Trekking im Cilento

Zwei Wochen quer durch den Parco nazionale del Cilento e Vallo de Diano

(Mai / Juni 2017)

Der Cilento ist eine Küstenregion mit bergigem Hinterland, die südlich von Neapel ins Mittelmeer ragt. Einige wenige Küstenorte sind bei hauptsächlich italienischen Sommerurlaubern beliebt, ansonsten haben sich in der Region viele ursprügliche Bergdörfer und weitgehend unberührte Natur erhalten. Um diese für die Zukunft zu erhalten wurde 1991 der Nationalpark Cilento e Vallo de Diano eingerichtet, der etwa 80 Prozent der Gesamtfläche des Cilento umfasst. Hier findet man an den bis zu 1800 m hohen Gipfeln überraschend ausgedehnte Wälder, tiefe Schluchten, vielfältige Karstphänomene und eine unglaubliche Vielfalt an Orchideen.

Die touristische Infrastruktur insbesondere an bezeichneten und unterhaltenen Wanderwegen lässt jedoch häufig zu wünschen, so dass Wanderungen oder gar ausgedehnte Trekkingtouren gelegentlich zu anspruchsvollen Durchschlageübungen werden. Doch macht gerade das auch einen besonderen Reiz einer Reise in ein bei uns weitgehend unbekanntes Stück Italien aus.

Wir haben unsere Tour so geplant, dass wir in zwei Wochen mit ganz wenigen Bahn-, Bus- und Taxitransfers einen Großteil des Cilento durchquert haben. Übernachtet haben wir stets in Ortschaften in B&B oder kleinen Hotels sowie in der Berghütte am Monte Cervati.

Quelle: www.versocilento.altervista.org

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Frühjahr und Herbst

Sommertemperaturen sind v.a. in den niedrigen Lagen zum Wandern unangenehm warm. Wanderungen an der Küste sind auch im Winter möglich, in den höheren Bergen ist dann aber mit Schnee zu rechnen.

Von Mai bis Mitte Juni ist die Orchideenblüte (insbesondere im Valle delle Orchidee am Monte Cervati) eine zusätzliche Attraktion.

 

Schwierigkeit

Als größte Herausforderung bei unserer Trekkingtour haben wir das Auffinden von Wegen und Routen erlebt. Gelegentlich können Wegabschnitte auch stark verwachsen sein. Ein guter Orientierungssinn und eine gewisse Frusttoleranz, wenn es mal nicht so läuft wie gedacht, sind bei vielen Touren erforderlich. S.a. Hinweis unter Karten.

 

Unterkünfte

Tipps zu Unterkünften und Restaurants siehe die einzelnen Etappenbeschreibungen.


Literatur

  • Cilento; Michael Müller Verlag; guter allgemeiner Reiseführer für den Cilento; mit vielen Tipps für Hotels, Restaurants und auch einigen Wandertouren
  • Cilento; Rother Wanderführer; Wanderführer mit der größten Tourenauswahl (65) und recht guten Karten; die Qualität der Tourenbeschreibungen ist sehr unterschiedlich von gut bis absolut ungenügend (z.B. Tour 40 von Rofrano zum Monte Gelbison)
  • Cilento aktiv; Mankau Verlag; engagiert geschriebenes Büchlein mit einer ausführlichen Einführung in die Region und 30 zumeist wenig anspruchsvollen Wandertouren; recht gute Routenbeschreibungen aber leider nahezu unbrauchbare Kartenskizzen
  • Monte Stella - Der Berg am Meer; Genius Loci Turismo; ansprechender lokaler Wanderführer für die Region zwischen Agròpoli und Acciaroli; gute herausnehmbare Wanderkarten im Maßstab 1:25.000; vor Ort z.B. in Unterkünften, die sich auf Wandertourismus ausgerichtet haben, erhältlich

 

Karten

  • Parco Nazionale Cilento e Vallo di Diano 1:50.000; Matonti Editore; große, etwas unhandliche und zweiseitige Karte des gesamten Cilento; ansprechendes Kartenbild; zum Wandern aufgrund des Maßstabs nur bedingt geeignet; zahlreiche in der Karte als Wanderweg eingezeichnete Routen sind vor Ort nicht oder nur teilweise auffindbar
  • Für uns waren Karten auf der Basis von OpenStreetMap auf dem Mobiltelefon extrem hilfreich und oft Retter in der Not. Es sind erstaunlich viele kleine Pfade sehr genau verzeichnet. Es ist sehr zu empfehlen, vor der Reise die Karte von Kampanien zu installieren, um sie während der Wanderungen offline verwenden zu können.

 

Links

Der Reiseverlauf Tag für Tag

20.05.2017 Besichtigung Paestum

Mit der Bahn fahren wir von Neapel nach Paestum und besichtigen die Ausgrabungsstätte mit den beeindruckenden griechischen Tempeln. Am Nachmittag geht es mit der Bahn geht es am Nachmittag weiter nach Agropoli. Das wenig touristische Städtchen gefällt uns mit seiner lebendigen Neustadt und der kleinen auf einem Felssporn gelegenen Altstadt.

Unterkunft & Essen in Agropoli: Unser kurzfristig umgebuchtes B&B liegt weit außerhalb auf einem steilen Hügel über der Stadt und ist daher nicht unbedingt zu empfehlen. Es gibt aber einige weitere preisgünstige Unterkünfte näher am Zentrum. Sowohl in der Fußgängerzone der Neustadt als auch in der Altstadt hat man die Wahl zwischen mehreren Restaurants und Pizzerien.

21.05.2017 Küstenwanderung nach Castellabate

In der Bucht Cala Pastena (mit Freizeitgelände und Strand) südlich von Agropoli beginnt der schöne Naturlehrpfad Sentiero Scoglio del Sale. Er endet etwas unvermittelt an einem weiträumig eingezäunten Privatbesitz. Diesen muss man weit oberhalb der das Grundstück querenden Piste umgehen (anders als in der Karte eingezeichnet). Wieder auf der Piste kommt man zu einem Pass, von dem bereits Castellabate in Sicht kommt. Hier sind Abstecher auf der bergan führenden Piste zu einer gefassten Quelle (erster Abzweig nach links) oder dem verlassenen Weiler San Giovanni (zweiter Abzweig links) möglich. Dann vom Sattel bergab auf der Piste, die an der Steilküste entlangführt zum kilometerlangen Sandstrand von Lago. Diesem folgen wir bis nach Santa Maria di Castellabate, einem rund um den alten Fischerhafen sehr netten Küstenstädtchen. Wo die kehrenreiche Straße nach Castellabate von der Küstenstraße abzweigt beginnt ein schmaler Steig, der steil in das malerische Bergdorf hinaufführt. Castellabate wurde 2010 durch die Filmkomödie „Willkommen im Süden“ in ganz Italien bekannt und lebt vor allem am idyllischen Dorfplatz noch immer von dem Ruhm.

Unterkunft & Essen in Castellabate: Wir haben uns in der geräumigen Ferienwohnung Casa Teresina etwas außerhalb des historischen Treppenviertels nahe der Festung einquartiert. Restaurants gibt es auf dem Dorfplatz und an der Festung. Vor allem die Cantina Belvedere besticht mit einer grandiosen Aussicht über den gesamten Golf von Salerno.

22.05.2016 Der lange Weg nach San Mauro Cilento (Casalsottano)

Zunächst wandern wir auf kleinen Sträßchen nach San Marco hinab. Am Bootshafen beginnt der Fahrweg in Richtung Punta Licosa. Nach etwa einer halben Stunde zweigen wir aber auf den ausgeschilderten steilen Pfad zum Monte Licosa ab. Am Kammweg stehen drei teilweise etwas baufällige Aussichtstürme die einen schönen Rundumblick ermöglichen. Auf dem Fahrweg gehen wir hinab nach Pietà. Auf der anderen Talseite beginnt wie in der Karte eingezeichnet ein aussichtsreicher Fahrweg nach Montecorice. Auch den Weiterweg nach Ortodonco finden wir noch recht problemlos. Die Fortsetzung des TPC bleibt uns jedoch ein Rätsel. Also folgen wir einem Weg durch das Tal nach Magazzini, wobei wir auf ein Rudel Wildschweine mit Frischlingen treffen. Von Magazzini verläuft eine kaum befahrene Fahrstraße talaufwärts bis Casalsottano.

Unterkunft & Essen in San Mauro Cilento: Die Villa Bernadette am Ortsrand ist stilvoll, komfortabel und bietet eine tolle Aussicht. Leider ist der Ort etwas leblos und bei unserem Aufenthalt sind alle Restaurants geschlossen. Unsere überaus freundlichen Gastgeber fahren uns daher zum Abendessen in das charmante Küstenstädtchen Acciaroli mit einer guten Auswahl an Restaurants. Grazie mille!

23.05.2017: Über den Monte della Stella

 Im oberen Ortsteil von San Mauro Cilento beginnt am Hauptplatz der markierte Aufstieg zum Gipfel des Monte della Stella. Er verläuft zumeist durch üppigen Wald und endet schließlich an der Kapelle am höchsten Punkt, wo leider sehr unansehnliche Sendeanlagen den Anblick verschandeln. Schöner wird es wieder auf dem Kammweg zum Nebengipfel Castelluccio. Beim Abstieg nach Nordwesten besteht die Möglichkeit auf recht deutlichem Weg nach rechts zu einem verwahrlosten Picknickgelände abzusteigen und damit einige Meter des anschließenden Marsches auf der Landstraße nach Mercato Cilento zu sparen. Das Straßendorf bietet keine besonderen Reize. Vorbei am alten Kloster wandern wir auf kaum befahrener Asphaltstraße nach Rocca Cilento. Das winzige Dorf hängt wie ein Adlerhost über dem Tal und wird von einer Festung überragt (bei unserem Besuch großangelegte Restaurierungsarbeiten). Außer einer unscheinbaren Bar gibt es lediglich die Unterkunft Antico Convento.

Unterkunft & Essen in Rocca Cilento: Das Antico Convento bietet sehr stimmungsvolle Unterkunft in einem großen altehrwürdigen Gebäude mit Innenhof und Terrassen/Balkone mit weitem Blick. Das schmackhafte Abendessen (i.d.R. Regel Menu ohne Wahlmöglichkeit) wird in den urigen Kellergewölben serviert. Insgesamt ein Ort mit hohem Erinnerungswert!

24.05.2017 Ins Tal der Mühlen und mit der Bahn nach Palinuro

Zunächst wandern wir nach Lustra und seinem etwas tiefer gelegen Friedhof hinab. Von hier führt ein Pfad (gelbe Pfeile und Markierungen) ins Tal hinunter. Wir überqueren den Bach auf einer Brücke und steigen vorbei an einer restaurierten Wassermühle nach Valle und weiter in das erstaunlich lebhafte Stella Cilento hinauf. Mehrere Bars laden zu einer Kaffeepause ein und geben einen Einblick in das Dorfleben. Auf der Straße gehen wir nach Omignano und wandern auf einem schmalen Asphaltsträßchen die 500 Höhenmeter zum Bahnhof Omignano-Salento hinab. Eine halbstündige Bahnfahrt bringt uns nach Pisciotta-Palinuro. Vom Bahnhofsplatz fahren i.d.R. Anschlussbusse in das 10 km entfernte Palinuro, den am stärksten vom Tourismus geprägten Ort auf unserer Reise. Doch richtig etwas los ist hier nur in der italienischen Hauptferienzeit. Die Lage am Meer ist schön, einen wirklich netten Ortskern vermissen wir allerdings etwas.

Unterkunft & Essen in Palinuro: Wir haben uns aus dem Angebot der zahlreichen Mittelklasseangebote die Residence Eco del Mare ausgesucht. Die Zimmer sind durchschnittlich, die Terrasse direkt über der Felsküste ist jedoch sehr schön (hier wird auch das Frühstück serviert). Viele Restaurants sind in der Nebensaison nahezu ausgestorben. Wir sind schließlich mit unserer Pizza in der einfachen, freundlichen Pizzeria „Non solo Pizza“ am Platz mit der (hässlichen) modernen Kirche sehr zufrieden.

25.05.2017: Bootsfahrt um das Cap Palinuro und Wanderung nach Marina di Camerota

Am Vormittag entscheiden wir uns trotz des bedeckten Himmels zu einer Fahrt mit den kleinen Booten um das Kap Palinuro. Wir sind in unserem Holzboot nur drei Fahrgäste und sind nach 90 Minuten der Meinung, dass die Blicke auf die unzugängliche Steilküste und die mystische Grotta azzurra den Fahrpreis absolut wert sind.

Anschließend wandern wir auf verschlungenen Pfaden über die Halbinsel zum Arco naturale und machen am Strand Mittag. Anschließend gehen wir zum beschilderten Anfang des Wanderweges, der jenseits der Brücke über den Mingardo von der Küstenstraße abzweigt. Er steigt schnell an und führt hoch über der Küste durch schönen Kiefernwald. An einem umzäunten Weingut stoßen wir auf eine Piste, der wir bis zu einem Sattel folgen. Links oberhalb steht eine kleine Kapelle und rechts lohnt ein Abstecher zu einer Sendeanlage mit wunderbarer Aussicht auf das Bergdorf Camerota und hinab zur Küste. Wir folgen noch etwas der Piste und biegen dann rechts auf einen zunächst etwas undeutlichen Weg durch Olivenhaine ab. Er wird bald deutlicher und führt zu einem Asphaltsträßchen, auf dem wir nach Marina di Camerota hinabgehen. Das Küstenstädtchen macht trotz seiner langen Strände mit seinem großen Bootshafen und der verwinkelten Altstadt einen deutlich weniger vom Tourismus geprägten Eindruck als Palinuro.

Unterkunft & Essen in Marina di Camerota: Wer eine Unterkunft in der kleinen Altstadt sucht ist mit der Casa Valentone in einer ruhigen Nebengasse bestens bedient. Das freundlich geführte B&B hat große, geschmackvoll modern eingerichtete Zimmer und bietet ein gutes Frühstück. Zum Essen können wir das am Westrand der Altstadt direkt über den Klippen gelegene Restaurant Brezza di Mare empfehlen. Ich erinnere mich sowohl an den Blick auf den Sonnenuntergang, den freundlichen Service und die beste Meeresfrüchte-Pizza meines Lebens.

26.05.2017 Traumbuchten und Müllhalde auf dem Weg nach San Giovanni a Piro

Zunächst folgen wir der in jedem Wanderführer enthaltenen Wegbeschreibung zum Porto degli Infreschi. Etwas abseits der Küste geht es abwechselnd durch Kultur- und Naturlandschaft. Unterwegs sind Abstecher zu Badebuchten möglich. Nach zwei Stunden ist der Naturhafen in einer zauberhaften Felsenbucht erreicht. Wenn die Ausflugsboote aus Marina di Camerota eintreffen, ist es mit der Ruhe allerdings vorbei, denn dann drängt sich alles am nur etwa 50 m langen Strand. Wir folgen nun der Piste nach Norden in die Berge hinauf. Mit der vagen Beschreibung und der Karte auf dem Handy bahnen wir uns dann einen Weg durch Olivenhaine und Buschwerk, bis wir an einer alten Müllkippe (das will man ja nun nicht unbedingt sehen) wieder auf einen Fahrweg gelangen, der uns zur Straße nach San Giovanni a Piro bringt. Wir verzichten auf weitere Experimente und folgen ihr in den großen Bergort. Am Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang zur großen Wallfahrtskirche der Madonna di Pietrasanta oberhalb des Ortes. Von hier bietet sich eine schöne Sicht auf den Monte Bulgheria (am besten vormittags).

Unterkunft & Essen in San Giovanni a Piro: Das große Hotel La Pergola liegt an der Hauptstraße, die nach Norden aus dem Ort herausführt. Das Haus und die Zimmer sind etwas in die Jahre gekomnmen. Auch das Menu zum Abendessen ist nicht umwerfend. Eine Alternative wären zwei einfache Pizzerien an der großen Straßenkurve im Zentrum.

27.05.2017: Überschreitung des Monte Bulgheria

Die Besteigung des Monte Bulgheria von Süden beginnt am Sportplatz oberhalb von San Giovanni a Piro. Von hier füher zunächst ein Fahrweg später ein alter Pflasterweg teilweise im Wald steil bergan. Letzterer geht später in einen schmalen Pfad über und der letzte Anstieg in freiem Gelände erfolgt dann fast weglos, doch vereinzelte Markierungen und Steinmänner helfen bei der Orientierung. Am flachen Gipfel steht eine Heiligenstatue, von der man weite Blicke in alle Richtungen genießt. Es lohnt sich, nach Osten an die Steilabbrüche zu gehen, um den Tiefblick auf San Giovanni a Piro zu genießen. Der Abstieg nach Acquavena ist nicht ganz einfach zu finden. Zunächst geht man zur Wegekreuzung am Sattel westlich des Gipfels hinunter. Dort hält man sich rechts und erreicht bald weglos zum Waldrand ab. Man bleibt immer außerhalb des eingezäunten Geländes, steigt aber immer in Sichtweite des Zaunes im Wald weglos ab. Wenn man auf einen deutlichen querenden weg trifft, folgt man im bergab. Er geht in einen teilweise noch gut erhaltenen Pflasterweg über, der aufwändig in den Steilhang gebaut ist. So erreicht man schließlich überraschend bequem den Fuß der Felswände und folgt den Fahrwegen oberhalb von Acquavena durch Waldstücke und Olivenhaine nach Bosco. Der alte Ort erstreckt sich malerisch auf einem kleinen Bergrücken.

Unterkunft & Essen in Bosco: Die Locanda di Romeo liegt an der Hauptstraße. Die Zimmer des Dorfgasthofes sind nichts Besonderes (unseres hatte eine sehr bescheidene Aussicht auf die benachbarte Hauswand). Das Essen ist gut und reichhaltig und die Pizzen aus dem großen Holzofen im Vorraum des Restaurants lassen nichts zu wünschen übrig.

28.05.2017: Ins bergige Zentrum des Cilento – und das Beste kommt zum Schluss

Dieses ist ein Transfermarsch ins bergige Hinterland des Cilento, der zum Ende der Tour noch echte Highlights bereithält. Auf verwinkelten Wegen gehen wir auf der möglichst kürzesten Route von Bosco zum Bahnhof von Torre Orsaia. Der zugehörige Ort liegt knapp 10 km entfernt. Dabei lässt sich die Landstraße auf Wirtschaftswegen und Nebenstraßen weitgehend vermeiden. Der auf einem Bergrücken gelegene große Ort ist an einem Sonntagvormittag sehr verschlafen – lediglich einige Bars sind geöffnet. Weiter geht es nach Osten in ein Tal hinab auf der in der Karte als Wanderweg verzeichneten Route. Der Weg ist angenehm und wir kommen durch einen großen Bauernhof. Doch als wir im Tal wieder an die Straße 517 kommen, stehen wir an der Einzäunung des Hofgeländes vor einem hohen verschlossenen Metalltor, das sich nicht umgehen lässt. Mit äußerster Vorsicht klettern wir über die ekligen Metallspitzen, um uns nicht aufzuspießen. Nachdem die Straßenbrücke überquert ist, zweigen wir rechts zu einem Wasserkraftwerk ab. Dahinter beginnt ein schattiger Waldweg, der zum Friedhof von Sicili hinaufführt. Aus dem Ortszentrum heraus nehmen wir den Fahrweg, der im Bogen nach Morigerati verläuft. Er endet direkt an einer tiefen Schlucht, die eine der größten Naturattraktionen des Cilento darstellt. Mehrere kräftige Quellen entspringen an ihrem kühlen Grund. Eine davon trieb früher eine heute restaurierte Wassermühle an. Aus einem gewaltigen Felsschlund tritt das Flüsschen Bussento zu Tage, nachdem es mehrere Kilometer durch den Berg geflossen ist.

Schließlich gehen wir zurück in Richtung Sicili, zweigen aber auf halber Strecke nach rechts auf eine Piste ab, die uns allmählich zum Fuß des Bergkamms über uns hinaufbringt. Auf einem zumeist gut zu findenden Waldpfad geht es nun auf knapp unter der Kammhöhe in Richtung Caselle in Pittari. Mehrere Felskanzeln bieten grandiose Ausblicke über die Täler bis zum fernen Meer. An einem Sattel Am Monte San Michele knickt der Weg nach Norden und beginnt den Abstieg zum pitoresken Hügeldorf Caselle in Pittari.

Unterkunft & Essen in Caselle in Pittari: Wir hatten das B&B Alegio in einem modernen Wohnhaus am Rande des Ortes vorgebucht. Die Buchung war aufgrund eines Fehlers der Vermieter nicht angekommen. Es dauerte einige Zeit, die Situation zu klären, dann gab man sich Mühe, das Zimmer noch herzurichten und es uns angenehm zu machen – so ganz gelang es nicht. Viele Alternativen gibt es jedoch in Caselle in Pittari nicht. In den Gassen des Altstadthügels und am Zugang zur Altstadt bieten zwei Osterien traditionelle Küche an. Wir landeten jedoch in der Pizzeria La Pietra Azzurra im modernen Ortsteil. Hier schien mindestens die Hälfte der Bevölkerung des Dorfes die Pizzen des Vize-Weltmeisters im Pizzabacken von 2009 (was man dazu machen muss, bekamen wir nicht heraus) auftischen zu lassen. Das nicht einmal kleine Lokal war jedenfalls gerammelt voll!

29.05.2017: Höhlentour und Waldwanderung nach Rofrano

Zunächst wandern wir zur etwa einen Kilometer östlich von Caselle in Pittari gelegenen Felswand La Rupe, an deren Fuß der junge Bussento (oder was davon nicht abgeleitet wird) in einer geheimnisvollen Höhle verschwindet. Den Wiederaustritt bei Morigerati hatten wir bereits am Vortag gesehen. Anschließend suchen wir uns eine Route (auf der Karte Weg 803) um das Tal herum, über die alte Bogenbrücke Ponte die Francesi und durch ein dicht bewaldetes Tal nach Westen. Auf dem Sattel über Caporra merken wir, dass der geplante Weg über den Monte Centaurino zu lange dauern würde. Daher wählen wir eine Wegeverbindung, die am Südhang der Bergkette ohne wesentliche Anstiege nach Rofrano führt. Mit Hilfe der Karten auf dem Handy kommen wir recht gut voran und erreichen am späten Nachmittag Rofrano. Unsere Unterkunft im Restaurant Da Cono liegt etwas westlich nahe des Ortsteils Molino Vecchio einsam in grüner Umgebung.

Unterkunft & Essen in Rofrano: Das Restaurant Da Cono gilt als Institution im Cilento, was wohl vor allem am bärtigen Wirt liegt, der einige Jahre in Deutschland gelebt hat. Der Gastraum ist sehr rustikal und erinnert eher an eine Berghütte. Das Essen ist üppig, wenn auch keine kulinarische Offenbarung. Bei guter Stimmung greift der Wirt zur Quetschkommode und singt dazu. Die Zimmer in einem Nebengebäude sind sehr einfach, für geringe Ansprüche aber völlig ausreichend. Insgesamt eine preiswerte Station auf unserer Reise mit eigenem Charme.

30.05.2017: Durchschlageübung zum Monte Gelbison und nach Novi Velia

Die Verbindung von Rofrano zum Monte Gelbison ist im Rother-Wanderführer als „alter Pilgerweg, der Jahr für Jahr von Wallfahrern aus Lukanien und dem oberen Kalabrien begangen wird“ beschrieben. Große Schwierigkeiten erwarten wir daher nicht, als wir bei Rofrano aufbrechen. Der Einstieg in die Route im Ortsteil San Menale ist noch eindeutig. Dann stoßen wir auf unzählige Verzweigungen der Wirtschafts- und Fahrwege – keine ist in der Tourenbeschreibung erwähnt. So ist es fast ein Wunder, dass wir mit Hilfe der Handy-Karten an der Fontane del Lago (keine gefasste Quelle, sondern nur ein entspringender Bach) ankommen. Ab der Querung des Sagrato-Baches kurz darauf ist der nun schmale Pfad stark verwachsen und teilweise kaum auszumachen. Erst später wird die Route im Wald deutlicher und wir entdecken Farbmarkierungen. Insgesamt brauchen wir viel länger als erwartet. Als wir am Passo della Beta auf die Straße stoßen, die von Novi Velia zum Monte Gelbison heraufführt, ist es bereits zu spät, um noch den Gipfel in Angriff zu nehmen. Daher folgen wir der Straße und nehmen schließlich den gut ausgebauten Pilgerweg am Osthang, um nach Novi Velia mit seinem recht schönen historischen Ortskern abzusteigen. Wir sind ein wenig enttäuscht, dass wir das von unten gut sichtbare Gipfelkreuz und die Wallfahrtstätte auf dem Gipfel des Monte Gelbison nicht erreicht haben.

Unterkunft & Essen in Novi Velia: Am Ortsrand von Novi Velia liegt das erstaunlich große, noch recht neue Hotel Giardino San Michele. Wann hier eine ausreichende Auslastung zu erwarten ist, bleibt uns ein Rätsel. Bei unserem Aufenthalt sind gerade einmal zwei der modernen und komfortablen Zimmer belegt. Das Frühstück bietet nur durchschnittlichen Hotelstandard. Im Ort finden wir kein geöffnetes Restaurant und auch das Hotelrestaurant ist wegen der wenigen Gäste geschlossen, so dass wir etwas Brot, Schinken und Käse einkaufen und im Hotel ein einfaches Abendessen bereiten.

31.05.2017: Durch die Schlucht des Calore nach Laurino

Aufgrund der langen und mühsamen Etappen der vergangenen Tage ändern wir unsere Planungen und lassen uns mit dem Taxi von Novi Velia nach Magliano Nuovo fahren. Der Ort liegt hoch über der Calore-Schlucht, die eines der beliebtesten Wanderreviere des Cilento darstellt. Dementsprechend ist der Abstiegsweg durch dichten Wald gut beschildert und ausgebaut. Am Grund der Schlucht kann man auf einem Stichweg zum kühlen Bergbach und idyllischen Felsenpools absteigen. Auf der Naturbrücke Petratetta wechseln wir auf die Ostseite des Calore und wandern noch bis zum Picknickplatz von Remolino hinab. Nach der Mittagspause kehren wir auf gleichem Weg zurück, gehen an der Naturbrücke aber weiter geradeaus. Noch einmal gibt es Gelegenheiten, zum Bach hinabzusteigen und sich zu erfrischen. Auf dem Weiterweg steht plötzlich ein scheinbar verlorengegangenes Wildschweinferkel vor uns und weiß nicht recht wohin. Wir widerstehen der Versuchung, es mitzunehmen. Wo sollten wir es auch abgeben? Der Weg steigt nun etwas in die Bergflanke an. Dann schauen wir aus der Schlucht in flacheres Gelände und sehen die elegante Bogenbrücke Ponte Magliano unter uns. Wir wechseln über sie auf das Westufer und erreichen auf Wirtschaftswegen die Landstraße von Magliano Vetere nach Laurino. Der Weg nach Laurino ist noch weit, so dass wir auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Doch die wenigen Autos fahren an uns vorbei. Erst kurz vor Laurino nimmt uns ein freundlicher Italiener mit in den großen mittelalterlichen Bergort hinauf und bringt uns bis zu unserer Unterkunft.

Unterkunft & Essen in Laurino: Das B&B Astralis Cilentum liegt etwas unterhalb des historischen Ortskerns in der Nähe der Tankstelle und des großen Supermarkts. Die ordentlichen Zimmer befinden sich im Untergeschoss eines modernen Wohnhauses mit separatem Eingang, Gemeinschaftsküche und -bad. Die junge Vermieterin ist sehr freundlich und spricht etwas Englisch. Ganz in der Nähe des B&B befindet sich auf der anderen Seite der Hauptstraße die Pizzeria San Antonio mit guten Pizzen zu sehr moderaten Preisen.

01.06.2017: Rundwanderung zur Grava di Vesalo

Wir haben zwei Nächte in Laurino eingeplant und können so eine tagesfüllende Rundwanderung in die waldreiche Umgebung machen. Zunächst geht es durch das Tal östlich von Laurino in den Nachbarort Valle dell‘ Angelo. Hier biegen wir nach Süden auf einen deutlichen Weg, der am Hang des Monte L’Ausinito emporsteigt. Von einem Felsbalkon hat man weite Blicke über die bewaldeten Schluchten des Calore und seiner Zuflüsse. Der nach Süden ins Tal führende Weg ist dann etwas verwachsen, aber recht gut zu verfolgen. Im Talgrund wechselt man über den Bach und stößt auf einen größeren Weg. Rechts könnte man direkt nach Laurino zurückkehren. Doch ein lohnender Abstecher führt nach links in die weite Tallichtung Piano della Fonte und auf wunderbarem Waldweg weiter nach Süden zum Passo di Vesalo. Kurz nach dem höchsten Punkt mit einem Weidezaun liegt links unter dem Weg das düstere Karstloch, in dem ein kleiner Bach auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Ein mystischer Ort, der im Sommer durch seine kühle Luft aus dem Bergesinneren überrascht. Der Rückweg nach Laurino verläuft dann durchgehend auf guten Waldwegen bis zur Kapelle Santa Elena und von dort in das bereits sichtbare Dorf hinauf.

02.06.2017: Von Laurino auf den Monte Cervati

Zunächst wandern wir wie am Vortag nach Valle dell’Angelo und von dort zur Landstraße von Piaggine nach Rofrano. Diese verlassen wir an der nächsten Kurve wieder und queren am Hang oberhalb von Piaggine auf dem Fahrweg, auf die in der Karte als Sentiero Italia gekennzeichnete Wanderroute führt (vor Ort keinerlei Markierungen). Bergauf stoßen wir bald wieder auf die wenig befahrene Asphaltstraße und folgen ihr bis zu einer engen Rechtskurve. Kurz darauf zweigen wir auf die raue Piste ab, die direkt auf den Monte Cervati zuführt. Ihr folgen wir nun länger als in der Karte eingezeichnet und im Rother-Wanderführer beschrieben, bis nach rechts ein steiler Fahrweg mit rot-weißen Markierungen abzweigt. Auf ihm geht es nun stets im Wald bergan, bis man auf eine Lichtung mit auffallenden gemauerten Gräben trifft. Links oberhalb steht ein Holzkreuz, an dem der steile Aufstieg zum Kamm des Monte Cervati beginnt. Man muss gut auf die rot-weißen Markierungen achten, den die Pfadspur ist gelegentlich sehr undeutlich. Schließlich geht es knapp unter der Kammhöhe auf deutlicherem Weg zur Einmündung in die von Sanza heraufkommende Fahrstraße, der man bis zu einer Kapelle folgt. Leider ziehen Wolken über die Berggipfel, sodass wir nicht die erhoffte Fernsicht haben. Die (zumeist verschlossene) Grotte mit der Statue der Madonna della Neve liegt etwas unterhalb in einer Felswand. Von der Kapelle queren wir oberhalb einer Karstsenke zu einer Scharte, in der der gut ausgebaute Abstiegsweg zum Rifugio Cervati beginnt.

Unterkunft & Essen am Monte Cervati: Am Osthang des Monte Cervati bietet sich die seltene Gelegenheit, in Süditalien in einer Berghütte zu Übernachten. Das private Rifugio Cervati liegt idyllisch am Rande einer Lichtung unter dem Gipfel des Cervati. Der Empfang ist sehr freundlich, das Innere entspricht dem Idealbild einer rustikalen Hütte mit gemütlichen Sitzecken und großem Kamin. Geschlafen wird in Mehrbettzimmern mit Doppelstockbetten und es gibt sogar eine warme Dusche. Das Essen ist landestypisch mit regionalen Zutaten, lecker und sehr reichlich. Außerhalb der Hauptferienzeit nur an den Wochenenden geöffnet, daher unbedingt reservieren (per Telefon oder E-Mail)!

03.06.2017: Durch das Valle delle Orchidee

Der Beginn unseres letzten Wandertages stellt noch einmal unser Orientierungsvermögen auf die Probe. Auf der in der Karte deutlich verzeichneten Route verlieren wir mehrmals den Weg und müssen uns durch unübersichtliche Wälder schlagen. Dazwischen gibt es aber auch wunderschöne Waldwege, wenn man diese doch nur deutlich markieren würde! Schließlich erreichen wir aber doch noch den Picknickplatz an der Picina del Brigante, wo wir auf eine Fahrstraße stoßen. Auf dieser wandern wir nun durch das Hochtal des Valle delle Orchidee, das im Mai / Juni mit einer unglaublichen Vielfalt an Orchideen aufwartet. Es gibt mehrere markierte und mit erklärenden Tafeln ausgestattete Abzweige, auf denen man mit etwas geübtem Auge das botanische Wunderland erkunden kann. Wir verbringen hier viel Zeit, bis wir der Straße hinab nach Sassano folgen. Hier fragen wir in einer Bar nach einem Taxi und finden schließlich jemanden, der uns nach Teggiano fährt.

Am Nachmittag bleibt noch Zeit zu einem Streifzug durch das auf einem Hügel gelegene historische Städtchen mit der Festung und mehreren Kirchen, in dem gerade das Fest zu Ehren des Schutzheiligen begangen wird.

Unterkunft & Essen in Teggiano: Es gibt sicherlich stimmungsvollere Unterkünfte in Teggiano, doch wer einfach nur ein komfortables Bett braucht, ist im nicht ganz kleinen Hotel La Marchesina am Fuß des Stadtberges gut bedient. Die geräumigen Zimmer bieten alles, was man braucht zu sehr günstigen Preise. Das Buffetfrühstück ist überdurchschnittlich. Zum Hotel gehört ein Restaurant (auch Pizzeria) mit gutem Service, schmackhaftem Essen und sehr zivilen Preisen.

04.06.2017: Die Kartause von Padula

Die Fahrt mit dem Bus nach Padula wird zu einem kleinen Abenteuer. An diesem Feiertag fahren nur die Busse des Schienenersatzverkehrs der eingestellten Bahnlinie im Vallo di Diano. Die Haltestellen ausfindig zu machen, erweist sich als echte Herausforderung. Doch schließlich erreichen wir das große ehemalige Kloster. Leider teilt die Kartause von Padula das Schicksal vieler Kulturgüter in Italien und ist in weiten Teilen etwas ungepflegt bzw. beherbergt wenig ansprechende Ausstellungen. Trotzdem lohnt die Besichtigung des Weltkulturerbes. Kaum einer der Besucher macht anschließend noch dem Bummel durch die über dem Kloster aufragende Altstadt von Padula, die zur Mittagszeit bis auf den Hauptplatz nahezu ausgestorben wirkt.

Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus schließlich zurück nach Neapel und beenden unsere spannende zweiwöchige Durchquerung des Cilento.