Tourenpunkt 2 und von dort aus entgegen der Richtung des Rückwegs beliebig weit in die Schlucht hinein folgt.
Tourenbeschreibung
1. Tag: Escalante River Trailhead – Death Hollow
13,7 km (8,6 mi), 6:00 Std., 450 m↑, 410 m↓
Auf dieser Etappe folgen wir dem 1902 angelegten Boulder Mail Trail (BMT), über den das abgelegene Boulder von Escalante aus mit Mulis und Packpferden versorgt wurde. Wenige Jahre darauf wurde entlang der Route eine Telefonleitung verlegt, die heute noch auf weiten Strecken zu sehen ist. Mit der Fertigstellung des Highway 12 im Jahre 1940 verlor der BMT an Bedeutung und dient heute ausschließlich als spannende Wanderroute.
Vor dem Aufbruch sollten wir unbedingt unsere Trinkflaschen ausreichend füllen, denn bis zum Bach von Death Hollow werden wir auf keine verlässliche Wasserstelle stoßen. Vom Trailhead geht es auf dem Fahrweg in nördlicher Richtung in wenigen Minuten zu einem Weidegatter. Ein Durchlass bringt uns zu dem weiterführenden schmalen Pfad, der in den Buschwald im Tal des Escalante River hinabführt. Der Bach führt hier zumeist nur wenig Wasser, sodass es kein Problem ist, ihn zweimal zu queren, um zum Holzzaun zu gelangen, der das Schutzgebiet der „Phipps-Death Hollow Outstanding Natural Area“ abgrenzt. Wir passieren auch diesen Zaun durch einen Durchlass. Der Pfad führt gleich darauf zu einem großen Cottonwood-Baum, an dem wir erneut auf die Nordseite des Baches wechseln. Nach gut 100 m kommen wir zu einer nicht ausgeschilderten Wegegabelung, an der wir nach links in das Seitental des Pine Creek einbiegen. Falls man auf eine Wasserstands-Messstation stößt, ist man fälschlicherweise geradeaus in die Escalante-Schlucht gegangen und muss umkehren. Der Trail im vegetationsreichen Tal des Pine Creek ist sandig und wechselt mehrmals die Seite des schmalen Baches. Links kommen bald die Gebäude einer Farm in Sicht. Kurz darauf verlassen wir das Bachbett und steigen den steilen Hang zu unserer Rechten empor. Dabei gehen wir zumeist auf blankem Fels (slickrock) und müssen gut auf Steinmänner achten, die den Kurs vorgeben. Die Vegetation aus Wacholder-Bäumen, niedrigen Büschen und Kakteen ist an das trockene Klima angepasst. Auffällig sind die schwarzen Gesteinsbrocken am Wegesrand. Hinter uns erstreckt sich das weite Tal von Escalante. Der Trail windet sich entlang der cairns (Steinmänner) geschickt die Geländestufen nutzend aufwärts und mündet nach etwa einer Stunde Anstieg auf ein Plateau mit Kiefern und Wacholder. Auf dem nun deutlichen Weg sinken wir bei jedem Schritt in den tiefen Sand ein, was das Fortkommen mühsam macht. Links von uns erhebt sich ein markant geschichteter Felsturm, in dessen Nähe sich der Hochpunkt der gesamten Tour befindet. Kurz darauf wechselt der Untergrund wieder zu glattem Fels, auf dem es sich wesentlich angenehmer gehen lässt. Allmählich geht es zwischen vereinzelten Kiefern in ein weites Tal mit trockenen Bachbetten und einem kleinen Wäldchen hinunter. Nach einem kurzen Anstieg liegt die weite Ebene der Antone Flat vor uns, die wir nun wieder auf sandigem Trail überqueren. Hier fallen die Masten der alten Telefonleitung auf, die einst die Ortschaften Boulder und Escalante verband. Am Ende Flachstücks geht es erneut über einen kleinen Höhenrücken in das Tal des Mamie Creek (3), 1850 m, das von einem wilden Felsmassiv überragt wird.
Hier besteht die Möglichkeit, einen Abstecher von insgesamt einer Stunde zur Mamie Creek Natural Bridge zu machen. Dazu geht man im Bachbett, einige Steilstufen vorsichtig umgehend abwärts, bis man zu einer großen Halbhöhle kommt, an der der Wasserlauf eine Felswand durchbrochen hat und in eine tiefe Mulde stürzt. Leider hat der natürliche Swimmingpool nach langer Trockenheit oft kein Wasser.
Der BMT steigt sehr steil aus dem Tal des Mamie Creek heraus, sodass wir kurzzeitig auch einmal mit den Händen Halt suchen müssen, und verläuft auf slickrock nördlich des zerklüfteten Gipfels. Dann ist eine letzte, locker bewaldete Sandebene zu überqueren. An ihrem Rand wird bereits der tiefe Einschnitt der Schlucht von Death Hollow sichtbar. Wieder festen Fels unter den Füßen nähern wir uns dem Abgrund, in den wir auf einem gut ausgebauten Serpentinenweg hinunter wandern. Unten erwarten uns ein und eine üppige Vegetation mit mächtigen Kiefer. Dort wo, der Trail auf ganzjährig fließenden, kräftigen Bach trifft, findet man inmitten der üppigen Vegetation schöne Campsites am sandigen Ufer (4), 1815 m. Eine weitere Zeltmöglichkeit liegt am gegenüberliegenden Ufer im Schutz eines gewaltigen Felsüberhangs, zu dem man einige Meter über dem Talgrund hinaufkraxelt.
- Escalante River Trailhead 1775 m - 0:00
- Abzweig Pine Creek 1760 m - 0:25
- Mamie Creek 1850 m - 4:15
- Death Hollow 1815 m – 6:00
2. Tag: Death Hollow – Escalante River
10,1 km (6,3 mi), 6:15 Std., 0 m↑, 145 m↓
Die zweite Etappe steht ganz im Zeichen der großartigen Schlucht des unteren Death Hollow, der wir bis zur Einmündung in den Escalante River Canyon ohne festgelegten Trail folgen. Zunächst finden wir an den flachen Ufern des Baches noch sandige Trampelpfade, die wir nach Möglichkeit nutzen sollten. Aber auch dabei ist es erforderlich, häufig die Bachseiten zu wechseln, sodass wir von Anfang an auf unser dafür vorgesehenes Schuhwerk zurückgreifen. Wir befinden uns in einer Art Mikrokosmos, von der übrigen Welt durch gewaltig aufragende Felswände abgeschirmt. Bäume, Büsche und Gräser geben uns das Gefühl durch eine Oase zu wandeln. Jede Windung des Flusses bietet uns neue Ansichten des Canyons. Nach etwa drei Stunden wird das Schluchterlebnis noch spektakulärer, immer enger rücken die himmelhoch aufragenden Wände aus Navajo-Sandstein zusammen. Bisher hat uns die Wanderung vor keine technischen Schwierigkeiten gestellt, doch nun stehen uns die zwei Schlüsselstellen bevor. Der eingezwängte Bach hat an zwei kleinen Kaskaden tiefe Gumpen in sein Bett gefräst. Diese lassen sich jeweils auf der linken Seite auf einem schmalen, knapp unter dem Wasserspiegel gelegenen Sims umgehen, was jedoch durch überhängende Felsen erschwert wird. Hier ist etwas Geschicklichkeit gefragt, um nicht mit dem Gepäck „Baden zu gehen“. Nach diesem kurzen Nervenkitzel geht es im seichten Wasser der sich nun etwas weitenden Schlucht wieder zügig voran und wir können die warmen Farben des Canyons beruhigt genießen. Der Bewuchs an den Ufern aus Weiden, Eichen, Cottonwood und Schilf nimmt zu. Am Ende des aufregenden Tages kommen wir zur Einmündung in die Schlucht des Escalante River (5), 1670 m. Hier bieten sich reichlich Zeltplätze auf einer sandigen Uferbank. Wer ein dramatischer gelegenes Camp vorzieht, kann aber auch bereits ca. 10 min vor der Mündung unter einem großen Felsüberhang auf der rechten Seite des Baches sein Lager aufschlagen.
- Death Hollow 1815 m – 0:00
- Escalante River 1670 m - 6:15
3. Tag: Escalante River – Escalante River Trailhead
11,9 km (7,4 mi), 4:00 Std., 105 m↑, 0 m↓
Der letzte Abschnitt unserer Dreiecks-Tour folgt ohne Hindernisse den unzähligen Windungen, die der Escalante River in das Plateau gegraben hat, zurück zu unserem Startpunkt. Wir gehen im breiten Grund der Schlucht bergan und stellen sofort fest, dass hier im Vergleich zu Death Hollow nur noch ein Rinnsal fließt. Nach einer längeren Trockenphase können wir weite Strecken im Bachbett zurücklegen, ohne nasse Füße zu bekommen. Ansonsten bieten sich auch hier sandige Pfadspuren am Ufer als Alternative an. Der Kontrast zwischen den grünen Bäumen und Büschen vor den ocker- und beigefarbenen Felsen erzeugt immer neue, sehr fotogene Landschaftsbilder. Ohne Engstellen und Geländestufen erfordert der kaum merklichen Anstieg nur geringe Anstrengungen. Nach knapp 2,5 Stunden werden die Biegungen des Canyons noch einmal enger und wir laufen auf einen gewaltigen Felsüberhang zu, in dem sich großen indianische Abbildungen in Form schematisierter Menschen finden lassen. In der übernächsten und der darauffolgenden Linkskurve kann man noch zwei weitere Stellen mit Felsgravuren jeweils an den Nordwänden entdecken. Danach verlieren die Schluchtwände langsam an Höhe und wir kommen zu einer automatischen Wasserstands-Messeinrichtung, dem ersten Zeichen der modernen Zivilisation. Nur wenige Minuten später erkennen wir den Abzweig in das Tal des Pine Creek (2) wieder und kehren auf dem bekannten Weg zum Trailhead zurück.
- Escalante River 1670 m - 0:00
- Abzweig Pine Creek 1760 m - 3:35
- Escalante River Trailhead 1775 m - 4:00