Durchquerung der Sierra de Gredos

(September / Oktober 2005)

Die Bergkette des Sistema Central erstreckt sich nördlich der Haupstadt Madrid quer durch die zentralspanische Hochfläche. Sie wirkt teilweise wie eine alpine Oase in der ansonsten kargen Meseta. Den westlichsten und schroffsten Teil bildet die Sierra de Gredos. Höchster Gipfel ist hier der 2591 m hohe Almanzor. Der zentrale Teil der Gredos rund um die Laguna Grande ist die bei einheimischen Wanderern und Bergsteigern beliebteste Region. Ansonsten fanden wir bei unserer Ost-West-Durchquerung, die meist entlang des Gipfelgrates führte, eine weitgehend menschenleere Bergwelt mit schönen Trekkingmöglichkeiten und den allgegenwärtigen Steinböcken vor.

Hütten sind entlang der Route rar, sodass ein Zelt - oder im Sommer zumindest ein Biwacksack - zur Ausrüstung gehört.  

Die Gebirge der Iberischen Halbinsel

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Frühsommer bis Herbst

 

Schwierigkeit

Nur wenige Wanderwege sind nach Alpenstandard markiert. Ansonsten helfen gelegentlich Steinmännchen bei der Orientierung. In einigen Bereichen war die Durchquerung aufgrund des felsigen Geländes recht mühsam (z.B. Covacha - Guijo Sta. Barbara).

 

Unterkunft

In den Bergen ist man weitgehend auf Zelten angewiesen. Nur an der Laguna Grande gibt es eine bewirtschaftete Berghütte. In den meisten Ortschaften findet man kleine Hostales.

 

Literatur

Walking in Spain; Lonely Planet (englisch)

Sierra de Gredos; Rother Wanderführer

 

Karten

Parque Regional de la Sierra de Gredos; Adrados Ediciones; Übersichts- / Wanderkarte 1:135.000 / 1:25.000 (spanisch)

Sierra de Gredos; Editorial Alpina; 1:25.000 (hier fehlt der Westteil mit den letzten Etappen)

Die Fotoshow der Tour

Von Cuevas del Valle nach Navarredonda de Gredos

(3 Tagesetappen)

In drei Stunden bringt uns der Bus von Madrid in das kleine Bergdorf Cuevas del Valle am Südhang der Sierra de Gredos. Aus dem Ort heraus führt eine hervorragend erhaltene gepflasterte Römerstraße nach Norden hinauf zum Puerto del Pico. Hier stoßen wir noch einmal auf die Passstraße, biegen dann aber auf einem kleinen Pfad durch bizarre Felslandschaft nach Westen ab. Unseren ersten Zeltplatz bei der Hochweide Los Cervunales teilen wir dann noch mit freilaufenden Rindern, die auf den sanften Nordhängen grasen.

Zunächst folgen wir den Steinmännchen entlang dem sanften, nach Süden steiler abbrechenden Gratverlauf. Wir treffen mehrfach auf Steinböcke, die behende in den Felsen umherklettern. Später treffen wir wieder auf einen deutlichen Pfad, der uns um schroffere Gipfel herum zum verfallenen Refugio Arenas leitet. In der Nähe gibt es eine gute Quelle und auf den Wiesen unterhalb des Gipfels La Mira lässt es sich wunderbar zelten.

Am nächsten Morgen steigen wir noch vor Sonnenaufgang zur Turmruine (hier wurden früher Lichtsignale empfangen und weitergegeben) hinauf. Vor dem Morgenrot heben sich die Silhouetten von Steinböcken ab - ein traumhaftes Bild. Als wir später zum Zelt zurückkehren, umringen uns junge Steinböcke und betrachten uns neugierig.

Wir steigen nun durch die Garganta de Conventos nach Norden ab und erreichen am Nachmittag das verschlafene Dorf Navarredonda de Gredos. Etwas außerhalb finden wir im komfortablen Hostal Almanzor ein Quartier für die Nacht und werden mit einem schmackhaften Abendessen verwöhnt.

Von Navarredonda de Gredos nach Bohoyo

(3,5 Tagesetappen)

Nach einem Einkauf im kleinen Supermarkt des Ortes gehen wir auf schmalen Sträßchen nach Süden und erreichen bald den Río Tormes. Der kleine Bergfluss fließt durch ein Tal mit üppiger Vegetation. Wir folgen ihm in westlicher Richtung auf Fahrwegen und Pfaden. Bei Navacepeda de Tormes überqueren wir den Fluss auf einer schönen mehrbogigen Brücke und gehen wenig später über eine schöne Steinbrücke, die einen Zufluss des Río Tormes überspannt. Auf einer Schotterpiste steigen wir in Richtung des kleinen Gipfel El Cancho hinauf. Auf einem aussichtsreichen Sattel finden wir an einer Viehtränke frisches Wasser und eine Zeltmöglichkeit.

Als wir am nächsten Morgen in die Garganta de Gredos hinabsteigen, werden wir bei wolkenlosem Himmel von einer totalen Sonnenfinsternis überrascht. Das Licht wird schwächer, die Temperaturen fallen merklich und die Geräusche der Natur verstummen - ein eindrucksvolles Erlebnis in dieser Abgeschiedenheit. Im Talgrund stoßen wir auf den Wanderweg zur Laguna Grande, die wir am Nachmittag erreichen. Statt zur Hütte zu gehen, entschließen wir uns, in einem Nebental auf dem Weg zur Portilla del Rey zu zelten. Die felsige Scharte erreichen wir am nächsten Morgen und schauen auf die unter uns liegende Seenkette der Cinco Lagunas hinab. Wir steigen zum obersten See hinunter und klettern dann durch den Geröllhang zur Portilla de Cinco Lagunas empor.

Auf der Passhöhe machen wir Mittagsrast und bekommen Gesellschaft von einem Steinbockweibchen mit Nachwuchs. Die Mutter zeigt kaum Scheu und frisst uns fast aus der Hand. Wir steigen nun in das sanft abfallende Tal der Garganta de Bohoyo ab und bauen bei den ersten großen Bäumen unser Zelt auf.

Der weitere Abstieg geht durch immer grüner werdende Landschaft, die durch kleine Felder und Gärten genutzt wird, bis wir gegen Mittag das Dorf Bohoyo mit seinem heimeligen Kirchplatz erreichen.

Hier kaufen wir neuen Proviant ein und haben dann Glück, dass uns die Dorflehrerin in ihrem klapperigen Kleinwagen nach Navalonguilla mitnimmt, so dass uns 10 km Fußmarsch auf der Landstraße erspart bleiben.

Von Navalonguilla nach Tornavacas

(3,5 Tagesetappen)

Von Navalonguilla gehen wir die 3 km auf dem Sträßchen nach Navalguijo weiter. Hier müssen wir etwas suchen, bis wir den von Mauern gesäumten Weg finden, der hoch über dem Talgrund in die Garganta de los Caballeros führt. Dann lässt sich der Weg aber gut verfolgen und bringt uns wieder in die einsame Berglandschaft hinauf. Auf einer kleinen ebenen Grasfläche finden wir einen komfortablen Zeltplatz. Am nächsten Morgen ist es nicht mehr weit zur herrlich im Talschluss gelegenen Laguna de los Caballeros.

Auf einem steilen Pfad geht es hinauf zum Gipfel der 2395 m hohen Covacha mit ihrem grandiosen 360° Panorama. Wir kraxeln unregelmäßigen Markierungen folgend den südwestlichen Grat entlang. Bald verlieren sich Markierungen und Wegspuren, sodass der Übergang durch Felsgelände und Ginsterbuschwerk zur Portilla de Jaranda sehr beschwerlich wird. Auch der Abstieg vom Pass auf sehr steinigem Weg ist nicht viel angenehmer. Müde bauen wir in dem schönen Felskessel unser Zelt auf.

Im Talgrund wird der Weg besser und leitet uns schließlich als Fahrweg an den Fuß des schmucken Bergdorfes Guijo de Sta. Barbara, zu dem wir hinaufsteigen. Hier kaufen wir kalte Getränke und noch etwas Proviant für den Rest der Tour. Wir gehen nun an kleinen Bauernhöfen vorbei wieder ins Tal hinab und folgen der nach Süden führenden Straße, von der bald der ausgeschilderte Wanderweg Ruta de Carlos V abzweigt. Das Gelände ist nun sanfter und auf den guten Wegen kommen wir flott voran. In der Garganta de las Yeguas finden wir kurz hinter der Brücke über den rauschenden Bergbach einen guten Zeltplatz. Der letzte Tag ist dann ein relativ einfaches Wegstück auf zumeist breiten Wegen durch eine mehr und mehr landwirtschaftlich genutzte Landschaft im Tal des Río Jerte. Im kleinen Ort Tornavacas besteigen wir am Nachmittag den Bus, der uns nach Avila bringt.