Naturpark Posets-Maladeta

Vom Refugio Conangles nach Parzán

22. Juni 2011: Rifugi Conangles – Ibóns d´Anglíos

Die nächsten beiden Etappen führen durch das Maladeta-Massiv, in dem sich mit dem Pico de Aneto (3404 m) der höchste Gipfel der Pyrenäen befindet. Von der Hütte gehe ich im Wald talabwärts, und erreiche bald über eine Brücke das Westufer des Bergflusses Noguera Ribagorzana und die Nationalstraße. Dieser folge ich einige hundert Meter nach Süden und biege am Nordufer des Embalse de Basserca in den gut beschilderten Waldweg (GR 11) ein. Zunächst geht es im schattigen Buchenwald begleitet vom Rauschen eines kräftigen Bergbaches noch relativ sanft bergan. An einer Wegegabelung, an der nach rechts ein Weg in den Barranco d´Ixalenques abzweigt, wird der GR jedoch deutlich steiler. Schwitzend gewinne ich schnell an Höhe. Als der Buchenwald in lockeren Kiefernbestand übergeht, flacht der Pfad etwas ab, doch dafür wird das Terrain felsiger. Bereits gegen Mittag erreiche ich die Anglíos-Seen (2200 m) und die dazwischen liegende Schutzhütte. In der kleinen aber noch recht neuen Holzhütte kommen maximal 4 Personen unter. Da sich aber wieder dichtere Wolken über den Bergen bilden, entscheide ich mich, hier zu übernachten. Später gesellt sich noch ein schwedischer Lehrer zu mir, so dass wir ausreichend Platz haben. Auf einem Nachmittagsspaziergang besteige ich eine Hügelkuppe mit schönem Blick auf die östlichen Berge. In den Felsgruppen wohnen große Murmeltierkolonien. Gegen Abend scheinen die Wolken aufzulockern und ich hoffe auf schönes Wetter für die anstehende Passüberquerung, doch in der Nacht klopfen wieder Regentropen auf das Dach der Hütte.

 

23. Juni 2011: Ibóns d´Anglíos – Benasque

Am Morgen hängen die Wolken tief an den Gipfeln rund um die Angliós-Seen. Keine perfekten Aussichten für die anstehenden Passüberschreitungen. Zunächst geht es an den Seen weiter talaufwärts und dann steil über grobe Geröllhalden und an Restschneefeldern vorbei zur Collada d´es Ibóns (2525 m) hinauf. Danach steige ich 100 Höhenmeter zum Ibón Cap de Llausét hinab und umgehe ihn an seinem Nordufer. Nahe seines Ausflusses sitzt ein Feuersalamander regungslos auf dem Weg, anscheinend etwas erstarrt wegen der kühlen Temperaturen. Kurz darauf erreiche ich eine gut ausgeschilderte Wegekreuzung und zweige rechts auf den zum Collado de Ballibierna führenden Weg ab. Teilweise auf ziemlich gerölliger aber durchgehend recht gut markierter Route klettere ich zur glücklicherweise nicht von Wolken verhangenen Passhöhe in 2710 m hinauf. Der Blick in den langgezogenen Barranco de Ballibierna ist etwas grau, aber allmählich kämpfen sich einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, als ich durch Blockfelder und Restschnee zu den Ballibierna-Seen hinab steige. Am oberen See verliere ich kurzzeitig den Weg und klettere über riesige Felsblöcke, bis ich am Nordufer wieder auf die Markierungen stoße. Ab hier wird der stets von schönen Bergbächen begleitete Abstieg einfacher. Nach einer Mittagspause erreiche ich an der Puen de Corones die Piste, der ich nun über lange Zeit gemütlich hoch über dem immer tiefer eingeschnittenen Barranco de Ballibierna folge. Als ich am Wegesrand eine Pflanze fotografieren will, entdecke ich eine Westliche Peitschenschlange. Es bleibt die einzige Schlange, der ich auf meiner Tour begegne. Auf einem steilen Bergpfad, kürzt der GR schließlich eine weite Schleife der Piste ab und führt ins Tal von Benasque hinunter. Aber noch dauert es, bis zunächst die Puen de San Chaime am Eingang des Estos-Tals erreicht ist. Etwas unterhalb wechsele ich über eine Brücke auf die Westseite des Rio Esera und komme nach weiteren 3 km auf schönen Pfaden nach Benasque (1140 m). Der sehr touristische Ort bietet alles, was man sich nach einigen Tagen in der Bergwildnis wünscht – von Hotels, Restaurants, kleinen Supermärkten bis zu zahllosen Sport- und Outdoorgeschäften. Mir kam Benasque allerdings etwas zu kommerziell und wenig ursprünglich vor.

 

24. Juni 2011: Benasque – Ibón Gran de Batisielles

Bei wolkenlosem Wetter und mit neuem Proviant ausgestattet verlasse ich Benasque und gehe wieder zur Puen de San Chaime hinauf. Hier biege ich über die schöne alte Bogenbrücke in das zunächst recht enge Estós-Tal ein. Gemeinsam mit zahlreichen Wochenendausflüglern wandere ich auf der Piste im sich weitenden Tal vorbei an der Schutzhütte Refugio de Santa Anna aufwärts. Kurz hinter einer gefassten Quelle zweigt links der Aufstiegsweg zu den Ibóns de Batisielles ab, auf dem ich den GR 11 verlasse. In gut ausgebauten Kehren geht es im Wald bergan und nach einer Stunde ist der untere der Seen erreicht. Der Ibonet de Batisielles (1860 m) ist sehr idyllisch von Nadelbäumen umgeben und von schroffen Felsgipfeln überragt. Ein schöner Platz für die Mittagspause. Der Aufstieg zum oberen Ibón Gran de Batisielles (2200 m) ist steiler und steiniger. Aber nach weiteren 45 Minuten komme ich an dem in einem Felskessel gelegenen Bergsee an. Bei einem Erkundungsspaziergang finde ich einen wunderbaren Platz für das Zelt am jenseitigen Ufer, wo ich einen geruhsamen Nachmittag mit Lesen und Genießen der herrlichen Landschaft verbringe. Direkt über den See blickt man auf die Gipfel des Maladeta-Masivs mit dem Pico de Aneto, die sich im Abendlicht auf der Wasseroberfläche spiegeln.

 

25. Juni 2011: Ibón Gran de Batisielles – Plan d´Añes Cruces

Fast ein wenig mit schwerem Herzen verlasse ich „meinen“ schönen Zeltplatz und kehre auf dem Weg vom Vortag zum unteren Ibonet de Batisielles zurück. Hier zweige ich auf den guten, von verschiedensten Blüten gesäumten Hangweg ab, der mich über dem Tal in Richtung der Estós-Hütte bringt. Mit Blick auf die gegenüberliegende Hütte steige ich zum Fluss ab und überquere ihn auf einer Brücke. Der am Ufer talaufwärts führende Pfad sieht vielversprechend aus, erspart er mir doch den Anstieg zu Hütte, an der der GR 11 verläuft. Doch mein Pfad verschwindet bald im hügeligen Wiesengelände, so dass ich einige Zeit suchen muss, bis ich den GR finde. Dann geht es aber zügig im Tal aufwärts. An der Stelle, an der ein Seitenzufluss des Río Estós in einer engen Klamm zu Tal stürzt, mache ich auf einer Blumenwiese mein Mittags-Picknick. Von 2590 m hohen Puerto de Chistau habe ich später noch einmal schöne Blicke das Estós-Tal hinab bis zum Aneto. Dann geht es auf einfachen Pfaden zügig in das Tal des Río Cinqueta hinab. Im Wiesengrund des Plan d´Añes Cruces baue ich schließlich unweit des rauschenden Baches mein Zelt auf.

 

26. Juni 2011: Plan d´Añes Cruces – Parzán

Ich überquere den Río Cinqueta und bald führt der schmale Pfad hoch über dem Fluss durch die Wiesenhänge. Im Osten erheben sich die schroffen Gipfel des Pico de Posets (mit 3386 m zweithöchster Berg der Pyrenäen). Der Weg wendet sich nach Westen und es kommen die verstreuten Bruchsteinhäuser rund um das Refugio de Biadós (1740 m) in Sicht. Die schön gelegene Alm- und Berghütte ist ein beliebtes Ausflugziel. Ich gehe am Refugio vorbei und auf den markierten Pfaden zum unterhalb gelegenen Zeltplatz hinab. Nun wandere ich auf der breiten Piste durch den Wald und biege dem GR 11 folgend wenig später auf die zu einem kleinen Weiler ansteigende Piste ein. An den Häusern beginnt ein Waldweg, der zum Collado de las Collás ansteigt und dabei mehrfach einen Fahrweg kreuzt. Von der kleinen Passhöhe auf 1850 m hat man einen weiten Blick auf das bewaldete Tal und die 2972 m hohe Punta Suelsa. Auf der Piste steigt man zunächst ins Tal hinab und dann wieder zu einer kleinen Hütte (bei meiner Tour ohne Dach und nicht nutzbar) hinauf. Hier endet die Piste und der GR verläuft weiter auf schmalen Pfaden. Kurze Zeit nach der Hütte überquere ich einen Bergbach auf einer Brücke und nutze ein schönes Felsbecken zu einem erfrischenden Bad. Dann steigt der Pfad auf einen Bergrücken mit schöner Aussicht an und führt auf die Passhöhe Paso de los Caballos (2320 m), auf der eine (bei meinem Besuch verschlossene) Steinhütte steht. Hier beginnt der lange Abstieg zunächst auf einem steilen Pfad, dann auf einer breiten Piste vorbei am kleinen Stausee von Ordizeto hinab zur Nationalstraße 138. Dieser folge ich einen guten Kilometer nach Süden und erreiche Parzán. An der Straße liegen eine Tankstelle mit angeschlossenem Supermarkt und gegenüber das Hostal Fuente, wo ich ein preiswertes Zimmer bekomme. Das Abendmenu ist hier allerdings etwas dürftig.