Bilderbuchstädte und Wandern im südlichen Apulien

Eine Reise im Spätherbst zwischen dem Tal der Trulli und dem Ende der Welt

(Oktober / November 2023)

Das südliche Apulien lockt mit vielen Klischees Süditaliens – weitgehend unverbaute Küsten mit blauem Meer, malerische Kleinstädte mit alten Festungsanlagen und prächtigen Kirchen und nicht zuletzt die fotogenen Trulli rund um Alberobello. Wir haben den Absatz des italienischen Stiefels Anfang November, wenn die Touristenscharen der Sommersaison abgezogen sind und die Urlaubsregionen durchatmen, mit der Bahn und zu Fuß erkundet. Dabei haben wir uns auf die Salento genannte Halbinsel südöstlich von Bari beschränkt und in zweieinhalb Wochen viele schöne Eindrücke von Natur und Kultur gewonnen. Im Mittelpunkt der Reise stand eine einwöchige Wandertour von Otranto nach Santa Maria di Leuca dem Finibus Terrae (Ende der Welt).

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Frühjahr und Herbst (und Winter)

Abgesehen von den (zu) heißen Sommermonaten sind Wanderungen in der Region grundsätzlich ganzjährig möglich. Uns gefiel die Stimmung im Spätherbst mit angenehmen Temperaturen, wenig Touristen in den Orten, der Olivenernte und der nach den ersten Herbstregen erwachenden Natur.

 

Schwierigkeit

Die Wanderrouten zwischen Otranto und Santa Maria di Leuca verlaufen zum großen Teil auf Küstenpfaden (gelegentlich sehr felsig und nicht markiert), aber auch auf Wirtschaftswegen und zumeist wenig befahrenen Straßen. Wir sind auf dem von uns gegangenen Abschnitt nicht konstant dem Cammino del Salento gefolgt, dessen Ausschilderung und Markierung auch nur unvollständig ist. Oftmals haben wir etwas anspruchsvollere küstennahe Varianten gewählt. Dafür waren unsere Etappen auch deutlich kürzer als auf der Homepage des Cammino del Salento empfohlen. 

Im Valle d'Itria verlief unsere Route zwischen Martina Franca, Locorotondo und Alberobello weitgehend auf wenig befahrenen Landsträßchen durch Kulturlandschaft mit vielen Trulli. Die letzten Kilometer südlich von Alberobello sind wir dem markierten Fernwanderweg der Via Ellenica auf schönen Feld- und Waldwegen gefolgt.

 

Verkehrsverbindungen

Alle von uns besuchten Orte und die Start- bzw. Endpunkte der Wandertouren verfügen über Bahnhöfe der Ferrovie del Sud Est, einer regionalen Gesellschaft von Trenitalia. Die Verbindungen sind oft und langsam, aber zumeist zuverlässig und das Fahren in den teilweise alten Dieseltriebwagen ist ein Erlebnis für sich.

Es empfiehlt sich zur Fahrplanauskunft und zur Zugbuchung (zuggebunden auch für Regionalverbindungen) die App von Trenitalia auf das Smartphone zu laden. Achtung: Alle gebuchten Tickets müssen vor der Abfahrt des Zuges in der App entwertet werden.

 

Unterkünfte

In der Nebensaison findet man zumeist recht günstige Unterkünfte insbesondere in kleinen Pensionen und Ferienwohnungen / -häusern. Wir kamen häufing in sehr stilvoll restaurierten Stadthäusern oder auch im Trulli mit stimmungsvollen Gewölbedecken unter. Alle unsere Unterkünfte haben wir über Booking.com gebucht.

 

Literatur

Abgesehen von allgemeinen Reiseführern für die Region ist mir kein brauchbarer Wanderführer für die von uns unternommenen Touren bekannt.

 

Karten

Offline-Karten auf Grundlage von Open Street Maps für das Smartphone.

 

Links

Cammino del Salento: Homepage des Fernwanderweges von Lecce nach Santa Maria di Leuca.

Cammino Materano: Homepage verschiedener Fernwanderrouten mit dem Knotenpunkt Matera (Basilikata), die teilweise auch die Region Apulien queren.

Monopoli und Ostuni

Direkt an der Bahnlinie Bari – Bridisi – Lecce liegen mit Monopoli und Ostuni bereits zwei Städte, mit denen wir uns auf Apulien einstimmen wollen. Die Küstenstadt Monopoli mit ihrer kompakten Altstadt, dem alten Hafen und der angrenzenden Festung bietet bereits typisch süditalienisches Flair. Die weiße Stadt Ostuni erhebt sich hingegen weithin sichtbar auf einem Hügel im Hinterland und zieht mit ihren engen Gassen Scharen von Besuchern an. Der Bahnhof liegt hier gut 2 km unterhalb der Stadt, es gibt aber auf die Ankunft und Abfahrt der Züge weitgehend abgestimmte Shuttlebusse.

Otranto

Die auf einer Anhöhe am Meer gelegene und von gewaltigen Befestigungsanlagen eingefasste Altstadt von Otranto bietet zahllose fotogene Perspektiven. Hauptsehenswürdigkeit neben der Festung ist die Cattedrale di Santa Maria Annunziata mit ihrem Mosaik aus dem 12. Jahrhundert, das den gesamten Fußboden des Kirchenschiffs bedeckt.

Außerdem unternehmen wir eine lohnende Wanderung an die Küste nördlich der Stadt mit beeindruckenden Klippen und der Grotta sfondata – einer teilweise eingestürzten, nur vom Meer aus zugänglichen Höhle.

Ein Spaziergang nach Süden führt vorbei am Klarissenkloster auf schönem Weg zur Cava di Bauxite, einem stillgelegten Bauxitabbau mit intensiv rötlichem Boden und einem türkis schimmernden kleinen See.

Trekking von Otranto nach Santa Maria di Leuca

Unsere auf OpenStreetMap ausgetüftelte Route verläuft teilweise auf dem Cammino del Salento, einem seit wenigen Jahren etablierten Fernwanderweg von Lecce bis an den südlichsten Punkt Apuliens. Aber die Beschilderung und Markierung sind oft sehr dürftig und wir versuchen möglichst nahe der Küste zu bleiben. Dafür nehmen wir auch Passagen über sehr felsiges Terrain in Kauf, genießen dafür herrliche Blicke auf die schroffen Klippen mit tiefen, nur vom Meer aus zugänglichen Höhlen. Die empfohlenen, meist über 20 km langen Etappen, haben wir stark gekürzt, um unterwegs Landschaft und Orte zu erkunden und bei den schon sehr kurzen Tagen nicht in Zeitdruck zu geraten.

1. Otranto - Porto Badisco (13 km)

Unsere erste Etappe verläuft fast ausschließlich auf schmalen, teilweise steinigen Pfaden an oder oberhalb der Felsküste. Dabei passieren mit dem Leuchtturm an der Punta Palascìa den östlichsten Punkt des italienischen Festlands. Ziel ist das unspektakuläre Straßendorf Porto Badisco, das sich zur Sommersaison trotz des winzigen Strandes anscheinend großer Beliebtheit erfreut.

Das Wetter ist zum Auftakt ungemütlich. Ein warmer, aber heftiger Südwind weht uns um die Ohren und lässt immer größere Wellen an die Felsküste branden.

Wir starten am Hafen von Otranto und folgen zunächst der Straße vorbei an der Hafenbehörde, danach nach Süden und biegen in der nächsten Straßenbiegung geradeaus auf einen Fahrweg ab (Beschilderung des Cammino Salento). Es gibt bald mehrere parallel verlaufende Wege, aber die Orientierung ist unproblematisch. Vorbei an einem alten Wachturm kommt man zum einsamen Gehöft Masseria Orte. Wir folgen den Wegweisern um eine Landzunge und erreichen bald die Ausflugsgaststätte an der Baia delle Orte (außerhalb der Saison geschlossen). Von hier ist ein insgesamt drei Kilometer langer Abstecher zur sehenswerten Cava di Bauxite möglich. Den farbenprächtigen ehemaligen Bauxitabbau haben wir bereits am Vortag bei gutem Wetter von Otranto aus besucht.

Der Pfad verläuft nun zunehmend anspruchsvoller nach Süden durch den immer steiler werdenden Hang auf den Leuchtturm der Punta Palascìa zu. Von hier geht es den befestigten Weg in einer weiten Serpentine zur Sendeanlage auf dem Plateau hinauf. Der Umzäunung gegen den Uhrzeigersinn folgend gelangt man auf einen Pfad der sich über das Plateau hoch über dem Meer schlängelt und gelegentlich nahe einer Asphaltstraße verläuft. Am Ende des Plateaus stoßen wir auf einen quer verlaufenden, schwach markierten Pfad, dem wir nach links abwärts auf die Küste zu folgen. Wir bleiben dann stets auf dem küstennahen Pfad und gehen unter dem auf steilen Klippen aufragenden Wachturm Torre Sant'Emiliano hindurch. Der Cammino del Salento verläuft hier alternativ etwas länger oben am Wachturm vorbei, trifft aber kurz darauf wieder auf unsere Route. Wir halten nun auf eine markante Trockensteinmauer zu, der wir meerseitig folgen. Entlang kleiner Waldgebiete erreichen wir die enge Bucht von Porto Badisco, gehen am Campingplatz vorbei, queren den winzigen Strand und steigen auf einer Straße zum Ortszentrum mit der Bar Da Carlo hinauf. In der Nebensaison ist die traditionelle Bar die einzig verlässliche Anlaufstelle für Essen und Getränke, auch wenn abends lediglich kalte Paninis (belegte Brote) angeboten werden.

Auch Unterkünfte sind dann rar. Wir haben im Rifugio del Navigante ein modernes Zimmer gebucht. Obwohl es das teuerste unserer Reise ist, fehlen Service und Charme und das Frühstück ist ziemlich bescheiden. 

2. Porto Badisco - Santa Cesarea Terme (8 km)

Trotz der geringen Länge bietet diese Etappe ganz unterschiedliche Eindrücke und lässt genügend Zeit für einen Bummel durch den angenehmen Kurort Santa Cesarea Terme.

Wir verlassen Porto Badisco auf dem gegenüber der Bar da Carlo beginnenden Küstenpfad. Wir umrunden den Einschnitt des Porto Russo und kommen schon bald zu einem runden Pagliaro, einem aus Natursteinen errichteten typischen Hirtenunterstand. Auf gutem Pfad wandern wir oberhalb beeindruckender Klippen mit tiefen Höhlen, die wir zumeist nur erahnen können. Oberhalb des Weges erhebt sich der Wachturm Torre Minervino. Kurz darauf passieren wir an einem besonders spektakulären Küstenabschnitt einen weiteren gut erhaltenen Rundbau. Schließlich wendet sich der Pfad landeinwärts und steigt steil zur Küstenstraße hinauf. Wir queren die Straße, gehen auf einem Sträßchen gut 100 m weiter landeinwärts und zweigen dann links auf einen schmalen Erdweg ab, der durch zumeist aufgelassene Felder über das Plateau parallel zur Küste verläuft. Ein etwas verwachsener Abstecher bringt uns zur Ruine des Torre Specchia di Guardia. Kurze Zeit später erreichen wir eine Gruppe windzerzauster Kiefern, halten uns links und kommen auf einem Pfad zu einem gewaltigen Gebäudekomplex. Es handelt sich um die Bauruine einer neuen, jedoh nie in Betrieb genommenen Termen- und Freizeitanlage, die seit über 25 Jahren dem allmählichen Verfall preisgegeben ist. Wir erkunden diesen etwas gruseligen Lost Place mit riesiger Empfangshalle, stillstehenden Rolltreppen, mit Kinosesseln voll bestuhltem Veranstaltungssaal und mit Regenwasser gefülltem Hallenbad.

Nach diesem zweifelhaften Höhepunkt folgen wir dem Pfad am Plateaurand und kommen auf Schotterwegen zu einigen Häusern und der Straße, die in Kehren nach Santa Cesarea Terme hinabführt. Hier verströmen die über einhundert Jahre alten Villen und Hotels eine viel angenehmere Atmosphäre.

Wir haben ein günstiges Zimmer im Est Hotel reserviert. Da in der Nebensaison wenig los ist, bekommen wir vom freundlichen Personal ein Upgrade mit schönem Balkon mit Ausblick auf den Ort und das Meer. Auch das umfangreiche Frühstücksbuffet im schönen Speisesaal macht das Hotel für uns zu einer guten Wahl.

3. Santa Cesarea Terme - Castro (7 km)

Bei dieser ebenfalls nur einen halben Tag füllenden Etappe haben wir einige in OpenStreetMap verzeichnete Pfade nicht gefunden und mussten daher einige Abschnitte auf der Küstenstraße zurücklegen. Man sollte aber genügend Zeit für die Besichtigung der Grotta Zinzulusa und der auf einem Felssporn gelegenen Altstadt und Festung von Castro einplanen.

Vom Zentrum von Santa Cesarea Terme gehen wir vorbei an der Villa Sticchi und folgen der Uferstraße zu den beeindruckend in den Fels gehauenen Schwimm- und Hafenbecken am Circolo Nautico. Von hier folgen wir einem Pfad entlang der Küste zum Hafenbecken von Porto Miggiano. Entlang eines großen Ferienresorts gehen wir hinauf zur Via Umberto Primo und auf ihr zur großen Küstenstraße. Dieser folgen wir einen knappen Kilometer nach Süden und können dann für ein kurzes Stück zum Küstenwanderweg Sentiero Porto Miggiano hinabsteigen. Dieser verliert sich aber schon kurz darauf wieder, so dass wir wieder zur Küstenstraße zurückgekehrt sind. Auf dieser gehen wir weiter in südlicher Richtung, bis kurz nach einem Hinweisschild auf den Ort Castro ein schmaler Pfad in den Hang oberhalb der Straße hinaufführt. Dieser stößt auf einen querenden Pfad, dem wir in Richtung Castro folgen. Wenn man sich dem Ort nähert, werden die Pfade undeutlicher. Wir hielten uns auf den abwärts führenden Wegspuren und kamen zu einem Sträßchen, auf dem wir zur Küstenstraße hinabgingen. Direkt gegenüber geht es auf einem Treppenweg zwischen Mauern weiter abwärts in Richtung Meer und dann nach rechts zwischen Häusern hindurch zur Zufahrtsstraße zur Grotta Zinzulusa bei unserem Besuch leider geschlossen). Vom Parkplatz führt ein Treppenweg vorbei an einem Restaurant wieder aufwärts zur Via Zinzulusa. Auf dieser gehen wir bis kurz vor der Einmündung in die Küstenstraße ein Teppenweg steil zu einem Aussichtspunkt mit kleinem Park ansteigt. Von hier sind es nur noch wenige Meter auf der Via Sant‘Antonio zu unserer freundlichen Unterkunft B&B La Rosa Antica (etwas altmodisch, aber komfortabel eingerichtet und sehr gutes Frühstück).

4. Castro - Tricase (15 km)

Diese längere Etappe bietet unterwegs schöne Küstenpfade, kleine Hafenorte, Kulturlandschaften mit weiten Olivenhainen und als Ziel eine lebendige Kleinstadt abseits der Touristenrouten.

Auf Treppenwegen steigen wir von der Altstadt in den unteren Ortsteil von Castro am kleinen Bootshafen hinunter. Wir kommen über eine Zufahrtsstraße zum Beginn des Küstenpfades, dem wir zunächst unterhalb zahlreicher Ferienhäuser folgen. Als er wieder schwer zu verfolgen ist, nehmen wir einen Treppenweg, der uns zur Küstenstraße bringt. Auf dieser umgehen wir hoch über dem Meer den tiefen Einschnitt der Cala dell‘Aquaviva. Etwa 300 m danach zweigt an einem einzelnen Gebäude auf der rechten Straßenseite ein als Wanderweg gekennzeichneter Pfad ab, der den Hang hinauf zum Belvedere Arenosa verläuft. Von hier gehen wir auf der kaum befahrenen Straße durch schöne Olivenhaine allmählich wieder zur Küstenstraße hinab. Wenige Meter südlich der Einmündung nehmen wir den Weg, der zwischen Häusern in Richtung Meer führt. An seinem Ende biegen wir auf den Küstenpfad, der uns vorbei an alten Steinbrüchen und über Felsplatten zum kleinen Hafen von Andrano bringt. Dabei gilt es eine kleine, unschwierige Kletterstelle zu überwinden.

Über die Zufahrtsstraße zum Hafen erreichen wir die schöne Uferpromenade, an deren Ende wir erneut auf die Küstenstraße gelangen, der wir 200 m nach Süden folgen. Dann biegen wir nach rechts in die Via delle Carrube ein und halten nach 200 m nach einem Wanderpfad Ausschau der steil in den Hang hinaufführt. Er stößt auf einen querenden Pfad, dem wir nach Süden folgen. Er windet sich durch die augelassenen Terrassenfelder und ist trotz der teilweise dichten Vegetation gut auszumachen. Unterhalb des Torre del Sasso schwenkt der Pfad landeinwärts und erklimmt eine Geländestufe. Oben angekommen folgen wir dem hinter einer Mauer verlaufenden Pfad wieder nach Süden. Er mündet bald in breitere Fahrwege, auf denen wir den Wegweisern einer Radroute und dem Cammino del Salento folgend durch abwechslungsreiche Kulturlandschaft in Richung Tricase wandern. Die letzten Kilometer ins historische Zentrum der lebhaften Kleinstadt geht es dann auf der Landstraße Via Vecchia Tricase Porto. Hier quartieren wir unsfür zwei Nächte in der VaGiu‘Dimore Storica ein, ein schön restauriertes Ferienhaus mit vielen alten Details ganz in der Nähe der zentralen Piazza G. Pisanelli.

5. Tricase - Tricase Porto - Marina Serra - Tricase (14 km)

Von Tricase unternehmen wir eine schöne Rundwanderung zu zwei attraktiven Küstenorten.

Wir verlassen Tricase auf der Via Madonna di Loreto. Vorbei an der außerhalb des Ortes gelegenen Kirche Chiesa della Madonna di Constantinopoli wandern wir auf der Via Vecchia Tricase Porto in den Hafenort von Tricase. Dort lässt es sich wunderbar entlang des Bootshafens und der kleinen Badebucht bummeln. Ein kleiner Alimentari (hier gibt es günstige Panini) und mehrere Bars bieten sich zur Einkehr an.

Dann geht es auf der Küstenstraße und über einen Pfad an den Felsklippen in das benachbarte Marina Serra mit dem Wachturm Torre Palane. 200 m weiter lädt das geschützte Felsbecken der Piscina naturale noch im Herbst zu einem Bad ein.

Anschließend steigen wir auf der Via Grotte dei Monaci zur Kirche und zur Hauptstraße hinauf. Diese queren wir, gehen ca. 500 m auf der Via Marina Serra und biegen dann rechts auf Feldwege ab, die uns in zahlreichen Windungen wieder in Richtung Tricase führen. Zwischendurch kann man einen kurzen Abstecher zur Quercia Vallonea (einer inzwischen fast abgestorbenen mehrere Hundert Jahre alten Eiche an der Hauptstraße nach Tricase) machen. Vor der Umgehungsstraße stoßen wir wieder auf die Via Marina Serra, die uns ins Zentrum von Tricase bringt.

6. Tricase - Gagliano del Capo (17 km)

Bei dieser abwechslungsreichen Etappe hatten wir leider kein Wetterglück und mussten bei einigen kurzen Schauern sogar die Regenjacken auspacken.

Um von Tricase wieder an die Küste zu gelangen, schlagen wir die kaum befahrene Nebenstraße Contrada Palane ein, die schließlich in die Küstenstraße einmündet. Diese verlassen wir nach etwa 500 m wieder und steigen auf einem Pfad im Hang aufwärts und treffen auf einen Fahrweg, der uns kurz darauf zu einem Aussichtspunkt bringt. Von hier folgen wir dem über der Küstenstraße verlaufenden Pfad, bis dieser wieder zur Straße hinabführt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zweigt bald ein Pfad ab, auf dem wir zum Wachturm Torre Nasparo kommen. In einer weiten Kehre bringt uns eine Asphaltstraße zur Marina di Tiggiano hinab, wo ein schöner Küstenpfad beginnt. Er stößt bald wieder auf ein Sträßchen, dem wir entlang der Küste folgen. An seinem Ende gehen wir erneut auf einem steinigen Pfad weiter nach Süden, der am Ende wieder auf die Küstenstraße stößt. Auf dieser erreichen wir den kleinen Hafenort Novaglie. An seinem Südrand beginnt der Sentiero delle Cipolliane, auf dem wir bis zu einem kleinen Picknickplatz wandern. Hier lohnt ein beschilderter Abstecher in den Steilhang zur Grotta Cipolliane, einem hoch über dem Meer liegenden Felsüberhang. Der Pfad bringt uns schließlich kurz vor der großen Ponte del Ciole (2023 wegen Restaurierungsarbeiten voll gesperrt) wieder auf die Küstenstraße. Direkt vor der Brücke biegen wir auf den als Wanderweg gekennzeichneten Pfad ab, der zuerst steil aufwärts und schließlich in den Grund des Canyon del Ciolo hinabführt. Ein guter Weg bringt uns aus der Schlucht heraus und über die Via Ciolo auf Asphalt ins Zentrum von Gagliano del Capo.

Wenige Schritte vom Hauptplatz am Corto Umberto Primo ist die Casa Blanca, ein liebevoll und komfortabel restauriertes kleines Haus in einer unscheinbaren Altstadtgasse, unser Quartier für zwei Nächte. Wenige Gehminuten entfernt gibt es einen SISA Supermarkt und die freundliche Pizzeria Lumiere.

7. Gagliano del Capo - Santa Maria di Leuca - Gagliano del Capo (16 km)

Diese Wanderung bringt uns auf schönen Küstenpfaden und zuletzt auf Asphalt an den südlichsten Punkt Apuliens – der früher als Ende der Welt bezeichnet wurde. Der Rückweg verläuft dann auf Wirtschaftswegen durch das landwirtschaftlich geprägte Hinterland.

Zu Beginn verlassen wir Gagliano del Capo auf der Via Dante und machen noch einen Schlenker über das Plateau mit aufgelassenen Felder und hinab in den Canyon del Ciolo. Südlich der großen Brücke treffen wir auf die Küstenstraße, die wir 500 m später wieder verlassen und auf steilem Pfad den Hang erklimmen. Dem Plateaurand nach Süden folgend, haben wir wunderbare Blicke auf die Küste. Allmählich senkt sich der Weg wieder zu Straße und wechselt auf die Meerseite. Wir folgen dem zumeist deutlichen, aber teilweise recht anspruchsvollen Pfad, der stets oberhalb der beeindruckenden Felsklippen verläuft. Für ein kurzes Stück müssen wir auf der Küstenstraße gehen, bevor wir über eine Betonpiste und eine Treppe erneut auf einen Pfad unterhalb abzweigen können. Hier geht es bald über große Felsen, die Orientierung ist schwierig und man muss gut nach Steinmännern Ausschau halten. Wenig später ist der Pfad dann so stark verwachsen, dass wir etwas früher als geplant zur Küstenstraße aufsteigen. Die letzten 2 km nach Santa Maria di Leuca mit der Wallfahrtskirche und dem Leuchtturm legen wir entlang der Straße zurück.

Der Rückweg beginnt am Kreisel unterhalb des Wallfahrtskomplexes. Auf der Strada Vicinale Stompelli wandern wir durch ein Villengebiet. Die Umgebung wird bald ländlicher mit Olivenhainen, Feldern und einzelnen Gehöften. Wir folgen den Markierungen des Pilgerweges Via Francigena über kaum befahrene Landsträßchen nach Gagliano del Capo.

Gallipoli und Lecce

Die Altstadt von Gallipoli (aus dem griechischen = schöne Stadt) liegt auf einer der Küste vorgelagerten Insel, die durch eine kurze Straßenbrücke erreichbar ist. Bereits der Weg über die Brücke mit Blick auf das Castello ist eindrucksvoll. Danach taucht man in das Gassengewirr ein und entdeckt viele idyllische Winkel. Im Mittelpunkt der Altstadt steht der imposante Dom. Die Straßen und Promenaden rings um die Altstadtinsel bieten immer neue Ansichten der Stadt und ihren Befestigungsanlagen.

Lecce ist unbestritten das kulturelle Zentrum des Salento und weist in der fast vollständig erhaltenen historischen Altstadt zahllose prächtige Bauwerke aus der Zeit des Lecceser Barocks (16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts) auf. Mit dem empfehlenswerten Sammelticket vom LeccEclesiae lassen sich die wichtigsten Kirchen besichtigen.

Wanderung von Martina Franca nach Alberobello

Im Valle d‘Itria (auch Tal der Trulli genannt) ziehen Martina Franca, Locorotondo und vor allem Alberobello zur Hauptsaison unzählige Touristen an. Martina Franca lockt mit einem idyllischen Hauptplatz an der Basilica di San Martino und ruhigeren Gassen, in denen frisch gewaschene Wäsche ihren Duft verbreitet. Außerdem sind die prächtigen Wand- und Deckenmalereien im Palazzo Ducale einen Besuch wert.

Das auf einem Hügel über dem Tal gelegene Centro storico von Locorotondo beeindruckt mit typisch süditalienischen Gassen zwischen den typischen Giebelhäusern.

Alberobello mit den in zwei Stadtvierteln konzentrierten Trulli ist eindeutig die am meisten auf den Tourismus ausgerichtete Station unserer Reise, auch wenn sich der Andrang im Spätherbst in Grenzen hält.

Stimmungsvoller sind oft die im weiten Valle d‘Itria verstreuten Trulli, die man am besten bei einer Wanderung entdeckt. Viele sind geschmackvoll restauriert und dienen als stimmungsvolle Touristenunterkünfte. Andere sehen etwas vernachlässigt und versteckt zwischen Olivenbäumen wie eine Märchenkulisse aus.

Wir verlassen die Altstadt vom Martina Franca nach Norden auf der steil ins Tal hinabführenden Via Provvidenza, überqueren die Strada Statale 172 und kommen zur von außen unscheinbaren Kirche Sant‘Antoni die Cappuccini mit prächtiger Innenausstattung. Anschließend halten wir uns weiter in nördlicher Richtung, queren die Bahngleise und gelangen auf ein Sträßchen, das uns mit einigen Biegungen nach Locorotondo bringt. Unterwegs können wir zahlreiche Trulli – teilweise schön restauriert, andere in malerischem Verfall – bewundern. Auf einen Pfad geht es zur auf einem Hügel thronenden Altstadt von Locorotondo hinauf, wo sich ein Streifzug durch die malerischen Gassen lohnt.

Auf dem Weg zu unserer außerhalb gelegenen Unterkunft müssen wir leider das Gewerbegebiet östlich der Altstadt durchqueren. Aber auch hier finden sich vereinzelt schöne Trullis. Über schmale Landstraßen erreichen wir unser ruhig in Olivenhainen gelegenes Domizil – das malerische und sehr liebevoll gestaltete Trulli Caroli (komplette Ferienwohnung im Trulli und gutes Frühstück).

Am folgenden Tag wandern wir auf zunächst wenig befahrenen Landsträßchen in westlicher Richtung, queren die Provinzstraße SP 58 zwischen Martina Franca und Alberobello und stoßen am Ende eines ausgedehnte Waldgebietes auf die markierte Route eines Fernwanderweges, der wir auf Wirtschaftswegen und durch das üppige Grün des Bosco Selva an den südlichen Stadtrand von Alberobello folgen.