Kretas Weiße Berge - Mondlandschaften und Traumküste

(April / Mai 2016)

Die Lefka Ori (Weiße Berge) im Westen der größten Insel Griechenlands eröffnen spektakuläre Wander- und Trekkingmöglichkeiten durch unerwartet unerschlossene Naturlandschaften. Mit ihren fast 50 Gipfeln über 2000 m und lebensfeindlichen Hochwüsten beeindruckt die Berglandschaft mit einer einzigartigen und teilweise beklemmenden Kargheit und Einsamkeit. Eine Variante des Fernwanderwegs E 4 verläuft in West-Ost-Richtung quer durch die Hochregionen der Lefka Ori. Die Südküste fällt derart schroff zum Libyschen Meer ab, dass hier nur kleine, hauptsächlich vom Tourismus abhängige Orte überdauert haben. Einige von ihnen lassen sich nur zu Fuß oder von der Wasserseite erreichen. Sie werden durch den zweiten Ast des E 4 auf einer anspruchsvollen Route verbunden, die auch den Zugang zu gewaltigen Schluchten eröffnet, die sich in die Südhänge der Lefka Ori geschnitten haben.

Map Western Crete Unsere Trekkingroute durch die Lefka Ori

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Frühjahr und Herbst (für die Kombination von Lefka Ori und Südküste heißt das: Ende April bis Anfang Juni und mit Einschränkungen wegen der Trockenheit noch September und Oktober)

In den Hochlagen der Lefka Ori muss bis in den Mai mit ausgedehnten Schneefeldern gerechnet werden (auch wenn bei unserer Tour nach einem warmen Winter bereits Ende April kaum noch Schnee lag). Einige Passagen können bei gefrorener Schneeauflage sehr unangenehm sein. Im Frühjahr blühen zahlreiche unscheinbare Pflanzen. Im Hochsommer kann es selbst im Gebirge zum Wandern zu heiß werden (kein Schatten!).

An der Küste beginnt die Wandersaison deutlich früher. Hier wird es bereits im Frühsommer teilweise zum Wandern unerträglich heiß.

 

Schwierigkeit

Fast alle Pfade sind rauh, steinig und führen oft durch dorniges Buschland. Für längere Touren sind feste Wanderschuhe und lange Hosen ein Muss. Die Markierung der Wege ist sehr unterschiedlich. Der Fernwanderweg E4 ist durch Stangen und Farbmarkierungen in der Regel gut zu verfolgen. Andere Wanderwege sind teilweise ebenfalls markiert oder mit Steinmännchen versehen. Es gab aber auch auf den ansonsten guten Karten eingezeichnete Wege (z.B. aus der Vrissi-Schlucht zur Omalos-Hochebene), die nicht auffindbar waren.

Eine besondere Planung erfordert die Wasserversorgung abseits der Ortschaften. Es gibt praktisch keine verlässlichen Quellen und fließenden Gewässer. Sowohl in den Bergen als auch an der Küste trifft man auf vereinzelte Zisternen. Deren Wasser muss zumeist behandelt werden, um es als Trinkwasser zu verwenden. Siehe hierzu auch Hinweise bei den Übernachtungsorten.

 

Übernachtungsorte unserer Tour (und Tipps für die Wasserversorgung)

  • Chania: Die zweitgrößte Stadt Kretas (70.000 Einwohner) bietet sich mit guten Busverbindungen in die Berge und an die Südküste als Ausgangspunkt an. Die Altstadt um den venezianischen Hafen mit ihren malerischen Gassen ist sehr sehenswert und hat eine angenehme Atmosphäre. Es gibt zahlreiche kleine Hotels, Pensionen und private Zimmervermieter sowie eine reiche Auswahl an Resataurants und Cafés.
  • Omalos: Am Nordrand der Omalos-Ebene liegen drei kleine Hotel-Restaurants. Sie sind auf große Touristengruppen eingerichtet, die auf der Fahrt zur Samaria-Schlucht hier eine Frühstückspause einlegen. Ansonsten geht es hier recht ruhig zu. Einen Ort und Einkaufsmöglichkeiten gibt es hier nicht. Am Einstieg in die Samaria-Schlucht und am Beginn des Aufstiegs zum Gigilos gibt es ein in der Saison geöffnetes Ausflugslokal ohne Übernachtungsmöglichkeit.
  • Kallergi Hütte: Geräumige Berghütte (die einzige bewirtschaftete auf Kreta) liegt etwa 90 Minuten zu Fuß über dem Eingang zur Samaria-Schlucht (Xyloskalo). Geöffnet April bis Oktober. Reservierung empfohlen. Mehrbettzimmer, Getränke, einfaches Abendessen und Frühstück. Halbpension pro Person 26 €.
  • Potamos-Hochtal: Das Potamos-Hochtal ist eine der besten Zeltmöglichkeiten bei einer Ost-West-Durchquerung der Lefka Ori. Es liegt etwas unterhalb des am Hang verlaufenden E4. Es hat im mittleren Teil weite, strauchfreie Flächen, auf denen man gut Zelten kann. Alternativ kann man evtl. in einer der Schäferhütten (mitato) Schutz finden. Die Szenerie mit dem östlich über dem Tal aufragenden Pachnes ist beeindruckend. Trinkbares Wasser gibt es in einer geschlossenen Zisterne südlich der Mitatos. Die Zisterne ist mit dem Teil der Verkleidung eines Flugzeugwracks abgedeckt und sollte nach Gebrauch unbedingt wieder verschlossen werden.
  • Livada Mitato: Nördlich des Svourichti-Gipfels gelegen ist eine Übernachtung hier eher zu empfehlen als bei Katsiveli, um die beschwerliche Etappe zur / von der Niato-Hochebene nicht zu lang werden zu lassen. Zur Not ist eine Übernachtung in den auf einen Felssporn gelegenen Steinhütten möglich (teilweise offen). Wir haben jedoch im Talgrund westlich der Hütten einen kleinen aber sehr schönen Platz für das Zelt gefunden. Wasser gab es bei unserem Besuch aus einem Leck in einem Schlauch direkt östlich unterhalb der Hütten, der Wasser aus einer Quelle von den Hängen des Svourichti herableitete. 
  • Seitental nördlich der Niato-Hochebene: Zahlreiche schöne abgeschiedene Zeltplätze zwischen malerischen Nadelbäumen gibt es am Ende der Piste, die nördlich aus der Niato-Ebene herausführt (ca. 20 min vom Abzweig). Direkt am Ende der Piste befindet sich auch eine große Zisterne mit gutem Wasser.
  • Chora Sfakion: Kleiner Hafenort, in dem Nachmittags die Wanderer aus der Samaria-Schlucht mit der Fähre ankommen und mit Bussen weiterfahren. Es gibt zahlreiche kleine Hotels und Pensionen (z.B. unsere Unterkunft Three Brothers) sowie Restaurants und kleine Supermärkte. Ein angenehmer Etappenort.
  • Loutro / Finix (Finikas) / Lykos: Das nur zu Fuß oder auf dem Wasserweg erreichbare Loutro ist ein malerischer Ferienort mit zahlreichen Pensionen und Restaurants rund um die kleine Bucht. Auch ein kleiner Laden ist vorhanden. Am orthodoxen Osterfest war hier großer Betrieb durch griechische Kurzurlauber, so dass wir nur zum Mittagessen einkehrten. Eine halbe Stunde später erreicht man in der Bucht von Finix die sehr gepflegte, einsam gelegene Pension Old Phoenix mit Restaurant. Es gibt Zimmer mit großen Dachterrassen und Meerblick. Wer es ruhig mag, ist hier genau richtig. In der nächsten Bucht Lykos gibt es zwei oder drei weitere kleine Unterkünfte. Alle drei Standorte bieten sich als Ausgangspunkt für eine Wanderung in die sehenswerte Aradena-Schlucht an.
  • Agia Roumeli: Nachmittags wird der kleine, nur auf den Tourismus ausgerichtete Ort von Wanderern aus der Samaria-Schlucht überschwemmt. Sobald die letzte Fähre angelegt hat kehrt wieder Ruhe ein. Es gibt zahlreiche Pensionen und Restaurants sowie kleine, gut sortierte Supermärkte. Im Hotel-Restaurant Calypso bekamen wir das beste Abendessen und Frühstück unserer gesamten Reise - empfehlenswert! Von Agia Roumeli bietet sich eine morgendliche Halbtagestour in den unteren Teil der Samaria-Schlucht an, die man dann noch weitgehend für sich alleine hat (wenn die Schlucht nicht aufgrund schlechten Wetters komplett gesperrt wird wie bei unserem Aufenthalt).
  • Domata-Strand: Etwas 2,5 Stunden westlich von Agias Roumeli bieten sich hier sehr schöne Zeltmöglichkeiten im Kiefernwald auf dem Plateau oberhalb des Strandes. Der schmale Kiesstrand wird land seitig von einer beeindruckenden etwa 20 m hohen Felswand begrenzt. Ein wildromantischer Ort! Beim Abstieg von Agia Roumeli kommt man etwas oberhalb des Plateaus an einem kleinen offenen Wasserbecken vorbei, dessen brackiger Inhalt jedoch nicht appetitlich wirkt. Daher sollte man sich das benötigte Wasser mitbringen!
  • Tripiti-Schlucht und Kap: Am Strand östlich des Schluchtausgangs gibt es einfache Behausungen, in denen ein alter Ziegenhirt und Imker aus Agia Roumeli lebt. Wenn man ihn fragt, gibt er einem freundlich gutes Wasser aus seiner eingezäunten Zisterne (und würde sich über ein paar Zigaretten freuen, die wir leider nicht dabei hatten). Es gibt an der Steilküste einige Grotten, die als Unterschlupf zum Übernachten dienen können. Einen guten Zeltplatz unter Kiefern fanden wir in der Schlucht an der Stelle, wo der E4 den steilen Anstieg hinauf zum Kap beginnt. Eine weitere frei zugängliche Zisterne mit recht gutem Wasser befindet sich nahe der kleinen Kapelle am Schluchtausgang zum Meer. Weitere gute Stellplätze für ein Zelt findet man am Weg von der alten Festung zur Kapelle am Kap. Die etwas unterhalb gelegene Quelle war bei unserer Reise bereits Anfang Mai nur noch am Tröpfeln und es dauerte einige Minuten, bis eine Literflasche gefüllt war.
  • Sougia: Ein sehr angenehmer und überschaubarer Urlaubsort mit langem Strand. Zumindest in der Nebensaison hat man eine große Auswahl zwischen den kleinen Pensionen und Appartmenthäusern. Zahlreiche Restaurants an der Hauptstraße und entlang der Strandpromenade. In zwei Supermärkten und einer sehr guten Bäckerei an der Hauptstraßee hat man umfangreiche Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt neben der Fährverbindung entlang der Küste auch Busse nach Chania und in der Saison zum Omalos-Plateau.
  • Lissos: In der Bucht von Lissos gibt es einige Möglichkeiten zum wilden Zelten in der Nähe des Strandes. Frisches Wasser gibt es an der Quelle am Wärterhäuschen in der Nähe des alten Tempels. Wir haben hier allerdings nicht übernachtet, sondern sind direkt weiter nach Paleochora gewandert.

 

Literatur

  • Kreta (Michael Müller Verlag) - Der wohl beste und ausführlichste Reiseführer über Kreta; er enthält auch viele Wanderbeschreibungen, so z.B. zum E4-Abschnitt entlang der Südküste.
  • Kreta - Der Westen - 40 Wandertouren (Reise Know How); solider Wanderführer, der auch einige ausgefallene Touren (z.B. Tripiti-Schlucht) beschreibt; im allgemeinen Teil auch viele Informationen über die wichtigsten Etappenorte
  • The High Mountains of Crete (Cicerone Verlag; englisch) - Der umfassendste Führer zu Berg- und Küstenwanderungen auf Kreta mit einen ausführlichen Teil über die Lefka Ori. Als einziger beschreibt er auch die anspruchsvolle Durchquerung der abgeschiedenen Bergregion und gibt wesentliche Hinweise z.B. zur Wasserversorgung und möglichen Zeltplätzen. Aufgrund der Beschreibung einzelner Streckenabschnitte, die dann beliebig kombiniert werden können, etwas unübersichtlich und in den Beschreibungen nicht sehr detailliert. Zur Planung unserer Route war das Buch jedoch unverzichtbar!

 

Karten

  • Wanderkarten des Verlags Anavasi im Maßstab 1:25.000 bzw. 1:30.000; für unsere Tour benötigt man die Karten Crete 11.13, Crete 11.11/12 und Crete 11.17 (nur für Imbros Schlucht); die Karten sind in örtlichen Buch- und Souvenirläden erhältlich, können aber auch in Deutschland in Fachbuchhandlungen oder bei Amazon zu geringfügig höherem Preis bestellt werden; die Karten sind überraschend genau und zuverlässig, doch einige eingezeichnete Wege waren trotzdem nicht auffindbar.

 

Links

  • Lefka Ori - Interessante Informationen über das Gebirge auf Wikipedia
  • Visit West Crete - Umfangreiche Reiseinfos zum westen Kretas
  • KTEL Chania - Fahrpläne der Buslinien ab Chania
  • Anendyk - Fährgesellschaft, die die Orte der Südwestküste bedient

 

Musiktipp

  • Loudovikos Ton Anoyíon: Der Sänger mit der weichen Stimme aus dem kretischen Bergdorf Anogia verbindet auf seiner CD "The Colours of Love" harmonische Melodien und lyrische Texte mit traditioneller Musik jenseits des typischen Bouzouki-Einerlei.

Etappen 1 bis 6: Durch die Lefka Ori

Etappe 1: Laki - Omalos

Das Bergdorf Laki erreicht man mit dem Linienbus (Richtung Omalos) in etwa 45 Minuten von Chania. An der scharfen Rechtskurve im Ort beginnt ein blau-rot markierter Wanderweg, der auf verwachsenem Pfad zunächst in das Tal mit dichter Vegetation hinunter führt. Die einfache Variante führt aus dem Talgrund bald in eine kleine Schlucht nach Süden immer der Markierung folgend. Wir haben jedoch erst die teilweise bewaldete Vrysi-Schlucht erkundet und uns dann weglos in anstrengendem Auf- und Ab nach Westen bis zu einer großen Piste durch die schöne Berglandschaft geschlagen. Hier trifft man wieder auf die blau-roten Markierungen, verlässt die Piste jedoch schon kurz nach einem großen Wasserspeicher wieder. Steil geht es zunächst auf schmalem Pfad, der langsam verflacht durch lichten Wald, bis man auf die Straße zur Omalos-Ebene stößt. Dieser folgt man nach Süden in die Hochebene hinab, wo man am Südrand auf die drei Unterkünfte trifft.

Etappe 2: Xiloskalo - Gigilos - Xiloskalo - Kallergi-Hütte

Unser Gastgeber bringt uns mit dem klapperigen Hotelbus bis nach Xiloskalo, wo der Abstieg in die Samaria-Schlucht beginnt. Wir folgen aber dem Wegweiser zum Gigilos (oder Gingilos). Nahe des (erst ab Mai geöffneten) Ausfluglokals deponieren wir unser schweres Gepäck. Der Anstiegsweg zum Gigilos ist zunächst gut ausgebaut. Blicke in die Omalos-Ebene, bizarre Wacholderbäume, ein großes Felsentor und eine frische Quelle machen die Wanderung sehr abwechslungsreich. Vom Gigilos-Sattel geht es anspruchsvoller weiter. Jetzt werden kurze Kraxeleien erforderlich, aber die Route ist mit gelben Merkierungen und Steinmännchen nicht zu verfehlen. Es weht uns ein kalter Wind um die Ohren, aber die Sicht ist gut. Von der ersten Gipfelkuppe geht es in leichter Kletterei noch hinüber zum nahen Hauptgipfel mit dem tollen Blick in die Samaria-Schlucht und auf den zentralen Teil der Lefka Ori. Auf dem selben Weg kehren wir nach Xiloskalo zurück und beginnen am gegenüberliegenden Hang den ebenfalls ausgeschilderten Anstieg zur Kallergi-Hütte. Der gute Weg führt angenehm bergan und stößt später auf eine grobe Schotterpiste. Wir verlassen sie in der nächsten Kurve wieder und suchen den vagen und nur schlecht markierten Pfad, der zunächst in einem Einschnitt bergan führt. Er bringt uns anstrengend zur komfortablen, aussichtsreich gelegenen Kallergi-Hütte hinauf. Einfacher, aber etwas länger wäre es gewesen, der Piste zu folgen.

Etappe 3: Kallergi Hütte - Poriá - Psari - Melidaou - Potamos

Von der Hütte folgen wir der Piste in weiten Kurven nach Osten. An der kleinen Ebene Poriá, die von Hirten genutzt wird, suchen wir kurz nach dem Anfang des Weges zum Psari hinauf. Er steigt in Serpentinen am Hang hinauf und wird bald deutlicher. Vom Sattel des Psari (etwas östlich der eigentlichen Gipfelkuppe) geht es nun immer entlang des Kammes auf kaum zu verfehlender Route nach Osten auf den mächtigen Melidaou zu. Der Weg verläuft durch seinen steilen Südhang, doch man kann den erstaunlich flachen Gipfel querfeldein in wenigen Minuten besteigen. Die Aussicht in alle Richtungen ist großartig. Sogar hier auf über 2100 m weidet eine große frei laufende Schafherde. Der deutliche Weg führt nun allmählich hinab in eine erste, topfebene Senke (Plakoséli) mit offener Zisterne (das Wasser wirkt nicht sehr appetitlich). Nun geht es in mehreren Geländestufen weiter bergab in das langgezogene Potamos-Tal. Im oberen Bereich gibt es eine weitere offene Zisterne. Etwas weiter kommt man auf eine große Ebene mit schönen Zeltplätzen und schließlich etwas südlich der Hirtenhütten eine abgedeckte Zisterne mit gutem kühlen Wasser.

Etappe 4: Potamos - Pachnes (bzw. Nebengipfel) - Katsiveli - Livada

Vom Zeltplatz steigen wir weglos wieder zum E4 hinauf, der oberhalb der Ebene am Hang verläuft. Die Route zum Hirtenlager Katsiveli ist gut markiert. Dort angekommen deponieren wir unsere Rucksäcke. Wir haben vor, von hier aus den Pachnes (mit 2453 m höchster Gipfel der Lefka Ori) zu besteigen. Weglos geht es in südlicher Richtung am Westhang des kegelfömigen Modaki aufwärts. Kurz darauf machen wir einen Fehler, in dem wir weiter geradeaus bergan steigen, anstatt nach Westen abzuknicken. Als das Gelände verflacht, stellen wir fest, dass wir den Bournelos, einen 150 m niedrigeren Nachbarn des Pachnes, erklommen haben. An seiner Nordseite steigen wir durch einige Schneefelder ab und kommen zu einem Weg, dem wir noch zum Mitato von Rousiés folgen. Hier beginnt der Hauptweg zum Pachnes, der problemlos zu sein schein. Doch für uns ist es bereits zu spät. So geht es nach Norden zurück nach Katsiveli (mehrere Hirtenhütten und offene Zisterne mit abgestandenem Wasser) und zu unseren Rucksäcken. Über eine kleine Passhöhe mit der verschlossenen Berghütte geht es weiter auf dem E4 zum Tal von Livada mit seinen Mitatos auf einem Hügel.

Etappe 5: Livada - Koutala Seli - Tal nördlich der Niato-Ebene

Diese lange und sehr einsame Etappe führt durch die abgelegensten Gegenden der Lefka Ori. Ausreichend Wasser und gute Sicht sind unbedingt erforderlich! Die Markierungen sind teilweise etwas schwierig zu verfolgen und man sollte gut auf die Stangen achten, die sich oft in sehr großem Abstand befinden. Der Pfad (oder die Route) windet sich durch die wilde Karstlandschaft zwischen den kargen Bergkuppen hindurch. Manchmal fühlt man sich völlig weltfern wie auf dem Mond. Zeitweise wird der Blick auf die entfernte, 2000 m tiefer gelegene Nordküste frei. Am letzten Pass, dem Koutala Seli, weht unvermittelt ein heftiger Sturm, der uns fast umwirft. Hier verlieren wir trotz langer Suche auch die Markierungen des E4, der laut Karte hoch am Hang des Kastro verlaufen müsste. Wir folgen stattdessen einer Pfadspur abwärts und queren tiefer an einer mit Steinmännern markierten Route den recht steilen und teilweise rutschigen Hang. Bald liegt ein wieder mit Bäumen bestandenes Tal unter uns, in das wir allmählich absteigen. Wir erreichen das Ende der Piste, die nach Norden aus der Niato-Ebene hinausführt. Hier gibt es eine große Zisterne mit gutem WEasser und geschützte Zeltplätze in der UmgeBung.

Etappe 6: Niato-Ebene - Imbros - Imbros-Schlucht - Chora Sfakion

Wir folgen zunächst der Piste zur Niato-Ebene und umrunden diese auf ihrer Westseite. An ihrem Südrand beginnt ein blau markierter Pfad der uns durch schöne Felslandschaft über einen kleinen Pass zu einer nächsten kleinen Ebene (Trikoukiá) führt. Hier zweigen wir nach Osten ab und schlagen uns gemäß der vagen Beschreibung in unserem Wanderführer auf kleinen Pfaden durch etwas unübersichtliches Gelände bis zum Fahrweg nach Imbros durch. Die unvermittelt tief hereingezogenen Wolken erschweren die Orientierung zusätzlich. Aber mittags kommen wir im weit verstreuten Dorf Imbros an. Ein Ausflugslokal an der Straße lädt nach Tagen der kargen Trekkingkost zum Essen ein. Gut gestärkt beginnen wir den einfachen und bei Tageswanderern beliebten Abstieg durch die malerische Imbros-Schlucht mit ihren beeindruckenden Engstellen, die uns an amerikanische Slot-Canyons erinnern. Nach gut zwei Stunden ist der untere Ausgang der Schlucht beim Dorf Komitades erreicht. Nach einem kurzen Straßenstück folgen wir teilweise kaum erkennbaren Pfaden in stetem Auf und Ab durch zahllose Weidegatter in westlicher Richtung und erreichen schließlich den kleinen Hafenort Chora Sfakion. Hier freuen wir uns über ein schönes Zimmer und das Essen auf der Restaurantterrasse über dem Meer.

Etappen 7 bis 13: Entlang der Südküste

Etappe 7: Chóra Sfakion - Loutró - Finix

Die erste Küstenetappe ist abwechslungsreich und benötigt nur einen guten halben Tag. Von Chora Sfakion folgen wir der Hauptstraße hoch über dem Meer etwa eine halbe Stunde nach Westen. In einer Rechtskehre zweigen wir auf den schmalen Küstenpfad ab, der nun gleich spannend durch den steilen Hang verläuft und bald zum Sweet Water Beach (Gliká Nerá) mit seiner etwas improvisiert im Wasser errichteten Taverne hinabführt. Am Ende des Strandes geht es wieder steil hinauf und wenig später liegt die kleine, weiße Kapelle Ágios Stavrós vor uns. In der Ferne sind schon die weßen Häuser von Loutro sichtbar. Nach einigem Auf und Ab und einer weiteren Stunde Gehzeit kommen wir in den beliebten Ferienort, der nur zu Fuß oder von der Wasserseite zu erreichen ist (regelmäßige Fähre von Chora Sfakion und weiter entlang der Südküste nach Paleochora). Am Sonntag des orthodoxen Osterfestes ist der Strand vor allem von griechischen Kurzurlaubern bevölkert. Die Bucht mit den zahlreichen Booten bietet einen malerischen Anblick und wir kehren in einem der zahlreichen Restaurants zum Mittag ein. Danach steigen wir zu den Ruinen der venezianischen Festung hinauf und wenig später liegt die kleine Bucht von Finix mit einer einzigen Pension unter uns. Der Ort gefällt uns, so dass wir ihn als Standquartier für die Erkundung der Aradena-Schlucht am nächsten Tag auswählen.

Etappe 8: Finix - Livandania - Aradena - Aradena-Schlucht - Finix

Leider bedecken an diesem Tag graue Wolken den Himmel, doch die große Rundwanderung zur Aradena-Schlucht ist ein abwechslungsreiches und lohnendes Erlebnis. Zunächjst steigen wir von unserer Unterkunft auf recht gut mit Farbpunkten markiertem Pfad in das schon von unten sichtbare, fast verlassene Dorf Livaniana hinauf. Eine etwas improvisierte Taverne lädt hier mit schöner Aussicht zur Einkehr ein. Vorbei an der kleinen Kirche verlassen wir den Ort und kommen bald zu einem eindrucksvollen Abschnitt eines alten Pflasterweges nach Anópolis, der sich durch eine schroffe Felswand windet. Der Weg verflacht bald und wir stoßen auf eine kaum befahrene Straße, der wir bis nach Aradena folgen. Eine gewagte Brückenkonstruktion überquert die hier gut 100 m tiefe Schlucht. Das Donnern der losen Holzplanken bei der Überfahrt eines Autos lässt an der Standfestigkeit der Konstruktion zweifeln, doch sie verbindet seit 1986 den abgelegenen Ort Ágios Ioánnis zuverlässig mit der Außenwelt. Der kleine Ort Aradena wurde nach einem Blutrachestreit in den 1950ern entvölkert und besteht außer der gepflegten Kirche fast nur noch aus Ruinen. Auf einem aufwendig angelegten Maultierpfad steigen wir in den Schluchtgrund und folgen diesem bergab unter der Brücke hindurch. Bald kommt eine Steilstelle, die mit waghalsigen Stahlleitern zu überwinden ist. Für etwas ängstliche Gemüter besteht aber die Möglichkeit diese Passage auf einem angelegten Steig zu umgehen.Nun folgt man stets der Schlucht, bis man an der Marmara Bay mit kleinem Kiesstrand und Taverne das Meer erreicht. Von hier geht es entlang der Küste auf dem markierten Fernwanderweg E4 zurück nach Finix.

Etappe 9: Finix - Marmara Bay - Agía Roumelí

Von Finix überqueren wir entlang der Markierungen des E4 einen kleinen Höhenrücken und kommen in die Nachbarbucht von Likos, wo ebenfalls einige wenige Pensionen auf Gäste warten. Weiter etwas oberhalb der Küste ist bald der kleine Badestrand Marmara Bay (mit Taverne und kleinen Unterkünftshütten) am Ausgang der Aradena-Schlucht erreicht. Weiter geht es immer ein Stück oberhalb des blauen Meeres auf gutem Pfad durch eine karge Landschaft mit weiten Blicken entlang der Küste. Eine willkommene Abwechslung und Schatten bietet dann ein Kiefernwald, den wir auf angenehm ebenen Weg durchqueren. Bald darauf taucht direkt am Strand die schöne Bruchstein-Kapelle Ágios Pávlos aus dem 11. Jh. auf, in der schöne, leider stark verwitterte Wandmalereien zu sehen sind. Von hier benötigen wir noch etwa 90 Minuten, bis wir in Agía Roumelí ankommen. Der Wind hat im Verlauf des Tages stetig aufgefrischt. Die Wellen peitschen über die Mole, so dass die Fähreden Betrieb eingestellt hat. Auch die Samaria-Schlucht ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Agía Roumelí ist also praktisch von der Außenwelt abgeschnitten und dem entsprechend sind die sonst von Wanderern überfüllten Straßen nahezu leer. Wir suchen uns ein Zimmer und beim Abendessen schauen wir immer wieder nach draußen, wo heftige Regenschauer auf dien Strand prasseln.

Etappe 10: Agía Roumelí - Domáta-Bucht

Beim Frühstück bekommen wir die schlechte Nachricht: Die Samaria-Schlucht ist wegen des schlechten Wetters weiterhin gesperrt, so dass wir die geplante Halbtageswanderung in den unteren Teil der Schlucht vom Programm streichen müssen. So erkunden wir den alten Ortsteil von Agía Roumelí und die alte türkische Festung hoch über dem Ort. Gegen Mittag schultern wir wieder die großen Rucksäcke und steigen auf dem E4 die 500 Höhenmeter zum Bergrücken westlich von Agía Roumelí empor. Nachdem wir einige Einschnitte gequert haben senkt sich der Pfad allmählich zur Domáta-Bucht hinab. Ein Wasserbecken, das wir kurz davor passieren enthält nur eine wenig appetitliche Brühe. Gut, dass wir genügend Wasser mitgebracht haben, denn eine weitere Wasserquelle gibt es hier nicht. Doch im Kiefernwald über dem Strand finden sich perfekte Zeltplätze und die Szenerie der Küste mit der eindrucksvollen Felswand, dem Sand- und Kiesstrand und der lebhaften Brandung ist von einzigartiger Schönheit. Wir bereuen es nicht, für diesen Abschnitt der Tour viel Zeit eingeplant zu haben und nicht wie andere Wanderer die Strecke zwischen Soúgia und Agía Roumelí in einem sehr, sehr langen und anstrengenden Tag entlang zu hasten.

Etappe 11: Domáta-Bucht - Trípiti-Schlucht

Zunächst wandern wir entlang des Strandes bis zur Mündung der Kládou-Schlucht. Nun geht es steil am gegenüberliegenden Felshang empor und es gilt eine kurze, etwas ausgesetzte Stelle zu überwinden. Dann verläuft der schmale Pfad stets durch die Hänge der einsamen und wilden Südküste. Nach knapp drei Stunden kommt ein Bootssteg in Sicht. Kurz danach kommen wir zu zwei einfachen Häuschen. Vor einem sitzt ein alter Mann, der die Zeit hier als Ziegenhirte und Imker verbringt. Wir bitten ihn um Wasser und er schöpft uns freundlich einige Liter aus seiner Zisterne. Danach geht es durch die tollen Felsgebilde, die die Erosion von Wind und Wellen geformt hat, bis wir den Ausgang der Trípiti-Schlucht erreichen. Etwas landeinwärts liegen rechterhand eine kleine Kapelle und eine Zistern und linkerhand ein Haus in erstaunlich gutem Zustand. In der Nähe deponieren wir unsere Rucksäcke und nach einer Mittagspause machen wir eine Erkundungstour in die Trípiti-Schlucht. Als wir von dort zurückkommen suchen wir uns einen geeigneten Zeltplatz unter Kiefern und genießen noch einmal die Ruhe der abgeschiedenen Küste.

Etappe 12: Trípiti - Schlucht - Soúgia

Der Beginn des Ausstiegs aus der unteren Trípiti-Schlucht ist nicht besonders gut markiert, er beginnt einige hundert Meter landeinwärts der Küste an einem großen Felsblock, auf dem ein Baum wächst. Es geht recht steil bergan, bis man den Sattel des Kaps Trípiti mit den Resten der venezianischen Festung erreicht. Von hier sollte man den Abstecher zur Wallfahrtskapelle Profítis Ilías nicht versäumen, die in großartiger Panoramalage an der Spitze des Kaps thront. Zurück an der Festung steigen wir nach Westen ab und kommen bald zu einer kleinen, in einem Metallbecken gefassten Quelle, die jedoch nur tröpfelt. Auf dem Weiterweg haben wir bereits Blicke zur Bucht von Soúgia in der Ferne. Eine gute dreiviertel Stunde nach der Festung kann man auf einem nicht beschilderten, abzweigenden Pfad zur kleinen, auf Meereshöhe gelegenen Kapelle Ágios Antónius gelangen, die im Innern auch schöne, zum Großteil aber verwitterte Malereinen aufweist. Weiter geht es auf dem guten Weg durch lichten Baumbestand, der immer wieder etwas Schatten bietet. Wir kommen zum Einschnitt der Keratidias-Schlucht, wo der Wegverlauf etwas unübersichtlich ist. Man steigt ein kurzes Stück im Schluchtgrund bergan, um den in Kehren nach Westen aus der Schlucht herausführenden Pfad zu erreichen. Am Sattel hält man sich auf dem ausgeschilderten Weg nach Soúgia geradeaus. Nun geht es relativ eben weiter, bis man auf eine Piste stößt. Eine große Schleife lässt sich auf einem Pfad abkürzen, dann stehen wir am letzten Sattel vor Soúgia. Wieder die Piste verlassend erreicht man auf Pfaden durch Olivenhaine und Gärten den kleinen Ferienort, wo wir eine große Auswahl an netten Pensionen haben.

Etappe 13: Soúgia - Lissis - Paleóchora

Die letzte Trekkingetappe bietet noch einmal viel Abwechslung. Wir gehen am Strand entlang bis zum kleinen Fischerhafen und Fähranleger. Direkt danach beginnt die dicht bewachsene Lissos-Schlucht. Der Pfad führt bald aus dem idyllischen Taleinschnitt heraus auf ein Plateau. Schon kurze Zeit später liegt die Bucht von Lissos unter uns. Wir steigen hinab und nehmen uns die Zeit, die Überreste des Asklepios-Tempels (mit römischen Mosaiken), die byzantinische Kapelle und die römischen Grabkammern am Westhang des Tales zu erkunden. Die kräftige Quelle nahe des Wärterhäuschens ist eine gute Gelegenheit, die Trinkflaschen für den weiteren Weg zu füllen. Dann geht es entlang des markierten Fernwanderweges über Felsstufen nach Nordwesten aus dem Tal hinaus. Wir kommen erneut auf ein Plateau und zu einer Piste, die wir queren. Als das Gelände vor uns steil abfällt, liegt die Küste mit der Halbinsel von Paleóchora, unserem endgültigen Ziel, vor uns. Der gute Pfad verläuft nun langsam abfallend durch den Hang und nähert sich immer weiter dem Meer. Man kommt zu kleinen Felsbuchten mit verlockenden Bademöglichkeiten. Doch wir gehen noch bis bis zum Strand von Ghialiskari, wo wir dann die Gelegenheit zu einem erfrischenden Sprung ins Mittelmeer nutzen. Von hier geht es noch 4 km entlang einer staubigen und nicht besonders attraktiven Piste bis ins Städtchen Paleóchora. Die Wartezeit auf den Bus verbringen wir in einem Kafenion. Dann kehren wir am Ende von zwei Trekkingwochen durch wilde Berg- und Küstenlandschaften nach Chania zurück.