Durchquerung der Picos de Europa

Das unbekannte Hochgebirge in Nordspanien

(Juni / Juli 2009)

Die Picos de Europa sind ein faszinierendes Hochgebirge im „Westentaschenformat". Deutlich von der Kantabrischen Kordillere getrennt liegen die „Spitzen Europas" nur unweit der Nordspanischen Küste und dienten den frühen Seefahrern als Orientierung. Diese Lage ist auch für das milde und feuchte Klima verantwortlich. Man muss hier stets auf schlechtes Wetter gefasst sein, die Bedingungen sind mit den Alpen und den Pyrenäen vergleichbar. Die Wandersaison für die Hochlagen beschränkt sich also auf die Sommer- und frühen Herbstmonate, wobei wir noch im Juni auf reichlich Schnee stießen. Die Picos de Europa sind in drei deutliche Massive untergeteilt: Das westliche Macizo Occidental (oder El Cornion), das mittlere Macizo Central (oder Los Urrieles) und das östliche Macizo Oriental (oder Andara). Die ersten beiden werden von der spektakulären Cares-Schlucht getrennt, durch die sich ein einfacher, vielbegangener Wanderweg zieht. Insgesamt verfügen die Picos de Europa über ein dichtes, recht gut gepflegtes Wegenetz. Doch es gibt nur wenig einfache Gipfelanstiege. Die meisten der bis zu 2600 m aufragenden Hauptgipfel sind erfahrenen Bergsteigern und Kletterern vorbehalten. Seit 1995 umfasst der erweiterte Nationalpark alle drei Massive und schützt die außergewöhnlich artenreiche Flora und Fauna. Im Frühsommer stehen die Bergwiesen in voller Blüte. Die auffälligsten Vertreter der Tierwelt waren für uns die in den Hochlagen zahlreichen Gämsen sowie Gänse- und Schmutzgeier. Einen weiteren Reiz machen die noch recht ursprünglichen Dörfer in den Tälern mit ihren bodenständigen Unterkünften und der deftigen Küche aus.

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Juni bis Oktober

 

Schwierigkeit

Die Picos sind zwar kein großes aber in den Hochlagen ein wildes Gebirge. Es gibt kaum einfache Wege in die Gipfelregionen. Die Schwierigkeiten beim Trekking können schlechte Sicht in unübersichtlichem Gelände und bis in den Sommer hinein ausgedehnte Schneefelder machen.

 

Unterkunft

In fast allen Orten der Region gibt es kleine Hostales und Pensionen (s. Links in der Tourenbeschreibung). Das Preisniveau ist in der Regel recht niedrig. Restaurants bieten meist ein Menü mit drei Gängen und einfachem Wein für unter 15 Euro pro Person an!

Es gibt auch einige bewirtschaftete Berghütten, so dass mit einiger Planung ein Durchquerung ohne Zelt möglich ist.

Das Zelten ist offiziell nur oberhalb von 1600 m gestattet. Wir hatten aber nie Probleme, wenn wir auch darunter das Zelt an einsamen Stellen aufgeschlagen haben.

 

Literatur

  • Nordspanien; Michael Müller Verlag (sehr guter allgemeiner Reiseführer)
  • Walking in Spain; Lonely Planet (englisch; mit Vorschlägen für die Durchquerung von Saja-Besaya und den Picos de Europa, von denen wir allerdings abgewichen sind; Achtung: Die neue Ausgabe Hiking in Spain enthält für die Picos nur noch Tagestouren!)
  • Picos de Europa; Rother Wanderführer (gute Tagestouren, allerdings kaum Beschreibungen von Durchquerungen und echten Gipfeltouren)
  • Walks and Climbs in the Picos de Europa; Cicerone Press (englisch; etwas unübersichtlich und teilweise veraltet, aber mit guten Beschreibungen von Durchquerungen und Gipfeltouren)

Karten

  • Picos de Europa; Macizos Central y Oriental / Macizo Occidental 1:25.000 (2 Karten); Adrados Ediciones (spanisch; sehr detailliert und zuverlässig)
  • Parque Nacional de Picos de Europa 1:40.000; Editorial Alpina (spanisch; weniger detailliert)
  • Saja 1:50.000; CETYMA Editorial (spanisch; deckt nur einen Teil der Saja-Besaya Durchquerung ab)

Links

  • Gute Homepage mit vielen Infos rund um die Picos auch zu den Refugios / Berghütten (leider nur spanisch)
  • Reserva refugios - Buchungsseite der Berghütten in den Picos de Europa

Bilbao - Besichtigung der Altstadt und des Guggenheim-Museums

Parque Natural de Saja-Besaya

06. Juni 2009: Mit dem Bus von Bilbao nach Bárcena de Pie de Concha

Für unsere geplante Durchquerung der Picos de Europa nehmen wir einen viertägigen „Anlauf" durch den Naturpark Saja-Besaya. Dieser ist Teil der größten reserva nacional de caza (Nationales Jagdgebiet), das 30 % der Region Kantabrien bedeckt. Der Naturpark wird im Süden von bis zu 2000 m hohen abgerundeten Bergketten begrenzt, von denen sich nach Norden bewaltete Hügel und grüne Flusstäler in Richtung der Küste erstrecken. Die weiten Berghänge dienen oft als Weideflächen für die typischen Tudanca-Rinder mit ihren geschwungenen Hörnern. In der Region gibt es noch viele traditionelle Dörfer, von denen Bárcena Mayor (Übernachtungsort nach der ersten Etappe) das schönste ist. Insgesamt ist das Trekking hier nicht spektakulär, aber ein schöner Auftakt für die wesentlich steileren und wilderen Picos de Europa.

Mit dem Linienbus fahren wir von Santander nach Bárcena de Pie de Concha. Von der am Ort vorbeiführenden Straße gehen wir in den Dorfkern hinunter. Das einzige Hostal ist geschlossen, doch eine ältere Dame bietet uns eine einfache und preisgünstige Ferienwohnung an. Zum Abendessen kehren wir dann in der Dorfbar ein.

07. Juni 2009: Von Bárcena de Pie de Concha nach Bárcena Mayor

Bei bedecktem Himmel starten wir am nächsten Morgen auf dem teilweise markierten GR 71 und kommen bald an einer alten Römerstraße vorbei, die südlich von Bárcena nach links abzweigt. Wir gehen jedoch auf dem Sträßchen weiter und steigen auf Asphalt unter der neuen Autobahnbrücke hindurch in das Dorf Pujayo hinauf. Wir überqueren den Dorfplatz mit seinen hübschen Häusern mit Holzbalkonen und kommen auf einen Fahrweg, der im Barranco de Vaocerezo zu einem aussichtsreichen Sattel hinaufführt. Hier verfolgen wir mit Blicken mehrere Gänsegeier, die die Thermik über den Hängen nutzen. Wir wenden uns nach Süden und gehen in Richtung des Pico de Obios (1222 m), auf dem ein Sendeturm steht. Leider wird die Sicht nun durch tief hängende Wolken immer schlechter. Wir umrunden den Gipfel und wandern auf dem nach Westen ziehenden Bergrücken weiter. Vor dem kegelförmigen Pico la Guarda verlassen wir die Piste und gehen auf einem Pfad links am Gipfel vorbei. Weitgehend die Höhe haltend kommen wir zu einem Sattel, an dem der steinige Abstieg auf rutschigem Pfad nach Bárcena Mayor beginnt. Der Weg windet sich durch schönen Eichen- und Buchenwald und nach einiger Zeit haben wir die ersten Blicke hinab auf das kleine Dorf, das scheinbar abgeschieden von der Welt am Ende einer Straße liegt. Ein Bummel durch die gepflegten Gassen unter den mit Blumen geschmückten Balkonen bringt uns zum Gasthaus Posada Rural La Franca, wo wir im gegenüberliegenden Gästehaus ein schönes Zimmer bekommen.

08. Juni 2009: Von Bárcena Mayor zur Sierra del Cordel

Wir gehen über die einzige Steinbrücke im Ort und halten uns links. Für die folgenden Etappen benötigen wir die im allgemeinen Teil genannte Karte „Saja". Auf einer Informationstafel ist der Verlauf der alten Verbindung von Bárcena Mayor nach Ozcaba dargestellt ist. Als teilweise gepflasterter Fahrweg geht es nach Süden durch ein grünes Tal. Wir passieren die Kapelle Ermita del Carmen und etwa eine Stunde danach wird der Weg zum Pfad. An einer Hirtenhütte halten wir uns rechts. Der Pfad verliert sich teilweise, doch entlang einer Mauer erreichen wir die Gemäuer der Casa de Avellando. Das Gehöft Venta de Mobejo ist nun bald am gegenüberliegenden Hang auszumachen. Dort treffen wir wieder auf eine gute Piste, der wir durch Weiden und mit schönen Blicken auf die Berge bis zur Landstraße CA-280 folgen. Diese gehen wir nun einen guten Kilometer bergauf, und zweigen scharf rechts dann auf die breite Piste ab, die sich am Nordhang der Sierra del Cordel entlang zieht. Ein scharfer Wind fegt uns fast vom Weg und immer wieder gehen heftige Regenschauer nieder. An einer ersten Schutzhütte stellen wir uns einige Zeit unter. Die Piste schwenkt bald in ein Tal nach Süden und kurz bevor sie im Talschluss eine scharfe Rechtskurve macht, steht am Weg eine weitere kleine Schutzhütte inmitten der Kuhweiden. Wir freuen uns über das trockene Dach über dem Kopf und verbringen hier die Nacht.

09. Juni 2009: Von der Sierra del Cordel nach San Mamés

Am nächsten Morgen ist der Himmel immer noch wolkenverhangen, als wir der Piste weiter zur weiten Passhöhe am Llanocastrillo folgen. Danach windet sie sich hinab in ein Tal und steigt entlang eines Baches zum Collado de Sejos (1528 m) an. Die Piste verliert sich in den Grashängen, so dass wir querfeldein zum Pass hinaufgehen. Wir gehen nach Norden und kommen an einer eingezäunten vorchristlichen Kultstätte vorbei. In der Scharte zwischen Peña Jelgüeras und Cueto de la Concilla treffen wir auf einen guten Weg, der uns in vielen Windungen in das Dorf Puente Pumar hinabführt. Von hier gehen wir auf dem Sträßchen nach Lombrana hinauf. Ein von außen gepflegt aussehendes Landhotel ist geschlossen. Vorbei an der Kirche des Ortes kommen wir auf einen Fahrweg, der uns zunächst leicht ansteigend, dann aber bergab durch schönen Wald nach Pejanda an der Landstraße CA-281 bringt. In einem netten Gasthaus an der Straße trinken wir einen Milchkaffee. Wir widerstehen der Versuchung, uns hier ein Zimmer zu nehmen, sondern gehe auf dem steilen Sträßchen nach San Mamés hinauf, wo einige Häuser verfallen. Wir folgen der nach Westen ansteigenden Piste aus dem Ort heraus und bauen wenig später auf einer Wiese mit Blick auf die nördlich gelegenen Bergketten zum ersten Mal auf der Tour unser Zelt auf.

10. Juni 2009: Von San Mamés nach Potes

Wir sind nun wieder auf dem GR 71, doch die sporadischen Markierungen sind nicht immer hilfreich. Wir wandern auf der Piste zur Passhöhe südlich der über uns aufragenden Peña Sagra. Der Weg zieht sich nun mit schönen Blicken ins Tal an der Bergflanke entlang und passiert eine bienenstockförmige, alte Hirtenhütte. Dann taucht unter uns die kleine Wallfahrtskirche Ermita de Nuestra Señora de la Luz auf, zu der wir absteigen. Nach einer Pause folgen wir dem Weg am waldigen Hang entlang zum Dorf Luriezo und weiter auf der Straße in den Nachbarort Cahecho. Am Ortsende gibt es eine schöne Unterkunft des turismo rural, doch uns zieht es an diesem Tag noch nach Potes. Nachdem der Collado de Taba überquert ist haben wir schöne Blicke über das Tal zum Ostmassiv der Picos de Europa. Nun geht es stetig hinab in das schön gelegene Städtchen Potes. Müde erreichen wir die erste große Straßenkreuzung und quartieren uns hier im durchschnittlichen, aber preiswerten Hostal Peña Sagra ein, bevor wir später noch einen Bummel durch die Altstadt von Potes machen. Wer etwas gediegener unterkommen möchte, dem sei das Hotel Casa Cayo direkt im Zentrum empfohlen, in dem wir bei unserem ersten Aufenthalt in Potes übernachtet haben.

Picos de Europa

Ost-Massiv (Macizo Oriental o de Ándara)

11. Juni 2009: Von Potes nach Colio

Noch immer warten wir auf schönes Sonnenwetter, als wir von Potes aus nach Norden zum Ostmassiv der Picos aufbrechen. Auf Schotterpisten geht es in stetem Auf- und Ab über die Weiler Rases, Lles und Vinon nach Colio. Gerne würden wir die schroffen Berggipfel über uns bewundern, doch sie stecken hartnäckig in den tief hängenden Wolken. Von Colio steigen wir die steile Piste direkt unter dem Pico Pana hinauf. Hinter einigen Stallgebäuden macht sie eine weite Rechtskurve und kurz danach liegt oberhalb ein schöner Brunnen. Wir beschließen hier zu zelten und den weiteren Nachmittag zu einer Erkundungstour zu nutzen. Ohne das schwere Gepäck steigen wir den Pfad am Ende der Piste in die Scharte Los Riscos hinauf. Oben verflacht der Weg, doch wir stecken im dichten Nebel. Keine Spur von der weiteren Route. Wir geben für heute auf und hoffen für den nächsten Tag auf bessere Sicht. Beim Abstieg reißen die Wolken plötzlich auf und wir haben herrliche Blicke in die Tallandschaft der Liébana. Über uns kreisen Gänsegeier in der aufkommenden Thermik. Zurück am Brunnen genießen wir das schöne Abendlicht.

12. Juni 2009: Von Colio nach La Jaya

Beim Blick aus dem Zelt liegt die Landschaft wie im Bilderbuch vor uns. Unter uns bedeckt Nebel die Talsohle und über uns strahlt ein wolkenloser Himmel. Rasch steigen wir auf dem bekannten Pfad durch die Riscos. Jetzt im Sonnenschein können wir uns sofort orientieren. Durch ein Wiesental geht es zum Collado de la Llosa. Von hier steigen wir steil entlang eines Weidezauns nach Westen an. Nur gelegentlich gibt es erkennbare Pfadspuren, doch durch die offenen Grashänge erreichen wir recht zügig den 1948 m Collado de la Llaguna. Auf der Karte ist ein Weg durch die Felsklippen hinauf auf das Hochplateau eingezeichnet, den wir trotz intensivem Suchen nicht finden. So planen wir um und steigen nach Norden in den Canal del Valle ab, wo früher Bergbau betrieben wurde. Daran erinnert noch der aufwändig angelegte Weg, auf den wir bald stoßen und der sanft abfallend ins Tal führt. Kurz bevor er die große von Beges heraufkommende Piste erreicht, schlagen wir an einer Viehtränke mit herrlicher Aussicht das Zelt auf.

13. Juni 2009: Von La Jaya nach Sotres

Am nächsten Morgen schauen wir auf eine Wolkendecke in den Tälern hinab, während wir die frühe Sonne genießen. Wir gehen hinunter zur breiten Piste, wo einige landwirtschaftliche Steingebäude stehen. Wir folgen der Piste nach Westen und kommen in einem Taleinschnitt zur Fuente de los Lobos, wo wir die Wasserflaschen füllen. An der folgenden Gabelung halten wir uns links und die Piste führt aufwärts durch einen Buchenwald. Nach diesem und zwei großen Kehren zweigt scharf links eine weitere Piste zu des Vegas de Andara ab. Dort angekommen deponieren wir die Rucksäcke und gehen auf gutem Weg und über einige Schneefelder in Richtung des Collado de San Carlos. Von hier aus ist der sanfte Gipfel des Pico de Samelar (2227 m) schnell erstiegen. Ein fantastisches Panorama der Gipfel des Ostmassivs und bis zur Küste erwartet uns. Nun gehen wir zu unserem Gepäck zurück, queren zu einem kleinen Pass und steigen von dort in Richtung der Unterkunftshütte Casetón de Andara, die in einem eher unansehnlichen ehemaligen Bergwerksgebäude untergebracht ist. Bei unserer ersten Tour in den Picos haben wir hier übernachtet. Da es keine Quelle gibt, mussten wir Wasser aus Kanistern, die in dem gegenüberliegenden Bergwerksstollen gelagert werden, holen. Wir gehen dieses Mal aber oberhalb von Hütte und Stollen auf einem Pfad am Hang entlang und treffen erst später auf die breite Piste. Dieser folgen wir bergab, steigen jedoch etwas später auf den kleinen Bergrücken nach links hinauf, wo man etwas südlich einer tiefen Doline (Einsturzkrater) auf den Pfad trifft, der durch schöne Wiesenhänge nach Sotres hinabführt. Alternativ kann man auch auf der Piste bleiben und vom Pass Jito de Escarandi auf der Straße nach Sotres gehen. In Sotres nehmen wir uns in einer Pension am oberen Ortsrand ein einfaches Zimmer und genießen das gute Essen im beliebten Restaurant Casa Cipriano.

Zentral-Massiv (Macizo Central o de los Urrieles)

14. Juni 2009: Von Sotres zum Refugio de Urriellu

Von Sotres aus gehen wir zunächst auf der Landstraße bergab und zweigen in einer scharfen Kehre auf die geradeausführende Piste in das Tal des Duje ab. Wenig später kommen wir zu den Natursteinhäusern der Invernales del Texu einer alten Hirtensiedlung, die heute wieder teilweise als Ferienunterkunft genutzt wird. Wir biegen scharf rechts ab, gehen durch die kleine Ansiedlung und überqueren den Fluss. Der Fahrweg steigt nun zunächst in weiten Kehren an und führt dann auf den Wiesensattel des Collado de Pandébano zu. Um diesen zu erreichen, verlassen wir an einem Parklplatz den Fahrweg und gehen auf einem markierten Pfad zur Passhöhe hinauf. Hier verliert sich der Pfad etwas, doch um auf den Weg zum Refugio de Urriellu zu gelangen, wenden wir uns auf dem Sattel nach Süden und finden schnell den im Grashang ansteigenden Pfad. Er verläuft an einigen Steinhäusern vorbei und kommt zu einer Scharte (Collado Vallejo) mit schönem Blick auf den weiteren Wegverlauf und den über uns aufragenden Pico Urriellu (oder Naranjo de Bulnes), das steinerne Wahrzeichen der Region. Nun sind es noch einmal eineinhalb Stunden Anstieg durch karger werdende Felslandschaft und auch über einige große Schneefelder, bis wir das Refugio de Urriellu erreichen. Da die Wolken am Himmel nach Regen aussehen, beschließen wir, in der großen bewirtschafteten Berghütte (Selbstversorgung ist möglich!) zu übernachten. Am Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang zur Brecha de los Cazadores am Übergang zum Refugio Lueje (oder Refugio Jou de los Cabrones). Auf dem Weg sehen wir zahlreiche Gämsen. Nach einer etwas kurzen Klettereinlage ist die Scharte mit der wunderbaren Aussicht auf den Pico Urriellu erreicht. Nach Westen sehen wir auf weite verschneite Hänge und es wird uns klar, dass der für den nächsten Tag geplante Übergang zum Refugio Lueje für uns nicht machbar ist. Bei einsetzendem Regen kehren wir zu unserer Hütte zurück und sind froh über das trockene Dach über dem Kopf.  

15. Juni 2009: Vom Refugio de Urriellu nach Bulnes

Das Wetter hat sich auf der Höhe des Refugio gebessert, doch unter uns breitet sich eine geschlossene Wolkendecke aus. So nutzen wir den Vormittag zu einem Spaziergang oberhalb der Berghütte in Richtung des Talkessels Jou sin Tierre. Auch hier liegt noch zu viel Schnee für einen einfachen Übergang in Richtung Süden zur Seilbahnstation von Fuente Dé. Gegen Mittag machen wir uns auf den Abstieg auf demselben Weg auf dem wir gestern gekommen sind. Bald werden wir von der dichten Wolkendecke verschluckt. Es wird kalt und klamm, während wir zum Collado de Pandébano hinabgehen. Dort suchen wir den Anfang des Weges, der uns nach Westen in das kleine Dorf Bulnes hinunterbringt. Der Abstieg auf den alten Pflasterabschnitten ist teilweise sehr rutschig und schmierig, was das Gehen beschwerlich macht. Schließlich erreichen wir die wenigen Häuser des Dorfes, das bis heute keinen Straßenanschluss besitzt. Vor wenigen Jahren hat man jedoch eine Bergbahn, die durch einen Tunnel von Puente Poncebos hinaufführt, gebaut, so dass der Zugang auch für Touristen erleichtert wurde. In der winzigen Pension Casa del Chiflón bekommen wir ein kleines, aber gemütliches Zimmer und in der angrenzenden Bar serviert uns der Wirt am Abend ein preiswertes und gutes Dreigänge-Menü.   

16. Juni 2009: Von Bulnes nach Caín

Auch am nächsten Morgen hängen die Wolken noch an den Berggipfeln, aber immerhin regnet es nicht. Nach dem Frühstück machen wir einen Bummel in den oberen Ortsteil El Castillo. Dann starten wir zu einer der spektakulärsten Wanderungen, die die Picos de Europa zu bieten haben durch die Garganta de Cares. Zunächst steigen wir durch die schöne Schlucht des Canal del Tejo in Richtung Puento Poncebos ab. An deren Ende überqueren wir den Cares-Fluss auf einer Brücke und kommen zu einem Parkplatz, an dem der Weg in die grandiose Cares-Schlucht beginnt. Dieses ist eine der beliebtesten Wanderungen in den Picos de Europa, so dass man hier selten alleine sein wird. Zunächst steigen wir zum Sattel Los Colloaos, dem höchsten Punkt der Schluchtwanderung, hinauf. Von hier blickt man das tief eingeschnittene Flussbett entlang und sieht den Weiterweg an der nördlichen Schluchtwand. Nun geht es noch einmal steil hinunter, bis wir den hervorragend ausgebauten, breiten Unterhaltungsweg für den Wasserkanal, der sich durch die gesamte Schlucht zieht, erreichen. Von hier ab geht es fast eben an der Schluchtwand entlang mit immer neuen faszinierenden Ausblicken. Das Tal verengt sich immer mehr und der Weg führt durch einige kleine Tunnel. Am Ende der drei bis vierstündigen Schluchtdurchquerung kommt man zu düsteren Engstellen mit langen Tunnelpassagen. Dann endet die Schlucht an einem Wehr, wo der Wasserkanal beginnt. Nun ist es nicht mehr weit nach Caín, einen unter herrlichen Berggipfeln gelegenen Weiler mit mehreren Unterkünften und Restaurants. Im Hostal La Ruta nehmen wir uns ein Zimmer und freuen uns schon auf das Abendessen.  

17. Juni 2009: Von Caín nach Posada de Valdeón

Endlich scheint die Sonne mal wieder von einem wolkenlosen Himmel. Da wir eigentlich nur eine kurze Etappe vor uns haben, nutzen wir den Vormittag, um noch einmal in die Cares-Schlucht zurückzugehen und die wunderbare Landschaft in neuem Licht zu genießen. Mittags starten wir dann von Caín zunächst auf der Straße nach Süden. Es wird gerade gebaut und die Straße ist stundenweise gesperrt, so dass wir die autofreie Zeit nutzen. Am Ende einer kleinen Schlucht zweigen wir über eine Fußgängerbrücke nach links von der Straße ab. Auf deutlichem Pfad gehen wir über dem östlichen Ufer des Río Cares und kommen durch zwei kleine verlassene Häusergruppen mit hübschen kleinen Kirchen. Kurz vor Cordiñanes geht es wieder hinab zum Fluss, den wir überqueren und dann zum Aussichtspunkt Mirador del Tombo in einer Straßenkehre hinaufsteigen. Von dem Standbild mit einer zierlichen Gämse haben wir einen schönen Blick zurück auf den Eingang der Cares-Schlucht. Nun folgen wir ein ganz kurzes Stück der Straße und biegen dann nach rechts bergauf auf den Camino del Bustion, der uns durch schöne Bergwiesen zum Ortsrand von Posada de Valdeón bringt. Vorbei an typischen Getreidespeichern der Region, den Horreos, kommen wir an die zentrale Straßenkreuzung mit der Pension Begoña. Wir nehmen wie schon einige Jahre vorher ein kleines Zimmer im liebenswürdig verstaubten alten Teil des Hauses - zwar ohne eigenes Bad, aber die Gemeinschaftsbäder sind ausreichend und sehr gepflegt. Wir mögen die persönliche Atmosphäre in dieser netten Unterkunft und entscheiden uns, zwei Nächte zu bleiben.   

18. Juni 2009: Tagestour zum Refugio Collado Jermoso

Von Posada de Valdeón machen wir noch eine tolle Rundwanderung zum Refugio Collado Jermoso. Dazu gehen wir zunächst in einer halben Stunde auf der Straße nach Cordinanes. Am oberen Ortsrand beginnt der markierte Aufstieg zunächst als Fahrweg und steigt dann als Pfad zu den Felswänden an. Wunderbar angelegt leitet der nur leicht ausgesetzte Weg über schroffe Felsstufen und biegt dann nach Westen in sanfteres Gelände des Canal de Asotín. Durch ein kleines Waldstück steigen wir hinauf in das Wiesental der Vega de Asotín. Hier schwenkt unser Weg nach links - der Rückweg verläuft durch die geradeaus sichtbare steile Rinne des oberen Canal de Asotín. Wir aber steigen rasch zum Collado Solano hinauf, wo wir einen herrlichen Blick über das Cares-Tal zu den Gipfeln des Westmassivs haben. Reimar fühlt sich heute nicht gut, so dass wir uns trennen und uns für später an der vorherigen Verzweigung verabreden. Der Weg quert nun den steilen Hang, das kleine Schneefeld hier könnte früher im Jahr Probleme bereiten. Nun geht es immer den Markierungen folgend weiter bergauf. Der letzte Aufstieg zum Collado Jermoso mit dem kleinen bewirtschafteten Refugio Diego Mella ist sehr steil, aber nicht sonderlich schwierig. Von der 2072 m hohen Anhöhe über der Berghütte hat man einen fantastischen Blick ins Tal und zum Westmassiv. Nun geht es am Hang entlang nach Südosten und über die kleine Passhöhe der Las Colladinas. Zahlreiche Gämsen weiden an den Hängen. Einige Male muss ich weite Schneefelder überqueren, aber der schmale Pfad ist recht gut zu verfolgen. Kein Mensch begegnet mir hier oben und ich fühle mich wie in einer völlig abgeschiedenen Bergwelt. Der Weg führt durch die Felsen zum Boden des Hochtals. Hier beginnt der Rückweg, der vorbei am kleinen See Llagu Bajero zur steilen Rinne die wir auf dem Hinweg schon eingesehen haben, führt. Der Abstieg ist etwas steinig aber rasch erreiche ich wieder die Wiesenfläche der Vega de Asotín, wo Reimar im Sonnenschein auf mich gewartet hat. Gemeinsam treten wir den Heimweg auf der bekannten Route an. Am späten Nachmittag sind wir nach einem großartigen Tag in den schroffen Bergen zurück in unserer Pension.

West-Massiv (Macizo Occidental o Cornión)

19. Juni 2009: Von Posada de Valdeón zur Vega Huerta

Eigentlich war die Wettervorhersage gut gewesen, doch es hängen dichte Wolken bis tief in das Tal von Posada de Valdeón, als wir das Dorf verlassen und auf dem kleinen Sträßchen nördlich des Río Cares nach Soto de Valdeón gehen. Wir durchqueren den ruhigen Ort und gehen auch geradeaus in westlicher Richtung weiter, als die Straße nach links über den Fluss führt. Auf dem Fahrweg steigen wir immer leicht an und biegen dann nach Norden in das Tal Valle de Argolla ein. Auf dem guten Fahrweg steigen wir am Ende des Tals in weiten Kurven immer hinauf, bis wir auf die weiten Wiesenflächen der Vega de Llos kommen. Hier stecken wir mitten in den Wolken und haben kaum noch Sicht. Wir finden die kleine gemauerte Schutzhütte und etwas darüber einen Brunnen mit Viehtränke. Doch unseren weiteren Weg finden wir nicht. Mehrmals folgen wir Viehpfaden, die im Nichts enden. Schließlich entdecken wir doch - mehr durch Zufall - den Pfad, der unterhalb der Felsen hinüber zum Collado El Frade verläuft. Bei guter Sicht dürfte die Wegfindung kein Problem darstellen. Hier treffen wir auf den Hauptweg, der vom Refugio de Vegavano kommend ins Westmassiv führt. Ziemlich steil und leicht ausgesetzt bringt er uns in die Rinne des Canal del Perro. Wr können unser Glück kaum fassen, denn mit einem Mal durchstoßen wir die Wolkendecke und stehen unter den mächtigen Felswänden im gleißenden Sonnenschein. Im Canal del Perro halten sich noch große steile Schneefelder, um die wir an ihrem oberen rechten Rand herumkraxeln. So dauert es etwas, bis wir die Passhöhe des Collado del Burro erreichen. Hier erwartet uns eine spektakuläre Aussicht, denn vor uns erhebt sich die mächtige Südwand der Peña Santa de Castilla, mit 2593 m der höchste Gipfel des Westmassivs. Immer wieder schwappen Wolkenschwaden aus den Tälern herauf, ein fantastisches Bild. Nun geht es in stetem Auf und Ab durch die Felslandschaft nach Norden, bis wir den Sattel der Vega Huerta mit ihrer kleinen Quelle und den ebenen Grasflächen erreichen. Ein wunderbarer Ort zum Zelten.

20. Juni 2009: Von der Vega Huerta zum Refugio de Vegarredonda

Von nun an haben wir die Wettergötter auf unserer Seite. Als die Sonne aufgeht, schauen wir direkt auf ein endloses Wolkenmeer unter uns, aus dem nur ein paar Berge wie Inseln in der Ferne herausragen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf die anspruchsvolle Durchquerung des Zentralmassivs. Bald stellen wir fest, dass der mit Farbmarkierungen gekennzeichnete Pfad zum großen Teil noch unter riesigen Schneefeldern verborgen ist. Intensives Kartenlesen und ein gutes Gespür für das Gelände sind nun gefragt. Es geht am Fuß des El Gato, einem Vorgipfel der Peña Santa de Castilla, entlang und dann schwenkt die Route nach Norden. Am Hang gegenüber ist deutlich der U-förmige Einschnitt der Horcada La Poza auszumachen, durch den wir hindurch müssen. Der Weg führt eigentlich immer hoch am Hang entlang dorthin, doch er steckt noch in steilen, vereisten Schneefeldern. Wir haben nur die Wahl, einige Stunden zu warten, bis die Sonne den Schnee angetaut hat, oder durch die Talsenke hinüber zu gelangen. Also lassen wir die Rucksäcke einfach im Schnee den Hang hinabrutschen, steigen hinterher und dann einen weitgehend schneefreien Weg suchend wieder hinauf. Das Manöver kostet uns etwas Zeit, aber wir kommen sicher in der Scharte an. Nun geht es meist die Höhe haltend etwas leichter voran, doch immer wieder sind weite Schneeflächen zu überqueren und der Anschluss des Weges zu suchen. Aber die herrliche Bergwelt und die Blicke auf die Wolken unter uns entschädigen für alle Mühen. Schließlich erreichen wir den Collado La Fragua und beginnen den Abstieg in Richtung des Refugio de Vegarredonda. Das Wetter scheint stabil zu bleiben, so ziehen wir das Zelt der am Wochenende gut besuchten Hütte vor. Auf der Suche nach einem Zeltplatz entdecken wir einen schönen Feuersalamander. Bald darauf haben wir auch einen ebenen Platz für das Zelt unweit einer Wasserstelle außer Sichtweite der Hütte am Aufstieg zum Mirador de Ordiales gefunden.  

21. Juni 2009: Vom Refugio de Vegarredonda zum Refugio Vega de Ario

Vorbei am Refugio de Vegarredonda steigen wir nun auf dem guten Wanderweg ab und kommen mehr und mehr aus dem Felsgelände in die Region der Hochweiden. An der Vega la Piedra stoßen wir auf eine Piste, der wir zu einer Querpiste hinauf folgen. Dort halten wir uns rechts und gelangen rasch auf die Vega de Enol, wo nach rechts ein markierter Pfad abzweigt, der sich zwischen zwei Anhöhen hindurch in östlicher Richtung zum Nordende des Lago de Ercina windet. Dort queren wir hinüber auf den Weg, der stets ansteigend durch die kleinen Sommerhirtensiedlungen El Brazu und Las Bobias zur Vega de Ario hinaufführt. An deren Rand liegt das Refugio Vega de Ario, doch auch hier ziehen wir es vor, auf einer gerade für unser Zelt ausreichenden ebenen Fläche zwischen großen Felsblöcken zu zelten. Nur das Wasser müssen wir aus dem Brunnen nahe der Berghütte holen. Wir haben noch genug Zeit, um am Nachmittag den zweiten Gipfel unserer Tour zu besteigen. Dazu folgen wir dem nicht immer ganz deutlichen Pfad zur Collada del Jito, von wo man auch in die Cares-Schlucht absteigen kann. Wir aber steigen auf der anderen Seite des Einschnittes zum deutlichen Gipfel des 1940 m hohen Jultayu auf, den wir über steile Pfadspuren auf seiner grasigen Westseite erreichen. Auf seinem Gipfel angekommen bricht das Gelände jäh vor uns ab und stürzt 1500 m in die Cares-Schlucht. Tief unter uns blicken wir auf die Dächer von Caín, wo wir einige Tage zuvor übernachtet haben. Die Blicke zum Zentralmassiv und in die Cares-Schlucht sind einfach gigantisch. Nachdem wir das Panorama ausgiebig genossen haben, kehren wir auf dem gleichen Weg zum Zeltplatz zurück.   

22. Juni 2009: vom Refugio Vega de Ario nach Covadonga

An unserem letzten Trekkingtag steht der lange Abstieg nach Covadonga an. Zunächst geht es auf dem bereits bekannten Weg zum Lago de la Ercina zurück. Hier nutzen viele Ausflügler das gute Wetter zu einem kleinen Spaziergang in der Bergwelt. Uns ist inzwischen der Proviant ausgegangen, so dass wir uns über ein günstiges Mittagessen im kleinen Restaurant freuen. Nun könnte man auch mit den Sammeltaxis nach Covadonga hinunter fahren, doch wir machen uns gestärkt zu Fuß auf den Weg. Zunächst geht auf neu angelegten Wegen zu den interessanten Überresten der Bergbauanlagen und zum Besucherzentrum hinab. Hier beginnt der spannende, zum Teil durch alte Tunnel führende Weg in das topfebene Tal Vega de Comeya. Hier treffen wir auf einen nicht in den Karten eingezeichneten Fernwanderweg (lückenhafte rot-weiße Markierungen), der als von Kühen zertretener Pfad auf der Westseite steil aus dem Tal hinausführt. Kurz nach einer Viehtränke stoßen wir auf die Straße nach Covadonga, die wir ein kleines Stück links hinauf gehen und dann auf die erste rechts abzweigende Piste einbiegen. Die Markierungen leiten uns stets in westlicher Richtung bald auf einem Pfad über mehrere kleine Höhenrücken zu den alten Gebäuden von Severin, die früher von Hirten im Sommer genutzt wurden. Der noch deutliche Weg schwenkt nun nach Norden zu einem Sattel und führt zur Häusergruppe von Las Llacerias. Die Markierungen haben inzwischen aufgehört und auch den Weg über die Vega de Orandi nach Covadonge hinab finden wir nicht. Schließlich nehmen wir den breiten Weg, der über La Trapa zur Straße hinabführt, auf der wir dann noch einige Kilometer nach Covadonga hinablaufen. Falls jemand den direkten Verlauf des GR findet, darf er sich gerne mal melden! Covadonga ist als Ausgangspunkt der Rückeroberung der iberischen Halbinsel von der arabischen Besatzung im Jahr 722 eine Art spanisches Nationalheiligtum. Man sollte hier die in einer Felsnische liegende Kapelle und die riesige Wallfahrtskirche besuchen. Wir übernachten in der netten und preiswerten Pension Casa Priena, die etwa 500 m unterhalb von Covadonga an der Straße nach Cangas de Onís liegt. Am nächsten Morgen nehmen wir den Linienbus vom Vorplatz der Wallfahrtskirche, der uns nach Cangas de Onís bringt, von wo man gute Anschlüsse in die großen Städte der Umgebung hat.