Dolomiti di Brenta

Klettersteige und Almenidyll

Juni / Juli 2016

Die Brenta ist der einzige Gebirgsstock westlich des Etschtales, der den Dolomiten zugerechnet wird. Auch hier ist der sogenannte Hauptdolomit das Gestein, das für die spektakulären Felswände und -türme insbesondere im südlichen Teil des Massivs verantwortlich ist. Rund um die höchsten Gipfel hat sich mit der Anlage von landschaftlich einzigartigen, oftmals gar nicht so schwierigen Klettersteigen ein in der Hauptsaison manchmal überlaufener Abenteuerspielplatz für Freunde der via ferrata entwickelt. Im Gegensatz dazu ist der Nordteil der Brenta mit seinen weiten bewaldeten Tälern eher ein Terrain für stille Genießer. Und für den Braunbären, der hier eines der wenigen Rückzugsgebiete in den Alpen gefunden hat. Meine zweiwöchige Erkundungstour durch die Brenta verlief nicht immer wie ursprünglich geplant. "Schuld" dafür waren das unbeständige Frühsommerwetter, wichtige Ereignisse wie ein EM-Spiel zwischen Italien und Deutschland und nicht zuletzt das rätselhafte Verschwinden meines kompletten Rucksacks in einer abgelegenen Biwackhütte. 

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Von Ende Juni bis Mitte Oktober lassen Wetter und Schneeverhältnisse normalerweise die Touren in den Felsregionen der Brenta zu. In den Hochlagen ist aber am Beginn der Saison noch mit Schneeresten zu rechnen, die an steilen Passagen und Hängen erhebliche Probleme bereiten können. Die Bedingungen an den Klettersteigen sollte man in den Hütten erfragen. Schwierig wird es insbesondere dann, wenn die Sicherungen noch mit Schnee bedeckt sind.

Die meisten Hütten öffnen erst um den 20. Juni und schließen Mitte / Ende September.

 

Schwierigkeit der Wanderungen

Die meisten Klettersteige sollten nur mit entsprechender Ausrüstung und Erfahrung begangen werden. Leichtere gesicherte Routen (z.B. Sentiero Gustavo Vidi, Sentiero Osvaldo Orsi, Überschreitung Monte Zelèdria, Sentiero delle Palete) erfordern bei guten Bedingungen lediglich Trittsicherheit und Erfahrung im Begehen leicht ausgesetzten Passagen.

Im Nordteil der Brenta sind die Touren in der Regel technisch weniger anspruchsvoll, dafür aber oft einsamer.

 

Unterkunft

Im Südteil der Brenta gibt es folgende Berghütten des Trentiner (SAT) bzw. Italienischen Alpenvereins (CAI).

Die Mitgliedschaft im DAV wird anerkannt. Halbpension mit Übernachtung im Bettenlager kostet dann ca. 40 bis 45 Euro. Die Hütten haben in der Regel ca. vom 20. Juni bis 20. September geöffnet. 

In den tieferen Lagen gibt es darüber hinaus mehrere private Berghütten, von denen ich nur das schön gelegene Rifugio Selvata (oberhalb von Molveno; einfache Schlafräume; recht gutes Essen; HP ca 45 Euro pro Person) genutzt habe.

In Molveno selber hat ein großes Angebot an Hotels, wie z.B.:

  • Hotel Garni Villanova - eine der preiswerteren Unterkünfte in Molveno. Im Zentrum des angenehmen Ferienortes, nur wenige Minuten von der Einkaufsstraße. Moderne, gut ausgestattete Zimmer und reichhaltiges Frühstück. Freundliche Gastgeber.

Der Nordteil der Brenta steht deutlich im Schatten des Klettersteig-Dorados und entsprechend anders präsentiert sich hier die Situation bei den Unterkünften. Es gibt lediglich eine bewirtschaftete Berghütte:

  • Rifugio Pèller - Alpenvereinshütte ganz im Norden der Brenta am Monte Pèller. Ich habe hier nicht übernachtet. Außerhalb der sommerlichen Öffnungszeit ist ein Biwack mit 7 Plätzen ganzjährig zugänglich.

Am sehr schönen Lago di Tóvel bietet sich ein Gasthaus fast wie aus vergangenen Zeiten an:

  • Albergo Lago Rosso - am Ufer des herrlichen Lago di Tóvel inmitten dichter Wälder im Nordteil der Brenta. Sympathisch altmodisches Gasthaus mit einfachen Zimmern mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur (Übernachtung / Frühstück 35 € pro Person). Ordentliches Essen.

Darüber hinaus gibt es einige Almen, die Unterkunft anbieten, sowie kostenlose Unterkünfte für Selbstversorger (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Verhältnisse können sich ändern!):

  • Malga Tuena - Große, bewirtschaftete Alm mit Käserei oberhalb des Lago di Tóvel. Großes, einfaches Bettenlager (12 Plätze), Aufenthalts- und Essraum, ein Badezimmer im Nebengebäude (mit warmer Dusche!). Halbpension 45 Euro. Bei meinem Aufenthalt recht gutes, leider nicht sehr reichhaltiges Abendessen. Das Biwack war verschlossen; ob das außerhalb der Bewirtschaftungszeit anders ist, kann ich nicht sagen.
  • Malga Spora - Idyllische Alm in einem weiten Talkessel. In der Sommersaison bewirtschaftet, dann auch Verpflegung. Im Nebengebäude großer Aufenthaltsraum mit fließend Wasser und Kochgelegenheit (Holz). Im Dachgeschoss Bettenlager. Bei meinem Aufenthalt Anfang Juli noch nicht bewirtschaftet und frei zugänglich.
  • Malga Campa (oder Malga Campo Denno) - Ich kam während eines heftigen Regenschauers hier vorbei. Ein freundlicher Hirte, der hier den Sommer verbrachte, bat mich herein und bot mir einen Kaffee an. Es gibt im langgezogenen Stallgebäude eine Küche (die er auch nutzte) und einen Raum mit Doppelstockbetten (ca. 6 Plätze). Beides sollte immer zugänglich sein.
  • Malga Loverdina - Schön renoviertes Almgebäude mit fantastischer Balkonlage über dem Val di Non. Großer, gepflegter Aufenthaltsraum mit fließend Wasser und Kochgelegenheit (Holz) und Bettenlager (ca. 10 Plätze) im Obergeschoss. Immer offen.
  • Malga Termoncello - Schöne Hochalm unter dem Gipfel der Loverdina. Biwack im Längstrakt mit eher kleinem Aufenthaltsraum (Wasser und Kochgelegenheit) und anschließendem engen Schlafraum (6 Plätze). Immer offen.
  • Malga Flavona - Sehr schöne Alm im oberen Flavona-Tal. Großer, gepflegter Aufenthaltsraum mit fließend Wasser und Kochgelegenheit (Holz) und Bettenlager (ca. 10 Plätze) im Obergeschoss. Immer offen. Die Betreiber der im Sommer bewirtschafteten Alm haben ihren Eingang gleich nebenan.
  • Die Biwacks Malga Tassula (6 Plätze), Baita Nana (6 Plätze), Bivacco Constanzi (12 Plätze) und Bivacco Bonvecchio (6 Plätze) lagen nicht an meiner Route.

Im Wintersportort Madonna di Campiglio gibt es eine große Anzahl an Hotels. Als Alternative bietet sich an:

  • Rifugio Nambino - wirklich idyllisch und einsam am gleichnamigen See gelegenes, gut geführtes privates Gasthaus mit Hotelstandard (Zimmer mit modernem eigenen Bad) und gutem Restaurant. Dementsprechend gehobenes Preisniveau, aber für das außergewöhnliche Ambiente durchaus angemessen. Anstieg von Madonna in Campiglio in einer knappen Stunde.

Oberhalb davon, bereits im Gebiet der Presanella, liegt am Sentiero dei 5 Laghi in toller Panoramalage die kleine Steinhütte des Ricovero Baito Soròdoli am gleichnamigen See. Ausgestattet mit einem Bettgestell mit wenig einladenden Schaumstoffmatratzen, Tisch und Sitzgelegenheit sowie einem einfachen Herd (ohne Holz). Trotz der spartanischen Ausstattung hatte ich vor, hier zu übernachten. Doch dann verschwand während eines Spaziergangs in die Umgebung mein gesamter Rucksack spurlos aus der Hütte, so dass ich ohne Ausrüstung für die Nacht noch am frühen Abend schnell zum Rifugio Nambino absteigen musste.

 

Literatur

  • Brenta mit Adamello, Presanella und Paganella; Rother Wanderführer; sehr guter Führer im bewährten Rother-Stil mit großer Tourenauswahl und knappen Beschreibungen, die aufgrund der guten Beschilderungen jedoch völlig ausreichen; Touren für jeden Schwierigkeitsgrad von den wichtigsten Klettersteigen bis zu einfachen Kurzwanderungen

 

Karten

  • Tabacco "Dolomiti di Brenta"; 1:25.000; insgesamt sehr genaue Wanderkarte mit allen notwendigen Informationen (Wegenummern, Klettersteigpassagen)

 

Links

Der zentrale Teil der Brenta (südlich des Grostè-Passes)

Aufgrund des dichten Wegenetzes, der unterschiedlichen Schwierigkeiten der Routen und der individuellen Präferenzen fällt es schwer, für die Brenta einen allgemeingültigen Tourenvorschlag zu machen. Wer in einer längeren Trekkingtour die verschiedenen Landschaftsformen der Brenta erleben möchte, sollte sich im Groben an den Verlauf des Brenta Trek Expert (s. Links) halten.

Die folgenden Fotoserien geben die Eindrücke meiner insgesamt zweiwöchigen Hüttentour wieder.

Der Zentralbereich umfasst die südliche Hälfte des in Nord-Süd-Richtung gut 40 km langen Massivs. Hier liegen die höchsten Gipfel, die letzten, langsam schwindenden Gletscher und die spektakulärsten Felsformationen. Hier konzentriert sich auch eine Großteil des Bergtourismus. Hauptanziehungspunkt sind die seit den 1930er Jahren sukzessive angelegten Klettersteige. Sie sorgen in der Hauptsaison für volle Berghütten und zeitweise sogar für Staus an den Schlüsselstellen. Bei meiner Tour Ende Juni war es jedoch noch relativ ruhig. Die Via delle Bocchette Centrali, den Sentiero Brentari und die Via ferrata Ettore Castiglioni habe ich gemeinsam mit drei jungen Amerikanern begangen, die ich im Rifugio Alimonta kennenlernte. Auf der Via delle Bocchette Centrali begegnete uns beispielsweise nur ein anderer Bergtourist.

Die nördliche Brenta

Nördlich des Grostè-Passes teilt sich das Massiv in mehrere nicht ganz so hohe Bergketten auf, die einsame Täler mit abgelegenen Hochalmen und dichten Wäldern umschließen. In diesen hat sich eine reiche Fauna erhalten und es kommen sogar Braunbären vor, die der Wanderer jedoch kaum zu sehen bekommt. Die technisch anspruchsvollste Wandertour stellt in diesem Bereich die komplette Überschreitung der Nordkette auf dem Sentiero Claudio Costanzi dar, die aufgrund der Wetter- und Schneeverhältnisse jedoch ausgelassen habe. Höhepunkte meiner Touren waren die Besteigung des Croz dell'Altissimo und der Loverdina, der Besuch des Lago di Tovel und der Malga Flavona sowie die Querung des Passo di Val Gelada.

Das Val Rendena und die Seen der Presanella

Im Westen trennt das tief eingeschnittene Val Rendena die Brenta von den Massiven von Adamello und Presanella, die sich mit ihrem kristallinen Aufbau deutlich von den Dolomiten unterscheiden. Die Ferienorte Pinzolo und Carisolo warten mit äußerst sehenswerten Friedhofskirchen auf. Wanderungen zu den Seen über dem Val Rendena bieten fantastische Ausblicke auf die Felstürme der Brenta. Und im Val Gènova strömen zahlreiche Wasserfälle von den Bergen herab in einen kräftigen Bergfluss. Wanderungen in dieser leicht zu erreichenden Region ergänzen die Eindrücke der Touren in der Brenta.