Das Voralpenmassiv des Vercors ist eine eigenständige und nach allen Seiten schroff abrechende Kalkbastion südwestlich von Grenoble. Nur wenige Straßen führen meist durch tief eingeschnittene Schluchten in die Täler mit den kleinen Ortschaften hinauf. Die abgeschiedene Lage führte auch zum tragischen Kapitel der Geschichte im Vercors während des zweiten Weltkriegs. Französische Widerstandskämpfer hatten sich in den Weilern und Wäldern versteckt und organisierten von hier aus die Résistance. 1944 griffen deutsche Gebirgsjäger in einer groß angelegten Aktion die Unterschlüpfe an, richteten ein Gemetzel auch unter der Zivilbevölkerung an und hinterließen in einigen Dörfern schwere Zerstörungen.

Heute beherbergt der Parc Naturel Régional du Vercors das größte Naturschutzgebiet Frankreichs. Der Norden und Osten des Massivs wird von Wäldern und Hochtälern (beliebte nordische Wintersportorte) geprägt. Der Westen und Osten besteht aus den kaum besiedelten Hochplateaus, die nur im Sommer durch wandernde Schafherden genutzt werden. Diese weiten Karstebenen mit den am Rand aufsteigenden Berggipfeln sind ein einzigartiges Wanderrevier. Hier gibt es keine bewirtschafteten Unterkünfte sondern nur einige sehr einfache frei zugänglich Selbstversorgerhütten, die einer Mehrtagestour einen besonderen Reiz geben. Aufgrund des porösen Karstgesteins kann man sich nur auf wenige sichere Quellen verlassen, über deren Lage man sich vor einer Wanderung gut informieren sollte. Ein gutes Netz von markierten Wanderwegen, wie der GR 9 und mehrere Varianten sowie regionale Wege, durchziehen das Gebiet so dass man eine Tour ganz nach Belieben planen kann. Trotz seines fast schon mediterranen Klimas muss man im Vercors zu jeder Jahreszeit auf schlechtes Wetter gefasst sein. Wir haben sintflutartigen Regen im Juni und heftige Schneefälle Anfang Oktober erlebt. 

Folgende Sehenswürdigkeiten und Unterkünfte können wir besonders empfehlen:

Die erschlossene Tropfsteinhöhle von Choranche mit ihren filigranen Stalagtiten kann man bei einer einstündigen Führung erleben. Im unterhalb gelegenen Ort in der Schlucht der Bourne gibt es ein nettes Gîte d´Étape (s. unter Unterkunft).

Schön gelegen ist die Selbstversorgerhütte Jasse du Play auf dem Hochplateau am GR 91. Von hier kann man gut den höchsten Gipfel des Vercors, den 2341 m hohen Grand Veymont, besteigen oder überschreiten. An seiner Südseite liegt die winzige Hütte Refuge de l´Aiguillette mit nur zwei Schlafplätzen in großartiger Umgebung. Von hier kann man weiter nach Süden auf Pfadspuren aber ohne markierten Weg entlang der Rochers du Parquet mit spektakulären Blicken auf den Felsturm des Mont Aiguille weiterwandern.

Landschaftlich sehr reizvoll ist auch der Felskessel Cirque d´Archiane im Süden der Hochplateaus. Im winzigen Weiler sollte man im Refuge d´Archiane übernachten, in dem man hervorragend bekocht wird (Anmeldung erforderlich!).

Wir haben unsere Reise im ehemaligen Kloster Abbaye de Valcroissant am Fuß der Montagne de Glandasse ausklingen lassen. Auch hier gibt es eine stilvolle, einfache Wanderherberge. Von hier benötigt man noch gut zwei Stunden auf dem Wanderweg GTV bis in das nette Städtchen Die, wo man den Mittagszug in Richtung Valence nehmen kann.

Beste Reisezeit

spätes Frühjahr bis Herbst

Schwierigkeit der Wanderungen

meist gute Wanderwege und Bergpfade; zumeist ausreichend markiert;

einige Passagen (z.B. am Balcon de l´Est) sind etwas ausgesetzt;

Vorsicht: bei schlechtem Wetter (v.a. Nebel) ist die Orientierung im Bereich der Hochplateaus schwierig!

Unterkunft

in den meisten Orten Hotels, Pensionen oder die bei Wanderern beliebten Gîtes d´Étape (wir haben z.B. die in Choranche, Archiane und in der ehemaligen Abbaye de Valcroissant genutzt);

im Norden des Vercors gibt es einige bewirtschaftete Berghütten;

insbesondere auf den südlichen Hochplateaus stehen mehrere sehr einfache unbewirtschaftete und kostenlos zu nutzende Selbstversorgerhütten (Refuges) zur Verfügung

Literatur

• Frankreich: Wanderungen im Vercors über den GR 9, GR 91 und GR 93; Conrad Stein Verlag
• Dauphiné West; Rother Wanderführer

Karten

• Vercors Parc Naturel Régional; 1:60.000; Editions Didier Richard (französisch)
• Wanderkarten 1:25.000 aus der Serie TOP 25; Institut Géographique National; 3235OT, 3136OT, 3236OT, 3237OT

Links

• Tourismusbüro der Region
• Homepage der Naturpark Verwaltung
• Wikipedia-Seite mit vielen allgemeinen Informationen